Auch Kanzlei wird durchsucht

Großrazzia im Fall Adler – neue Anwälte treten auf den Plan

Nach den Durchsuchungen im Zusammenhang mit dem Immobilienkonzern Adler Group bringen sich zahlreiche Anwälte für ihre Mandanten in Stellung. Es geht um den Verdacht der Falschbilanzierung, der Marktmanipulation und der Untreue. Außerdem soll eine Kölner Kanzlei als Sonderprüfer mögliche aktienrechtliche Verstöße untersuchen.

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Mitte der Woche haben BKA und Staatsanwaltschaft 21 Objekte durchsucht, es steht der Vorwurf der Falschbilanzierung, Marktmanipulation und Untreue bei der Adler-Tochter Adler Real Estate im Raum. Ein Sprecher der Adler Group bestätigte die Razzia. Die Ermittlungen erfolgten „vor dem Hintergrund von Geschäftsvorfällen bei der Adler Real Estate AG aus dem Geschäftsjahr 2019, die bis ins Jahr 2020 reichen“. Der Konzern kooperiere mit den Behörden.

Roger Kiem

Durchsucht wurden Geschäftsräume und Wohnungen in Berlin, Düsseldorf und Erftstadt sowie in Österreich, den Niederlanden, Portugal, Monaco, Luxemburg und Großbritannien, darunter auch eine Anwaltskanzlei. Soweit bekannt handelt es sich dabei um das Büro eines Kölner Einzelanwalts (der Name ist JUVE bekannt), der schon länger für den österreichischen Immobilienunternehmer Cevdet Caner tätig sein soll. Caner wird nachgesagt, er habe im Hintergrund an Entscheidungen im Adler-Konzern mitgewirkt, ohne aber offiziell in Erscheinung zu treten. Das Landgericht Berlin hat zwei Tage vor den Durchsuchungen unabhängig davon auch einem Antrag der Aktionärsschützer von SdK teilweise stattgegeben und einen Sonderprüfer eingesetzt.

Rupert Bellinghausen

Die Kölner Kanzlei Reitze Wilken soll unabhängig prüfen, ob Caner im Jahr 2021 Einfluss auf die Geschäfte der Adler Real Estate AG zum Nachteil der Aktionäre nahm und ob sich Caner oder ihm nahestehende Personen bereichert haben. Das berichtet die Wirtschaftswoche.

Viele Prüfer, wenig Klarheit

Oliver Wilken

Im Zusammenhang mit den Vorwürfen gab es bei Adler schon seit einiger Zeit interne und externe Prüfungen. Öffentlich trat vor allem KPMG in Erscheinung, die als Wirtschaftsprüferin den Jahresabschluss 2022 testieren sollte, die Prüfung aber trotz gerichtlicher Anordnung verweigerte. Im April übernahm Rödl & Partner. Seit heute steht fest, dass Martin Wambach, bekannt als Gutachter aus dem Wirecard-Untersuchungsausschuss, das Mandant übernimmt. So berichtet es die FAZ.

Neben KPMG hat auch White & Case einzelne Aspekte der Vorwürfe bei Adler untersucht. Die US-Kanzlei gilt als umfassende Beraterin des Immobilienkonzerns seit der Entstehung der Adler Group 2020. Seitdem unterstützte White & Case Adler bei zahlreichen Transaktionen, Finanzierungen und Kapitalmarktmaßnahmen und bei den überlebenswichtigen Verhandlungen mit den Anleihegläubigern.

Bernd Groß

White & Case-Partner Prof. Dr. Roger Kiem, bei der Fusion Berater von Ado Properties, ist heute Hauptansprechpartner für das Adler-Mandat. Dass White & Case aber auch Dokumente zu Vorgängen prüfte, an denen sie als Beraterin selbst beteiligt gewesen sein könnte, wurde im Markt als problematisch empfunden. Die Kanzlei hält dagegen, dass der nun im Fokus der Staatsanwaltschaft stehende Deal, ein Immobilienprojekt in Düsseldorf-Gerresheim, vor ihrer Beratungszeit bei Adler liegt. Mit Linklaters kam nach Marktinformationen trotzdem eine weitere externe Prüferin ins Spiel – ohne vorherige Kontakte zum Konzern.

Adler lehnt Vorstandsrücktritt ab

Lenard Wengenroth

Aktuell nennt die Staatsanwaltschaft in dem Komplex insgesamt sieben Beschuldigte zwischen 38 und 66 Jahren mit deutscher, österreichischer und englischer Staatsangehörigkeit. Ihnen werde vorgeworfen, in ihrer Funktion als (ehemalige) Vorstände des Immobilienkonzerns von 2018 bis 2020 „die Bilanzen des Unternehmens unrichtig dargestellt oder hierzu Beihilfe geleistet zu haben“. Zudem sollen sie im Namen der Gesellschaft Beraterverträge abgeschlossen und Zahlungen hierzu angewiesen haben, für die es nach derzeitigem Ermittlungsstand keine Gegenleistungen gebe. Damit sei dem Unternehmen ein Vermögensnachteil entstanden.

Björn Gercke

Zu den Beschuldigten gehört auch der amtierende Rechtsvorstand des Unternehmens, Sven Christian Frank. Adler hat sich einer Mitteilung zufolge hinter den Manager gestellt: Der Verwaltungsrat der Adler Group und der Aufsichtsrat der Berliner Tochter Adler Real Estate hätten ihm ihr Vertrauen ausgesprochen und seine Bitte um vorübergehende Entbindung von seinen Aufgaben abgelehnt. (mit Material von dpa)

Berater Adler Group
White & Case (Frankfurt): Prof. Dr. Roger Kiem (Federführung Gesamtmandat; Corporate/M&A)
Linklaters (Frankfurt): Dr. Christian Schmitt, Dr. Rupert Bellinghausen (beide Konfliktlösung), Dr. Alexander Schlee (Kapitalmarktrecht)
Feigen Graf (Frankfurt): Dr. Bernd Groß, Dr. Laura Borgel (Strafrecht)

Nikolaos Gazeas

Verteidiger Sven-Christian Frank (Rechtsvorstand)
Krause & Kollegen (Berlin): Dr. Lenard Wengenroth (Strafrecht)

Verteidiger Maximilian R. (Ex-Vorstand Adler Real Estate)
Gercke Wollschläger (Köln): Prof. Dr. Björn Gercke (Strafrecht)

Verteidiger Tomas V. (Ex-Vorstand Adler Real Estate)
Gazeas Nepomuck (Köln): Dr. Nikolaos Gazeas (Strafrecht)

Verteidiger Josef S. (Schwager von Cevged Caner)
Thomas Deckers Wehnert Elsner (Düsseldorf): Johannes Zimmermann (Strafrecht)

Sonderprüfer
Reitze Wilken (Köln): Dr. Oliver Wilken, Ricardo Wintzer, Dr. Anna Recker, Dr. Klaus Velke, Dr. Sebastian Hagemann; Associate: Marius Jürgens (alle Aktienrecht)   

Die Berater sind aus dem Markt bekannt.

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