Energieversorgung

BEV-Insolvenzverfahren nach schwieriger Vorphase eröffnet

Autor/en
  • Ludger Steckelbach

Das Amtsgericht München hat das Insolvenzverfahren über die BEV Bayerische Energieversorgungsgesellschaft eröffnet. Vorher lenkte Verwalter Axel Bierbach von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen über acht Monate lang als vorläufiger Verwalter das Verfahren. In dieser Zeit sah sich Bierbach nicht nur mit Bergen von Rechnungen, sondern auch mit vielen Anfeindungen konfrontiert.

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Axel Bierbach
Axel Bierbach

Schon am 25. Januar hatte die BEV den Insolvenzantrag gestellt und Bierbach die vorläufige Verwaltung übernommen. Doch das Insolvenzgutachten zu erstellen, kostete ihn außergewöhnlich viel Zeit. Das lag unter anderem daran, dass erst durch die Endabrechnungen festgestellt werden kann, ob und in welchem Umfang Kunden noch Zahlungen für Energielieferungen zu leisten haben und welcher Kunde in welcher Höhe Gläubiger ist. Der Verwalter geht davon aus, das um die 600.000 Abrechnungen erstellt werden müssen.

Schließlich ist derzeit von immerhin rund 314.000 Gläubigern auszugehen. Sie setzen sich aus 312.000 BEV-Kunden und 2.000 Lieferanten zusammen, zu denen Strom- und Gas-Netzbetreiber sowie Vermittlungsportale gehören. Die Verbindlichkeiten der BEV gegenüber Kunden belaufen sich voraussichtlich auf 54 Millionen Euro, pro Kunde also etwa 170 Euro. Erst zum Zeitpunkt der Rechnungserstellung wird klar, ob ein Kunde Gläubiger oder Schuldner ist. Insgesamt schätzt der Verwalter die Verbindlichkeiten auf 207 Millionen Euro.

Der Berichtstermin wird am 15. Januar 2020 in der Reithalle München stattfinden. Das Insolvenzverfahren und die Prüfung der Forderungen werden sich angesichts der hohen Gläubigerzahl voraussichtlich über mehrere Jahre hinziehen. Mit einer nennenswerten Quote für die Gläubiger ist aus heutiger Sicht aber kaum zu rechnen.

Gegen Bierbachs Abrechnungsverhalten gab es zudem Beschwerden. Einer der Angreifer war Boris Wehlauer, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Schweizer Genie Holding. Er hat dem Verwalter vorgeworfen, mit fragwürdigen Methoden Masse für ein Verfahren zu sammeln. Genie war die Muttergesellschaft der BEV. Bierbach fordert von Genie 119 Mllionen Euro im dort zwischenzeitlich eingeleiteten Konkursverfahren. Bei Genie ist aber bisher kaum Vermögen gefunden worden. Möglicherweise wollte Wehlauer die Eröffnung eines Verfahrens verhindern, in dem er selbst mit Forderungen konfrontiert werden könnte.

Insolvenzverwaltung BEV
Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen (München): Axel Bierbach (Insolvenzverwalter), Christian Beutler, Oliver Schartl, Dr. Stefan Debus; Associates: Severin Haneke, Evgeniy Geyler, Maximilian Hallberg (alle Insolvenzrecht)

Berater BEV/Insolvenzverwalter
DLA Piper (München): Dr. Dietmar Schulz (Federführung; Insolvenzrecht), Michael Cieslarczyk (Energierecht; Köln)
Irle Moser (Berlin): Christian-Oliver Moser; Associate: Lennart-Christian Levenson (beide Medienrecht)

Berater Wehlauer
Walter & Walter (Frankfurt): Sascha Walter (Insolvenzrecht)

Hintergrund: Um sich gegen unzulässige Veröffentlichungen im Zusammenhang mit den Vorwürfen zu wehren, beauftragte Bierbach die Berliner Medienrechtskanzlei Irle Moser. Sie erwirkte bereits eine Unterlassungserklärung sowie die Löschung einiger Pressemeldungen.

DLA Piper berät die BEV bereits seit der Antragstellung. Ein Team um die beiden Partner Schulz und Cieslarczyk ist weiterhin für energierechtliche Fragen dabei. Kaufinteressenten wurden in den vergangenen Monaten nicht bekannt, sodass nach Auskunft von Beteiligten eine Abwicklung wahrscheinlich ist.

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