Schon seit Monaten ermitteln die brasilianischen Behörden im Umfeld von Petrobras. Das Unternehmen selbst beauftragte für interne Untersuchungen die brasilianische Kanzlei Trench Rossi e Watanabe, die gut 200 Anwälte beschäftigt und Partnerkanzlei von Baker & McKenzie ist, und die US-Kanzlei Gibson Dunn & Crutcher.
Pohlmann, der mit seiner Frankfurter Kanzlei Pohlmann & Company vor allem in Compliance-Fragen berät, bringt jahrelange Erfahrung mit derartigen Untersuchungen mit, die er unter anderem als CCO bei Siemens und später im Vorstand des Ingenieurdienstleisters Ferrostaal erwarb. Zuletzt hatte er den CCO-Posten bei dem kanadischen Baukonzern SNC-Lavalin übernommen, der ebenfalls von einer Korruptionsaffäre erschüttert worden war. Es dürften diese internationalen Erfahrungen sein, die Pohlmann bei Petrobras ins Gespräch brachten.
Weiteres unabhängiges Mitglied des Kommittees ist Ellen Gracie Northfleet, bis 2008 Chief Justice am obersten Gericht Brasiliens. Komplettiert wird die Riege durch einen von Petrobras nicht näher bezeichneten Chief Compliance, Risk and Governance Officer.
Im Dezember hatte die brasilianische Bundesanwaltschaft Anklage gegen fast 30 Beschuldigte in dieser groß angelegten Korruptions- und Kartellaffäre rund um Petrobras erhoben. Eine Reihe von Bauunternehmen sollen ein Kartell gebildet haben, um Petrobras-Aufträge zu überhöhten Preisen zu ergattern. Um der Sache zum Erfolg zu verhelfen, sollen Petrobras-Funktionäre aber auch Politiker bestochen worden sein, Presseberichten zufolge vor allem aus dem Lager der regierenden Koalition. Die Ermittlungsbehörden gehen überdies davon aus, dass Petrobras nur ein Fall unter vielen und das Korruptionssystem erheblich breiter angelegt ist.