Im April 2010 hatte sich Taylor Wessing eine neue Binnenstruktur gegeben, der eine grundsätzliche Umorganisation der Praxisgruppen in die vier Organisationseinheiten Real Estate, Corporate, Commercial und IP zugrunde lag. Gleichzeitig wurde Wolfgang Rehmann damals zu Vollzeit-Managing-Partner gewählt. Erklärtes Ziel: Die Kanzlei auf dem europäischen Markt durch konsequente Industriespezialisierung auszubauen.
JUVE: Vor knapp anderthalb Jahren hat Taylor Wessing ihr inneren Strukturen stark überarbeitet – welches Fazit ziehen Sie heute?
Wolfgang Rehmann: Das abgelaufene Geschäftsjahr ist das erste, in dem unsere neue Struktur wirklich gelebt wurde und ich muss sagen: Sie fasst sich gut an und ist auch erfolgreich. Das Wachstum, das wir verzeichnen, kommt zu einem wesentlichen Teil aus den von uns definierten Kernmärkten. Die neue Strategie schlägt sich auch im Umsatz nieder. Noch erfreulicher ist aber, dass wir heute von Unternehmen zu Pitches eingeladen werden, die vor ein paar Jahren nicht zwingend an uns gedacht hätten. Da zahlt sich der Kern der Umstrukturierung – der industriespezifische Praxisgruppenansatz – wirklich aus.
Allerdings haben die neuen Strukturen die Kanzlei auch personelle Unruhe mit sich gebracht.
Richtig ist: Acht Equity-Partner und fünf Fixed-Shared-Partner haben uns in dieser Zeit verlassen. Allerdings haben wir an anderen Stellen – vor allem im Corporate- und Finance- sowie Real Estate-Bereich auch substanzielle Verstärkung geholt. Der Personalstand ist in etwa gleich geblieben. Aber die Qualität des Geschäfts hat sich entscheidend verbessert.
Ein Erfolg des strengeren Managements durch den Fulltime-Manager?
Am Ende ist das für mich keine Frage von gutem oder schlechtem Management, sondern der konsequenten Umsetzung des Best-Practice-Ansatzes, der heute die neu geschaffenen Industriegruppen prägt. Für uns ist es jetzt leichter, wirklich praxisübergreifend zu arbeiten. Das Standortdenken haben wir weit hinter uns gelassen. Insofern haben wir auch an dieser Stelle an den richtigen strategischen Stellschrauben gedreht.
Gilt das auch für die internationale Zusammenarbeit? In Singapur sind Sie mit der Integration von RHT Law einen großen Schritt gegangen, in Polen brach hingegen ein Kooperationspartner weg.
Wir wollen das Taylor-Wessing-Fähnchen natürlich nicht überall einpflanzen, sondern uns gezielt in den Märkten von morgen positionieren. Das ist neben Singapur, z.B. auch Dubai, wo wir uns mittelfristig noch verstärken wollen. Auch den südostasiatischen Raum und Hongkong haben wir genau im Blick. In Europa bleibt eine verstärkte Präsenz im Osten eines unserer dringendsten Ziele.
Das Gespräch führte Ulrike Barth.