JUVE: Welche Aufgaben haben Sie in Ihrem ersten Amtsjahr besonders beschäftigt?
Lars Kuchenbecker: Wir haben in Partner-Workshops und in einigen Bereichen auch mit externer Unterstützung intensiv an einer Bestandsaufnahme gearbeitet: Wo stehen wir strategisch, wo soll es hingehen?
Und?
Bis 2018 werden wir voraussichtlich von 80 auf über 100 Anwälte wachsen. Auch wenn wir uns zunehmend auf den Panels großer Unternehmen wiederfinden, bleibt der gehobene Mittelstand im Hauptfokus. Hier sehen wir auch in unserer Kernregion Stuttgart und Südwest noch Wachstumspotenzial, das wir unter anderem durch systematisches Cross-Selling und gezielte Vertriebsmaßnahmen heben wollen. Zudem wollen wir über die seit Mai bestehende Kooperation mit der französischen Kanzlei Valoris verstärkt Mandanten auf der Rheinschiene Richtung Straßburg gewinnen.
Immer wieder gab es auch Überlegungen, weitere Standorte zu eröffnen.
Auch damit haben wir uns intensiv beschäftigt – und uns dagegen entschieden. Wir glauben, dass wir als Einheit an einem Ort schlagkräftiger sind und durchaus auch von Stuttgart aus bundesweit und international erfolgreich sein können.
Neue Standorte könnten aber neue Mandantenkreise erschließen.
Gewiss, aber sie bringen auch Integrationsthemen in die Kanzlei, Verwaltungsaufwand und Kosten steigen. Es gibt immer wieder Beispiele für gescheiterte Expansionspläne. In der Abwägung war für uns ausschlaggebend, dass auch der Markt, den wir von Stuttgart aus bedienen, noch lange nicht ausgereizt ist.
Planen Sie einen weiteren Ausbau des internationalen Netzwerks?
Enge Kooperationen bestehen neben Frankreich auch mit Kanzleien in England und Italien. Für die Schweiz und Österreich wäre ein solches Modell nicht sinnvoll – dafür arbeiten wir dort mit zu vielen Kanzleien gut zusammen. Auf der Agenda steht aber der Ausbau unseres Netzwerks in den USA.
Menold Bezler ist im zurückliegenden Jahr stark über Quereinsteiger gewachsen: Zuletzt kam der Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz als Partner dazu. Kommt dabei der eigene Nachwuchs nicht zu kurz?
Der Einstieg unserer Neupartner verringert nicht die Partnerchancen derjenigen, die schon da sind. Wir werden deshalb auch in den kommenden Jahren Partner aus den eigenen Reihen bestellen. Aber natürlich haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir Nachwuchskräfte dauerhaft binden können. So haben wir gerade den Status des Assoziierten Partners aufgewertet. Zudem geht zum Jahreswechsel die „MB Akademie“ an den Start, in der wir unsere Aus- und Fortbildungsprozesse strukturiert bündeln. Damit haben wir Mitarbeitern und Bewerbern durchaus etwas vorzuzeigen.
Das Gespräch führte Marc Chmielewski.