Döss gilt seit Langem als eine Art Graue Eminenz des VW-Konzerns und entsprechend gibt die Berufung in den Augen vieler letztlich nur der Realität sichtbaren Ausdruck. Döss war maßgeblich am Dieselvergleich in den USA beteiligt und gilt als enger Vertrauter der Eignerfamilien, die ihn 2013 von RWE als Rechtschef in die Porsche SE holten.
2016 zog er in den Porsche-Vorstand und wurde zugleich Chefjurist von VW – eine Konstellation, die für viel Kritik sorgte und schließlich zum Ausscheiden von Integrity-Vorständin Dr. Christine Hohmann-Dennhardt führte. Hohmann-Dennhardt hatte VW nach Bekanntwerden des Dieselskandals von Daimler abgeworben, um das neue Vorstandsressort Recht und Integrität zu führen. Ihre Position übernahm dann Hiltrud Werner, zuvor für etwa ein Jahr Revisionschefin von VW, und nun eben Döss selbst.
Werner und Döss hatten sich die Arbeit rund um die Dieselaffäre relativ klar aufgeteilt: Döss regelte die Abwicklung, insbesondere die Verhandlungen mit den diversen Behörden. Werner wiederum kümmert sich um die Compliance-Organisation, den Kulturwandel und den Monitor Larry Thompson.
Schon als klar war, dass Werner – wie sonst üblich – keine Vertragsverlängerung frühzeitig angeboten wurde, hagelte es öffentliche Kritik. Gerüchte, ihr Ressort solle ersatzlos wegfallen, bewahrheiteten sich derweil nicht – wohl auch, weil die US-Umweltbehörde EPA noch bis Herbst nächsten Jahres einen Auditor bei VW platziert hat.
Erst vor wenigen Wochen zog Werner, die bereits Aufsichtsratsposten im VW-Konzern innehatte und sich auch international intensiv für Frauen in Führungspositionen engagiert hat, in den Aufsichtsrat der Mitteldeutschen Flughafen AG ein. Auch darüber hinaus dürfte ihre Erfahrung bei VW sie für eine interessante Kandidatin für andere Compliance-Posten machen.