Große Teile des Gebäudemanagementkonzerns R+S haben beim Amtsgericht Hannover Insolvenz angemeldet, nachdem Banken die bestehenden Kreditlinien nicht verlängert haben. Zu den insolventen Gesellschaften zählt auch die Holdinggesellschaft des Dienstleistungskonzerns. Mit einer Ausnahme wurde Justus von Buchwaldt aus dem Hamburger Büro von BBL Bernsau Brockdorff & Partner zum vorläufigen Insolvenzverwalter der betroffenen Firmen bestellt: In Köln hat das Insolvenzgericht Dr. Mark Boddenberg von der Kanzlei Eckert zum Verwalter der dortigen R+S-Tochtergesellschaft berufen.
R+S ist vor allem für Reinigungsdienste bekannt, bietet aber auch Sicherheitsdienste oder das Management von Gebäudetechnik an. Rund 3.300 Mitarbeiter aus dem Konzern sind von der Insolvenz betroffen. Ein Frankfurter Restrukturierungsteam von DLA Piper, zu dem Partner Mike Danielewsky und Associate Dr. Martin Kaltwasser zählen, wurde nach der Antragstellung von R+S engagiert, um die Gesellschaft im Insolvenzverfahren und bei der Betriebsfortführung zu beraten. Die vier Tochtergesellschaften, die sich auf die Reinigung in Krankenhäusern spezialisiert haben, haben keinen Insolvenzantrag gestellt. Die Ausgangslage für eine erfolgreiche Sanierung bezeichnete von Buchwaldt als „sehr gut“.
Erfahrung mit Unternehmenssanierung
Von Buchwaldt war zuletzt vor allem als Sanierer mit operativer Verantwortung in Eigenverwaltungsfällen gefragt. Der BBL-Partner begleitete als Generalbevollmächtigter zum Beispiel die Eigenverwaltung beim Erotikhändler Beate Uhse. Zusammen mit Local-Partner Dr. Rouven Quick übernahm er dieselbe Funktion bei der Köttermann-Gruppe, die Labore einrichtet, sowie erst zu Jahresbeginn bei der Göttinger Fachhandelskette Lünemann. In der Krise der Nordwacht Sicherheitsdienste fungierte von Buchwaldt 2016/17 als Sanierungsgeschäftsführer.
Der Kölner Insolvenzrechtler Boddenberg hatte sich im vergangenen Jahr der Hannoveraner Kanzlei Eckert angeschlossen, als die Kanzlei Dr. Ringstmeier & Kollegen auseinanderbrach. Die Kanzlei Eckert ist zuletzt vor allem durch große Insolvenzen im Gesundheitssektor bekannt geworden, bei denen Namensgeber Dr. Rainer Eckert mehrfach zum Sachwalter bestellt wurde. Auch Boddenberg war bereits mehrfach bei Krankenhaus-Sanierungen aktiv, so etwa beim Josef-Hospital Delmenhorst.
Neue Verwaltergeneration übernimmt
Die Bestellung von Buchwaldt (47) und Boddenberg (45) macht endgültig deutlich, dass bei den großen und bedeutenden Insolvenzverfahren des Landes jetzt eine jüngere Verwalterriege das Zepter übernommen hat. Der Insolvenzverwalter von Air Berlin, Dr. Lucas Flöther, ist Jahrgang 1974. Den Buchgroßhändler KNV verwaltet der 50-jährige Tobias Wahl aus der Kanzlei Anchor, die Modekette Miller & Monroe mit rund 1.700 Mitarbeitern liegt in den Händen des 48-jährigen Jochen Sedlitz von Menold Bezler. Stefan Meyer von Pluta, der zuletzt mehrfach zum Sachwalter für größere Fälle wie den Modekonzern Gerry Weber oder zuletzt den Pralinenhersteller Leysieffer ernannt wurde, ist 52 Jahre alt. Die Sachwalterrolle bei der vielbeachteten Insolvenz der Elsflether Werft (Gorch Fock) bekam der 48-jährige Dr. Hendrik Heerma von FRH Fink Rinckens Heerma.
BBL hat sich zuletzt mehrfach mit Quereinsteigern verstärkt. In Hamburg kam Anfang 2019 der Insolvenz- und Arbeitsrechtler Jan Hölck hinzu. In NRW wechselte Insolvenzverwalter Marvin Bauernfeind von der Kanzlei Klepper & Partner zu BBL. Zuvor hatte die Kanzlei für ihren Beratungszweig in München die frühere Siemens-Juristin Birgit Kurz gewonnen.