Henningsmeier gehörte bislang zu den großen überregionalen Verwalterkanzleien und verfehlte in den vergangenen Jahren nur knapp die Top 10 in der deutschen Verfahrensstatistik. Allerdings war es der Kanzlei nur selten vergönnt, für die wirklich bedeutenden Verfahren bestellt zu werden. Büttner und Rosenkranz in Hamburg sowie Schlegel und Rüdlin an hessischen Insolvenzgerichten waren die erfolgreichsten Insolvenzpraktiker der Kanzlei.
Mit den Gründern wechseln weitere acht Rechtsanwälte zu BRRS. Bei Henningsmeier verbleiben drei Partner und vier weitere Anwälte, die für Standorte in Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen sowie dem Südosten Deutschlands zuständig sind. Über die Gründe für die große Abwanderung ist nicht viel bekannt, beide Seiten sprechen von unterschiedlicher strategischer Ausrichtung.
Neugründung in Nordrhein-Westfalen
Der Umbruch bei Henningsmeier ist nicht die einzige strukturelle Änderung im Insolvenzmarkt zum Start des neuen Jahres. So haben sich in Nordrhein-Westfalen die Kanzleien von Jana Dettmer und Stephan Michels unter dem Kanzleinamen Michels zusammengeschlossen.
Michels und der weitere Partner Marcus Vorast werden bisher unter anderem an den Insolvenzgerichten Münster, Dortmund, Paderborn und Osnabrück bestellt. Jana Dettmer wird regelmäßig von den Insolvenzrichtern in Köln, Bonn und Siegen beauftragt. Sie war 2010 als Partnerin bei Hennigsmeier ausgeschieden und hatte sich selbstständig gemacht. Mit nunmehr sechs Berufsträgern ist Michels besser positioniert, um im verfahrensstärksten Bundesland NRW ihren Marktanteil gegen Großkanzleien wie White & Case, Görg oder Pluta zu verteidigen.
Verstärkung für Jaffé in München
In München hat sich ebenfalls zum Jahreswechsel Dr. Max Liebig mit seinem gesamten Team der Kanzlei Jaffé angeschlossen. Liebig unterhielt als Insolvenzverwalter bisher eine Kooperation mit FRH Fink Rinckens Heerma, die auf die frühere gemeinsame Tätigkeit für den 2017 verstorbenen Altmeister Wolfgang van Betteray zurückging. Liebig ist Diplom-Kaufmann und gehört zu den wenigen Nichtjuristen in Deutschland, die als Verwalter bestellt werden. In München ist er seit Jahren einer der am meisten bestellten Verwalter für Unternehmensinsolvenzen.
Während Jaffé gegen den Trend zum Personalabbau bei großen Insolvenzkanzleien wächst, verzeichneten Schultze & Braun sowie hww Hermann Wienberg Wilhelm jeweils im Südwesten einzelne Abgänge. hww-Partner Dr. Norman Häring schloss sich Anfang Januar M S L Dr. Silcher an. Mit Häring kommen für M S L zwei neue Standorte in Heidelberg und Frankfurt hinzu. Er war Anfang 2011 von Hess zu hww gewechselt und wird vor allem in Heilbronn sowie im rheinland-pfälzischen Mayen von Insolvenzgerichten bestellt.
Abgänge bei Schultze & Braun
M S L Dr. Silcher ist mit jetzt 19 Berufsträgern zwar eine der größeren Kanzleien im Rhein-Neckar-Raum, wird allerdings überregional kaum für ihren insolvenzrechtlichen Zweig wahrgenommen. Nach eigener Auskunft hat die Kanzlei seit 2012 immerhin mehr als 100 Verfahren in Eigenverwaltung erfolgreich begleitet. Namensgeber Dr. Erik Silcher ist unter anderem ein erfahrener Prozessrechtler und war unter anderem als derjenige Anwalt in den Schlagzeilen, der den Vaters des Amokläufers von Winnenden bei einer Schadensersatzklage vertrat.
Bereits Ende 2017 haben drei Anwälte Schultze & Braun in Worms verlassen. Tim Brauer, Björn Rechel und Tanja Sans-Stotz waren 2014 als Team zu der Insolvenz-Großkanzlei gewechselt. Rechel macht sich nun mit seinem Team in der Insolvenzverwaltung selbstständig, die Arbeitsrechtlerin Sans-Stotz hatte sich bereits zum Oktober der Wormser Kanzlei Bergemann-Gorski Conradi Kazempour Weber angeschlossen. Brauer will sich stärker auf Mandate außerhalb des Insolvenzrechts konzentrieren. Mit den Abgängen schließt Schultze & Braun den Wormser Standort, die Mandate vor Ort werden von Mannheim und Frankfurt aus geführt.