Interview mit BSH

„Agiles Arbeiten ist kein kreatives Chaos“

Autor/en
  • JUVE

Nora Klug ist seit 2013 Group General Counsel und Chief Compliance Officer bei BSH Hausgeräte in München. Im Interview mit JUVE spricht sie über agile Arbeitsweisen, neue Bürokonzepte und welche Regeln man dafür braucht – und welche nicht.

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Nora Klug
Nora Klug

JUVE: Frau Klug, Sie haben sich mit diversen New-Work-Methoden befasst und beschlossen, etwas zu ändern. Wie kam es dazu?
Nora Klug: Seit 2014 probieren wir im Bereich Recht und Compliance neue Führungsmodelle und agile Arbeitsmethoden aus, mit dem Ziel, unsere Effizienz zu steigern, Mitarbeiter stärker zu entwickeln und Talente zu fördern. Am Anfang stand dabei die Frage: Wie wollen wir im Rechts- und Compliance-Bereich in Zukunft arbeiten? Daraufhin haben wir im Team gemeinsam geplant, was wir verändern wollen.

Warum war es nötig, etwas zu ändern?
Wir mussten nicht sofort etwas radikal ändern, weil es anders nicht mehr ging. Aber wir haben gemerkt, dass die Aufgaben nicht nur mehr, sondern auch immer komplexer werden. Und unabhängig davon, wie gut wir als Rechts- und Compliance-Bereich oder als Unternehmen bereits aufgestellt sind, mussten wir uns fragen: Wie können wir diese Aufgaben in Zukunft mit derselben Manpower bewältigen? Wir haben uns mit Lean Management und kontinuierlichen Verbesserungsprozessen beschäftigt und genau geschaut, was zu uns passt. Die Einführung von Kanban Boards und die Umstellung auf parallele statt sequenzieller Projektarbeit, zählen zu den Veränderungen. Eine weitere, große Veränderung kam mit unserem selbst entwickelten Bürokonzept.

Wie sieht das aus?
Es gibt keine persönlichen Arbeitsplätze mehr. Aber nur eine Umstellung auf ein Großraumbüro wäre nicht genug gewesen. Wir haben unseren Bedarf ermittelt und verschiedene Zonen eingerichtet, die jeweils auf die konkret erforderlichen Arbeitsbedingungen ausgerichtet sind. Stillarbeitsbereiche und Rückzugsräume unterschiedlicher Größe und Buchbarkeit, etwa zur Besprechung vertraulicher Themen, aber auch Räume für längerfristige Projektarbeit und Flächen, in denen wir uns austauschen können. Alles, was crossfunktionales Arbeiten beflügelt. Dabei gilt: Gleiches Recht für alle, auch Führungskräfte haben keine persönlichen Einzelbüros mehr.

Wie kam das im Team an?
Natürlich gab es anfangs Widerstand oder Skepsis, deshalb ist es sehr wichtig, die Mitarbeiter möglichst früh einzubeziehen. Man muss offen über Ängste und Bedenken sprechen, um sie bestmöglich aus dem Weg zu räumen. Das geht nicht mit der Brechstange und braucht Zeit. Bei uns konnten sich deshalb alle früh einbringen.

Was hat sich dadurch verbessert?
Unser Informationsaustausch ist besser als früher und auch das Miteinander funktioniert sehr gut. Natürlich braucht ein solches Zusammenarbeiten feste Regeln, allein dadurch, dass niemand mehr seinen eigenen Schreibtisch oder sein eigenes Büro hat.

Wie sehen die aus?
Sie müssen klar sein und für Transparenz sorgen. Viele Leute missverstehen agiles Arbeiten als kreatives Chaos, aber gerade das ist es nicht. Es darf nur nicht krampfig werden. Wir brauchen keine extra Regeln für Sachen, die auch schon vorher funktioniert haben. Die Verantwortung liegt bei den Mitarbeitern: Jeder macht mit, weil er sich auch wohlfühlen will.

Aber nur ums Wohlfühlen geht es nicht, sondern auch darum, etwas früher aus dem Büro zu kommen …
Ich arbeite ja nicht weniger, nur weil wir anders sitzen und unseren Informationsaustausch optimiert haben. Aber ich kann jetzt meine Arbeit besser strukturieren und mich dann darauf konzentrieren, weil Unterbrechungen und Administration weniger geworden sind.

Das Gespräch führte Melike Vardar.

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