JUVE: Seit Christopher Rother vor knapp einem Jahr die Kanzlei verlassen hat, gibt es keinen Managing-Partner mehr. Warum?
Dr. Alex Petrasincu: Wir haben uns bewusst dagegen entschieden. Die Praxis ist mit vier Partnern auch schlicht nicht so groß, dass es einen Managing-Partner braucht. Ich leite zwar das Tagesgeschäft, aber unter einem Managing-Partner verstehe ich jemanden, der auch die strategische Entwicklung lenkt – und das wollen wir bei Hausfeld gemeinsam machen.
Hausfeld ist in Deutschland zunächst als Kartellschadenskanzlei angetreten. Besonders bekannt ist aber Ihre Arbeit im Dieselskandal. Haben Sie die Strategie gewechselt?
Nein. Der VW-Fall war von Anfang an etwas untypisch, weil es eben nicht um Kartellschadensersatz geht. In vielerlei Hinsicht passt er aber doch gut zu uns: Wir hatten in den USA bereits Kläger gegen VW vertreten. Der Fall ist hochkomplex und erfordert einen innovativen Ansatz auf Klägerseite. Für solche Fälle stehen wir international als Kanzlei, nicht nur in Kartellfällen.
Viele haben den Eindruck, dass das VW-Mandat nicht rund läuft: Das Team ist binnen zwölf Monaten einmal komplett ausgewechselt worden und zuletzt auf Counsel-Ebene geschrumpft.
Wir hatten zuletzt einige Abgänge, aber die hatten jeweils sehr unterschiedliche Gründe. Die Personalien wirken sich weder auf das Projekt noch auf die Kanzlei im Ganzen aus. Wir haben sie durch Zugänge kompensiert. Außerdem steht mit Wolf von Bernuth seit mittlerweile einem Jahr ein sehr erfahrener Partner an der Spitze des Mandats. An alldem erkennen Sie: Sowohl das VW-Mandat als auch allgemein der Bereich Commercial Litigation sind uns enorm wichtig.
Für Commercial Litigation ist Hausfeld bisher nicht sehr bekannt in Deutschland.
Wir bauen diesen Bereich aber gezielt auf, auch dafür steht Wolf von Bernuth. Und auch hier werden wir uns weiter verstärken. Wir sind eine Litigation-Kanzlei, keine reine Kartellschadensersatzkanzlei. Im Londoner Büro zum Beispiel sind Kartellschadensersatz und Commercial Litigation gleichauf.
Heißt Verstärkung, dass weitere Partner dazukommen werden?
Wir sind natürlich immer offen für weitere Partner, aber es gibt gegenwärtig keine konkreten Pläne. Wir suchen aktuell zudem auf Senior-Ebene, also etwa Counsel oder erfahrene Associates.
Hausfeld in Deutschland steht vor allem für drei Komplexe: Klagen gegen VW, das Lkw-Kartell und Google. Hängt die Kanzlei zu stark von wenigen großen Mandaten ab?
Nein, wir sind auch in zahlreichen weiteren Verfahren für Unternehmen tätig. Aber natürlich: Wir wachsen weiter und bauen die Beratungsfelder aus, die zu uns passen. Neben Commercial Litigation ist dies vor allem das Kartellrecht in der Digitalwirtschaft. Wir sind an mehr Marktmissbrauchsverfahren gegen Google beteiligt als jede andere Kanzlei. Das sind Zukunftsthemen, die längst nicht nur Google betreffen. So sind wir beispielsweise auch gegen Amazon tätig. Die Aufmerksamkeit, die die Behörden derzeit der Digitalwirtschaft widmen, wird unweigerlich zu Entscheidungen führen, die die Frage nach Schadensersatz aufwerfen – und das ist nun mal unsere Kernkompetenz.
Wird Hausfeld irgendwann auch Schiedsverfahren führen?
Das ist definitiv ein Thema, das wir uns mit großem Interesse anschauen.
Das Gespräch führte Marc Chmielewski.