Erst Ende April erwischte es die Heidelberger Traditionsbäckerei Mantei mit 80 Mitarbeitern, jetzt ist es der Sauerländer Großfilialist Sondermann Brot mit insgesamt 780 Beschäftigten: Die wettbewerbsintensive Branche leidet seit Jahren unter überdurchschnittlich vielen Insolvenzen. Bei Sondermann hat das Amtsgericht Siegen die Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff & Partner für die Aufgabe der Sanierung bestellt.
Sondermann hatte sich bei ihrer ersten Schieflage 2011 zunächst restrukturiert. Andreas Pantlen, der damals noch für die Kanzlei Wellensiek in Düsseldorf beriet, führte das Mandat. Mittlerweile unter der Flagge von BBL Bernsau Brockdorff & Partner, wurde er Ende August zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Sauerländer Großbäckerei bestellt. Mit seinem Team, das aus den Düsseldorfer Insolvenzrechtlern Sinja Schlotter und Michael Merten sowie der Frankfurter Arbeitsrechtlerin Dr. Simone Wernicke besteht, kommt ihm nun die Aufgabe zu, Investoren für eine Gesamtlösung zu finden.
Eine schwere Aufgabe, an der bereits der Insolvenzverwalter Holger Blümle von Schultze & Braun aus Stuttgart im Insolvenzverfahren der Traditionsbäckerei Mantei scheiterte. Ende Juni schlossen die zwölf Filialen. Auch Mantei befand sich 2012 schon einmal in einer Schieflage.
Pantlen wird nun im Sondermann-Verfahren darüber entscheiden müssen, ob es notwendig ist, externe Dritte für die Verwaltung, insbeondere für das Contolling und die Logistik, hinzuzuziehen. Sechs Kommanditgesellschaften mit Sitz in Drolshagen befinden sich unter seiner Verwaltung, während für einige andere Gesellschaften aus der Gruppe kein Antrag gestellt wurde. Diese Gesellschaften halten derzeit die Produktion und die Versorgung einiger Einrichtungen des Gesundheitswesens aufrecht.
Dr. Peter Memminger, Namenspartner der Frankfurter Kanzlei Memminger, berät den Mehrheitsgesellschafter Lafayette Mittelstand Capital. Der Luxemburger Fonds ist auf langfristige Investitionen bei Mittelständlern in Turn-around-Situationen spezialisiert. Er ist Dauermandant der Kanzlei und wird bei dem Investment, also auch dem aktuellen Verfahren, laufend von ihr beraten.
Aus der Insolvenz der Siebrecht Bäckerei 2013 in Paderborn verfügt Pantlen über Branchenerfahrung. Sein Kollege Lars Hinkel, der damals mit ihm von Wellensiek zu BBL wechselte, beriet 2016 die Aachener Großbäckerei Kronenbrot arbeitsrechtlich in deren Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Hinkel eröffnete danach im Februar 2017 für Anchor deren Düsseldorfer Büro.
Harter Wettbewerb
Als ein Grund für die Schwierigkeiten der Bäckereien wird der harte Wettbewerb genannt. Viele Discounter haben in den vergangenen Jahren in Backautomaten investiert und damit reinen Bäckereien Konkurrenz gemacht. Vor rund einem Jahr gingen beim Amtsgericht Erfurt Frischback mit 800 Mitarbeitern und in Ludwigsburg Topback mit gut 100 Beschäftigten in die Insolvenz. Sondermann nennt die diesjährige Hitzewelle verbunden mit Grillverboten mit offenbar bislang nicht gekannten Umsatzrückgängen in den Filialen als akuten Grund sowie absehbar steigende Rohstoffkosten als weiteres Problem ihrer aktuellen Notlage.
Die Düsseldorfer Kanzlei Kluth hatte unter der Federführung von Markus Küthe und der Mitarbeit des Associates Marcus Spangenberger die Unternehmensgruppe vorinsolvenzlich beraten. Sie konnte dort allerdings keine längerfristige Sanierungsberatung umsetzen, sondern wurde von der Geschäftsleitung kurzfristig über persönliche Kontakte zur Einleitung des Verfahrens herbeigezogen. Ihr Mandat dort ist daher nun beendet.