Schon vor einigen Monaten – im Zuge der Verkleinerung ihres Berliner Büros (JUVE 05/07) – gab Linklaters bekannt, in der Hauptstadt die Betreuung regulierter Industrien und in München ihre Medienpraxis konzentrieren zu wollen.
Das Düsseldorfer Geschäft wird neben Wollburg und Kirchfeld durch einen Großteil der bisherigen Kölner Gesellschaftsrechtspraxis getragen. Wechseln werden Hans-Ulrich Wilsing, Dr. Klaus Marinus Hoenig, Dr. Thomas Nießen, Wolfgang Sturm, Dr. Nikolaos Paschos und Dr. Rüdiger Thiele.
Begleitet werden die Anwälte von den Kartellrechtspartnern Dr. Daniela Seeliger und Dr. Carsten Grave sowie von Dr. Bernd Meyring, der seine Zeit zwischen Düsseldorf und Brüssel aufteilen wird. Hinzu kommen der Leiter der deutschen Steuerabteilung Dr. Sebastian Benz und Steuerrechtler Oliver Rosenberg.
Der Kölner Prozessrechtspartner Dr. Rupert Bellinghausen arbeitet künftig vom Frankfurter Linklaters-Büro aus wie Stephan Müller, Partner mit Schwerpunkten im im Umwelt- und Außenwirtschaftsrecht. Die Kanzlei nimmt den Zugang von Wollburg und Kirchfeld gleichzeitig zum Anlass ihre Partner-Vergütung zu ändern.
Seit der Allianz bzw. Fusion mit Linklaters verfügen die deutschen Partner im Vergleich zu London nur über eine eingeschränkte Gewinnbeteiligung: So erhält ein hiesiger Equity-Partner auf demselben Lockstep-Niveau wie sein englischer Kollege im direkten Vergleich etwa das 0,8-fache.
Die beiden Neuzugänge steigen jedoch als Plateau-Partner nach dem Londoner System ein. Für die deutsche Partnerschaft soll jetzt insgesamt eine Annäherung erfolgen, heißt es aus der Kanzlei.
Der Schritt nach Düsseldorf hat das Linklaters-Team am Rhein allerdings in zwei Teile gespalten. Denn nur etwa die Hälfte der Kölner Partner werden wohl bei Linklaters verbleiben. Wahrscheinlich ist, dass sich die anderen Partner künftig unter dem Namen Oppenhoff selbstständig machen.
Damit schlössen sie an die große Tradition an, die die Kanzlei mit Köln verbindet. Die seit 2006 in Deutschland als Linklaters firmierende Sozietät hat hier eine ihrer Keimzellen. So agierte Kanzleigründer Walter Oppenhoff bereits in den 1930er Jahren als Wirtschaftsanwalt am Rhein, das spätere Boden Oppenhoff & Schneider-Büro fusionierte ab 1989 mehrfach zur heutigen internationalen Sozietät.
Als Namenspartner einer neuen Kanzlei ‚Oppenhoff‘ stände der heutige Linklaters-of Counsel Michael Oppenhoff, der Sohn des Kanzleigründers, zur Verfügung.
Wie und ob Freshfields nach den Weggängen ihrer namhaftesten Corporate-Partner Konsequenzen zieht, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Klar ist, dass die Praxis deutlich geschwächt wird. Wollburg und Kirchfeld verfügen über sehr enge Kontakte in die deutsche Industrie und zählen etwa ThyssenKrupp oder die WestLB zu ihren ständigen Mandanten. Dabei gilt Wollburg als einer der Anwälte, der mit der Riege deutscher Vorstände am besten vernetzt ist.
In der Vergangenheit beriet er etwa den ehemaligen Mannesmann-Chef Klaus Esser sowohl bei der Übernahme durch Vodafone zur Jahrtausendwende als auch später in den Auseinandersetzungen im Rahmen des Mannesmann-Prozesses. Zudem hatte er enge Beziehungen zum Ex-Deutsche-Bank-Vorstandschef Rolf Breuer sowie zu US-Investor Haim Saban, den er umfassend in Sachen ProSiebenSat.1 beriet.
In jüngerer Zeit war Wollburg auf Seiten von ThyssenKrupp am Ringen mit Arcelor um den kanadischen Stahlbauer Dofasco beteiligt, überdies begleitete er jahrelang Degussa bei verschiedenen Verschmelzungen, Zukäufen und der anschließenden Integration in den RAG-Konzern, dessen Aufsichtsrat Wollburg bei der Umstrukturierung zu Evonik beraten hat.
Der deutsche Managing Partner von Freshfields, Manfred Finken, hält das Corporate-Team in Düsseldorf aber weiterhin für stark. Gegenüber JUVE erklärte er, dass seine Kanzlei „ohnehin über das Standortdenken hinaus“ sei und mehr aus ihren Fachbereichen und Industriegruppen agiere. „Durch die Situation ergeben sich zusätzliche Chancen für jüngere Anwälte bei uns“, so Finken. Überlegungen für eine Personalverstärkung stünden derzeit nicht im Vordergrund. Als sehr wahrscheinlich gilt jedoch, dass der vor einigen Jahren nach München entsandte Dr. Eberhard Seydel nach Düsseldorf zurückkehren wird. (Jörn Poppelbaum)