Die Entscheidung zum Mitgliedertausch in Deutschland wurde seit Monaten erwartet, erst jetzt meldeten die betroffenen Kanzleien aber Vollzug. Deutschlands Rolle bei Taxand wird aller Voraussicht nach nun zentraler werden. Anders als Luther wird Flick Gocke über ihren Managing-Partner Prof. Dr. Thomas Rödder im Taxand-Board vertreten sein. Das zehn Mitglieder starke Gremium ist für die grundsätzliche Strategie des Netzwerks verantwortlich.
Neben Deutschland sind im Board künftig Partner aus acht weiteren Ländern vertreten, darunter aus Großkanzleien wie Alvarez & Marsal für die USA und Garrigues für Spanien. Hinzu kommt der Kanadier Tim Wach als Managing Director, eine Art Geschäftsführer.
Auch historisch sind Luther und Flick Gocke in steuerlicher Hinsicht kaum miteinander zu vergleichen: Luthers Steuerteam wurde 2008 gegründet. Wesentlicher Treiber für die Gründung war seinerzeit auch die in Aussicht gestellte Zusammenarbeit mit Taxand. Das Netzwerk selbst war 2005 gegründet worden und gilt in Fachkreisen als Nachfolgeallianz der Steuerberater des im Zuge des Enron-Skandals untergegangenen WP-Riesen Arthur Andersen. Die Andersen-Partner hatte es in der Folgezeit zu allen möglichen neuen Adressen verschlagen. Auch der heutige Luther-Praxisgruppenleiter Ulrich Siegemund stammt ursprünglich aus der Andersen-Welt.
Allerdings ist es der Steuerabteilung von Luther nie gelungen, in die Nähe der führenden Kanzleien hierzulande vorzudringen. Tatsächlich prägten immer wieder Teamwechsel das Bild. Zuletzt verließ etwa der anerkannte Steuerrechtler Dr. Christoph Kromer die Kanzlei, der er nur noch in der Rolle eines of Counsel verbunden ist.
Flick Gocke dagegen gehört seit jeher zu den führenden Steuerkanzleien in Deutschland und verfügt über beste Verbindungen zu allen Dax-Konzernen sowie weiteren deutschen Großkonzernen und Familienunternehmen. Der Austausch zwischen Deutschland und Taxand als Ganzes dürfte sich entsprechend intensivieren.
Mit dem Beitritt zu Taxand beendet die Kanzlei auch ihre seit Jahren bestehenden Strategiediskussionen hinsichtlich ihrer internationalen Aufstellung. Zwischenzeitlich standen bei Flick Gocke auch Überlegungen im Raum, ein eigenes groß angelegtes Netzwerk aus der Taufe zu heben. Tatsächlich besteht bis heute jedoch nur eine formale feste Kooperation mit der stark in Osteuropa engagierten österreichischen Kanzlei LeitnerLeitner. Leitner vollzieht den Wechsel zu Taxand nicht mit, die Allianz mit Flick Gocke soll aber aufrecht erhalten werden, wie es in einer Presseerklärung heißt. (Jörn Poppelbaum)