Anwälte haben selten Vorbilder. Woran das liegt? Böse Zungen behaupten: weil sie sich selbst für die Größten halten. Für Annette Pospich gilt das nicht, sie hat sogar zwei Vorbilder. Zum einen Jessica Pearson, Managing-Partnerin einer New Yorker Kanzlei aus der TV-Serie ,Suits‘, die auch bei echten Anwälten ziemlich beliebt ist. Pearsons perfekt sitzende Outfits beeindrucken Pospich immer wieder.
Das zweite Vorbild ist ihre Großmutter. „Ich habe sie schon immer sehr bewundert, weil sie Gleichberechtigung schon vor 50 Jahren gelebt hat“, sagt Pospich. Damit war sie vor einem halben Jahrhundert weiter als die heutige Immobilienbranche. „Ich habe mich nie als Teil einer Minderheit gefühlt“, sagt Pospich zwar. „Trotzdem glaube ich nicht, dass sich die Männerdominanz schlicht dadurch auswachsen wird, dass der Nachwuchs heute weiblicher als noch vor fünf bis zehn Jahren ist.“
Wird sie „die neue Cornelia Thaler“?
Auf geschlechtsspezifischen Unterschieden will sie trotzdem nicht zu sehr herumreiten. „Wir sollten mit einer selbstbewussten Selbstverständlichkeit auftreten.“ Deshalb ist sie auch bei Frauennetzwerken etwas zurückhaltend: „Ich suche schon bewusst den Kontakt zu Frauen aus der Branche, allerdings lege ich es nicht darauf an, indem ich unzählige Veranstaltungen besuche“.
Als erfolgreiche Immobilienanwältin ist Pospich jedenfalls, Stand heute, alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Am Verhandlungstisch sitzen ihr meist Männer gegenüber. Die behaupten manchmal – hinter vorgehaltener Hand – sie sei „eine ganze Harte“. Pospich kann das nicht nachvollziehen. Kollegen, Mandanten und Weggefährten, die sie länger und besser kennen, beschreiben sie als „tough“, „engagiert“ oder „charmant“. Manche sagen ihr gar nach, sie hätte das Zeug die „neue Cornelia Thaler“ zu werden – so heißt die derzeit bekannteste Immobilienanwältin im deutschen Markt.