Ehemaliger ACC-Präsident

„Syndizi und Anwälte müssen komplett gleichgestellt sein”

Carsten Lüers war der erste deutsche Präsident der inter­nationalen Vereinigung der Unternehmensjuristen ACC Europe. Vor wenigen Wochen endete seine Amtszeit, für die sich der Verizon-Inhousejurist klare Ziele gesetzt hatte. Mit JUVE sprach er unter anderem über den Berufsstand des Syndikusrechtsanwalts.

Teilen Sie unseren Beitrag
Carsten Lüers
Carsten Lüers

Als Sie vor einem Jahr als Präsident antraten, setzten Sie sich das Thema Berufsrecht und den politischen Einfluss des Verbandes auf die Agenda. Inwieweit konnten Sie umsetzen, was Sie sich vorgenommen hatten?
Carsten Lüers:
Gerade im Bereich des politischen Einflusses haben wir eine ganze Menge umgesetzt. Wir haben uns intensiv in die Diskussion um das Legal Professional Privilege eingebracht, das gerade auf Ebene der EU-Kommission wieder diskutiert wird. Zudem gibt es die Europaratskonvention zum Berufsbild des Rechtsanwalts, wo wir ebenfalls noch einmal unsere Position klar gemacht haben.

Was macht dieses Engagement in Ihren Augen gerade jetzt wichtig?
Insgesamt sehen wir in verschiedenen Ländern eine Tendenz, die Stellung des Inhouseanwalts zu beschränken beziehungsweise nicht gleichzustellen mit dem externen Anwalt. Das halten wir für falsch. Insbesondere bei Compliance-Ermittlungen etwa ist es wichtig, dass die Inhouseanwälte genauso mit dem Legal Professional Privilege ausgestattet sind. Denn nur so können sie unabhängig und unvoreingenommen und auch mit einem gewissen Vertrauen des Managements in die Vertraulichkeit ermitteln. Und sie wären nicht komplett auf externe Anwälte angewiesen. Diese haben natürlich ihre Berechtigung, werden aber in der Regel erst eingeschaltet, wenn es schon kritisch geworden ist. Dabei ist ja der Ansatz von Compliance, präventiv zu agieren. Und da sehen wir die Inhousekollegen doch sehr viel besser positioniert.

Ist der neue Berufsstand des Syndikusrechtsanwalts ein Schritt in diese Richtung?
Ich denke schon. Doch in Deutschland haben wir das klassische Legal Privilege, das man aus dem angloamerikanischen Recht kennt, eben nicht. Aber als Stärkung der berufsrechtlichen Position geht der Syndikusrechtsanwalt in die richtige Richtung.

Wie müsste es aus Ihrer Sicht weitergehen?
Ich denke, dass es eigentlich eine komplette Gleichstellung zwischen dem Syndikusanwalt und dem externen Anwalt geben müsste. Ich finde die Unterscheidung nicht nachvollziehbar. Aber wahrscheinlich wird sich mittelfristig nichts ändern. Wir werden unsere Position trotzdem weiter vertreten.

Das Gespräch führte Christin Stender.

Das gesamte Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des JUVE Rechtsmarkt (01/2018), die heute erschienen ist.

Artikel teilen

Gerne dürfen Sie unseren Artikel auf Ihrer Website und/oder auf Social Media zitieren und mit unserem Originaltext verlinken. Der Teaser auf Ihrer Seite darf die Überschrift und den ersten Absatz des Haupttextes enthalten. Weitere Rahmenbedingungen der Nutzung unserer Inhalte auf Ihrer Website entnehmen Sie bitte den AGB.

Für die Übernahme von Artikeln in Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen Nutzungsrechte über die PMG Presse-Monitor GmbH, Berlin. Telefon: 030/284930 oder www.presse-monitor.de.