Nahezu einstimmig

Mehr als 99 Prozent der Partner von Allen & Overy und Shearman & Sterling stimmen der Fusion zu

Die rund 800 Partner von Allen & Overy und Shearman & Sterling sagen mit überwältigender Mehrheit „Ja“ zur Fusion der beiden Kanzleien. Jeweils mehr als 99 Prozent der Stimmberechtigten hätten sich für die Fusion ausgesprochen, teilten das Magic-Circle-Haus und die aus dem deutschen Markt zuletzt nahezu verschwundene US-Einheit mit. Nun entsteht ein globaler Player mit rund 3.950 Berufsträgern in 48 Büros.   

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Das Quorum für die Zustimmung hatte bei 75 Prozent gelegen – und wurde nun weit übertroffen. Der Zusammenschluss soll bis zum Mai 2024 abgeschlossen sein, vorbehaltlich der Erfüllung regulatorischer Vorgaben.   

Bei der Bekanntgabe der Fusionspläne hatte der Senior-Partner von Allen & Overy, Wim Dejonghe, darauf hingewiesen, dass sich aus Sicht der britischen Einheit künftig die Fähigkeit verbessere Mandanten auf dem US-Markt zu betreuen. Die sei seit Langem eine strategische Priorität der Kanzlei und stärke den Kern ihres Geschäfts auf der ganzen Welt.

Neues Zentrum London

Der Belgier Dejonghe soll künftig von London aus die fusionierte Einheit in identischer Rolle anführen, so  Bloomberg Law in einem Bericht Anfang Oktober. Zur Seite stehen soll ihm der in Abu Dhabi residierende Khalid Garousha, bisheriger Managing-Partner von Allen & Overy. Adam Hakki, der aktuelle Senior-Partner von Shearman & Sterling, soll demzufolge zumindest „eine führende Rolle“ spielen.

Die Amtsperiode der beiden bisherigen Top-Partner von Allen & Overy sei allerdings nur bis zum Mai 2024 festgeschrieben. Dejonghe steht in seiner zweiten Amtszeit als Senior-Partner, eine dritte Amtsperiode sei zumindest in der Partnerschaftsurkunde von Allen & Overy nicht vorgesehen. Garousha, der das Amt nach dem plötzlichen Ausscheiden seines Vorgängers Gareth Price im Juli kommissarisch übernommen hatte, soll nicht wieder kandidieren. Der Brite Price war aus persönlichen Gründen zurückgetreten. In der heutigen Pressemitteilung steht zum künftigen Management der fusionierten Einheit nichts.     

Für Shearman Sterling hatte die Entscheidung zur Fusion einen ernsten Hintergrund: 2023 häuften sich die Partnerabgänge der Kanzlei weltweit. In Deutschland etwa verblieb einzig der M&A-Partner Dr. Thomas König in Frankfurt, nachdem das komplette Münchner Team zu Morgan Lewis & Bockius wechselte. Auch in London entschied sich Garreth Wong Shearman & Sterling zu verlassen, um sich der internationalen Schiedsgerichtspraxis von Paul Hastings anzuschließen. Er folgte der Restrukturierungsanwältin Helena Potts, die nur wenige Monate zuvor ging. Auch die Finanzierungspraxis des Londoner Büros erlitt einen schweren Rückschlag: Die ehemaligen Shearman-Partner Korey Fevzi und Philip Stopford kündigten ebenfalls in diesem Jahr, um für Cravath Swaine & Moore in London zu eröffnen. 

Auch andere Konstellationen erwogen

Wie JUVE kurz vor Weihnachten 2022 exklusiv berichtete, hatte Shearman zunächst mit Hogan Lovells über einen Zusammenschluss gesprochen. Soweit bekannt waren die Verhandlungen dazu weit fortgeschritten, Anfang März jedoch wurden sie plötzlich beendet. Hogan Lovells wurde Insidern zufolge durch die riesigen Pensionsverpflichtungen bei den Amerikanern abgeschreckt. Shearman befand sich dadurch in einer äußerst kritischen Lage – und brauchte dringend einen Fusionspartner. 

Der weltweite Umsatz von Shearman & Sterling war 2022 um 10,6 Prozent zurückgegangen. Insgesamt erwirtschaftete die US-Kanzlei etwa 907 Millionen US-Dollar. Das sind umgerechnet rund 839 Millionen Euro. Allen & Overy konnte ihren Umsatz hingegen weltweit um 10 Prozent steigern und kommt somit auf 1,94 Milliarden Pfund. Das entspricht in etwa 2,23 Milliarden Euro. Dabei generierte sie schon mehr als die Hälfte des Umsatzwachstums aus dem US-Geschäft. 

In 18 Städten gilt es nun Büros zusammenzuführen. Oder neu zuzuschneiden – Abgänge vor Ort sind sicher einkalkuliert. Shearman bringt neben ihrem großen New Yorker Stammsitz vor allem die regionalen US-Büros Austin, Dallas, Houston und Menlo Park ein und verfügt über eine Präsenz im arabischen Riad. An allen anderen der derzeit 25 Shearman-Standorte ist Allen & Overy ohnehin schon vertreten. Insgesamt soll die Partnerschaft sich zu jeweils 30 Prozent auf London und die USA verteilen, die übrigen 40 Prozent sind weltweit verstreut.

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