Über mehrere Jahre hatte die Arbeit für VW bei der Abwehr von Diesel-Massenklagen Heuking Umsatzsprünge beschert. Im Jahr 2017 waren es 12,1 Prozent, im Jahr darauf 18,4 und 2019 schließlich 10 Prozent. Angesichts dieser Zuwächse fällt der Umsatzrückgang nach dem Wegfall dieser Sonderkonjunktur moderat aus. Der Rückgang betrug im vergangenen Jahr 2,5 Prozent, genauso wie im Jahr zuvor. Unterm Strich steht also eine insgesamt stabile Seitwärtsbewegung.
Diese lässt vor allem die Produktivitätskennzahl Umsatz pro Berufsträger erkennen. Mit 482.000 Euro liegt der UBT nur wenig unter dem des Jahres 2018, als die Arbeit am historischen Diesel-Mandat auf Hochtouren lief. Im Vergleich zum Vorjahr fällt der UBT sogar knapp 10.000 Euro höher aus.
Viele Abgänge, viele Zugänge
Auffällig ist der insgesamt moderate Personalrückbau von 4,8 Prozent auf 384,4 Full Time Equivalents (FTE). Dem Ausscheiden vieler befristet angestellter Diesel-Anwälte steht der Ausbau anderer Praxisgruppen gegenüber. Ausgebaut hat Heuking im vergangenen Jahr vor allem im Arbeits- und Gesellschaftsrecht mit Quereinsteigern von Dentons und Noerr. Der Hamburger Standort verstärkte sich mit dem Steuerrechtler Dr. Henrik Lay, und in Frankfurt stieß gleich ein ganzes Steuer-Team um Jörg Michelsen dazu.
Aufsehen erregte der Weggang der langjährigen Partnerin Dr. Ulrike Gantenberg zu Beginn des Geschäftsjahres. Gantenberg verantwortete bis dahin die Diesel-Litigation bei Heuking.
Hohe Auslastung hält Rückgänge in Grenzen
Als Gründe für das undramatische Ausklingen der Diesel-Sonderkonjunktur führt Heuking gegenüber JUVE wachsende Umsätze in den Bereichen M&A, Restrukturierung und Vergaberecht an. Hervorzuheben sind unter anderem Mandate wie die Abellio-Pleite, in deren Rahmen Heuking mit diesen drei Praxisgruppen die Bundesländer NRW und Baden-Württemberg zu Nachfolgelösungen beriet. Aber auch die Litigation-Praxis hat es gemäß Kanzleiangaben geschafft, das Umsatz-Niveau zwar nicht zu halten, jedoch Rückgänge einzudämmen. Zu den umsatzstarken Mandaten der Kanzlei gehörte auch die gesellschaftsrechtliche Umstrukturierung der Funke Medien-Gruppe.
Was die Geschäftsergebnisse von Heuking im Vergleich mit denen von Wettbewerbern unter anderem von Luther und Taylor Wessing aussagen, muss vorerst offen bleiben. Beide waren ähnlich wie Heuking als Helferkanzleien von Freshfields Bruckhaus Deringer im VW-Diesel-Komplex involviert und konnten darüber in den vergangenen vier Jahren massive Umsatzzuwächse erreichen. Zur Umsatzentwicklung beider Kanzleien im vergangenen Jahr liegen JUVE noch keine Informationen vor.