1. Change-Management als Schlüssel zum Erfolg
Das beste Legal-Tech-Tool nützt nichts, wenn die handelnden Personen in Unternehmen oder Kanzleien nicht in der Lage sind, es zu nutzen – oder überhaupt nicht wollen. Dafür ist es wichtig, alle Mitarbeitenden von vorneherein in den Prozess einzubeziehen. Stichwort Change-Management. Ohne geht es nicht, darin sind sich alle Konferenzteilnehmer einig. Wie man diesen Prozess angeht und ausgestaltet, müssen Kanzleien und Unternehmen allerdings für sich selbst definieren. Mehrere Referentinnen und Referenten aus Rechtsabteilungen unterschiedlicher Größe haben auf der Legal Operations Konferenz ihre Praxis vorgestellt.
2. Let´s talk about tech
Der Markt für Legal- und KI-Anwendungen hat seit dem Hype um ChatGPT noch einmal angezogen. Sowohl Start-ups als auch Kanzleien sind mit diversen Anwendungen vertreten, vom Vertragsmanager bis zur Prompt-Bibliothek. Aber was wollen Inhouse-Counsel wirklich? Welche Tools bieten ihnen einen echten Mehrwert? Die Antwort von Referenten und Teilnehmern der Konferenz war ziemlich eindeutig: Überschaubare Workflows und eine verlässliche Automatisierung von redundanten Tätigkeiten. Ein Blick in den Markt zeigt aber auch, dass Angebot und Nachfrage noch nicht immer zueinander passen.
3. Keine Experimente (mehr)
Kanzleien, die zu den Vorreitern beim Thema Legal Tech gehören, haben in den vergangenen Jahren überwiegend einen experimentellen Ansatz gefahren, indem sie viele Anwendungen getestet, eingekauft, aber nicht zwangsläufig eingesetzt haben. Welchen Mehrwert die Tools bieten, war zunächst nachrangig. Entscheidend war, zu zeigen, dass man sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzt. Mittlerweile haben einige Kanzleien ihre Strategie geändert und denken stärker aus der Nutzerperspektive. Use Cases werden klar definiert, erst dann schauen sie, welche Tools sich dafür eignen könnten. Diesen Ansatz verfolgen auch die meisten Rechtsabteilungen, die sich dazu entschlossen haben, selbst Legal-Tech-Tools zu implementieren.
4. Herausforderungen, wohin man blickt
Die Einführung von Legal-Tech-Tools erfordert viel Zeit, Aufwand und Geduld. Rechtsabteilungsleiter und Legal-Operations-Manager aus Unternehmen, die bereits Softwarelösungen eingeführt haben, benennen diverse Herausforderungen bei der Implementierung. Eine davon ist, dass Anbieter nicht halten, was sie versprechen. Das Ergebnis ist, dass ein gerade eingeführtes Tool nicht oder nicht ideal zu den Anforderungen in der Rechtsabteilung passt. Das kann auch daran liegen, dass die Kommunikation zwischen Anbieter und Kunde manchmal schwierig ist, weil die Möglichkeiten und Bedürfnisse nicht zueinander passen. Aber auch in den Rechtsabteilungen selbst stoßen Verantwortliche auf Hürden, etwa bei der Ressourcenplanung oder der Nutzerakzeptanz. Viele Teilnehmende der Konferenz sind sich einig: Der Schlüssel liegt im Projektmanagement.
5. Buy not build
Der Markt der Tech- und KI-Toolanbieter explodiert. Jede Woche kommen neue Anwendungen auf den Markt, vom kompletten KI-Workspace bis zu Lösungen für spezifische Rechtsfragen. Die Kosten für Nutzer sinken. Haben bisher viele Kanzlei und Rechtsabteilungen auch in eigene Tools investiert, ist es mittlerweile oft einfacher, das passende Tool einzukaufen. Die Herausforderung ist dabei, das passende Tool zu identifizieren. One size fits all gibt es (noch) nicht, und wird es vermutlich auch nicht geben.
6. KI als Teammitglied
Dass sich die Art der juristischen Arbeit durch den Einsatz von Tech-Tools und KI ändern wird, ist mittlerweile jedem klar. Bleibt die Frage, wie sie sich verändert. Führende Experten, die zu dem Thema auf der Legal Operations Konferenz sprachen, sind sich einig, dass es nur funktioniert, wenn Juristen und KI Hand in Hand arbeiten. Das wird Einfluss haben auf die Anforderungsprofile an Associates und Inhouse-Counsel, aber auch auf das Senioritätsgefüge in den einzelnen Teams. Viele Kanzleien und auch Rechtsabteilungen machen sich dazu Gedanken. Konkrete Vorstellungen, die mit Zahlen untermauert sind, hat bisher noch niemand.
7. Keine Panik
Wenn KI und Tech-Tools immer stärker in die Arbeitsprodukte von Kanzleien und Rechtsabteilungen integriert werden, stellt sich automatisch die Frage, welche juristischen Themen künftig überhaupt noch von Juristen bearbeitet werden und wie viel die KI übernehmen wird. Pläne wie die des C.H. Beck Verlags mit Noxtua lassen vermuten, dass die Nervosität in Kanzleien langsam aber sicher steigt. Entspannt schauen aber vor allem Inhouse-Counsel auf diese Entwicklung. Sie sehen Kanzleien weiterhin als wichtige Partner bei strategischen und strukturellen Themen – sofern diese in der Lage sind, einen Mehrwert für die Rechtsabteilung zu liefern. Abgelöst werden Kanzleien perspektivisch eher in der Commodity-Beratung, weil die Tech-Tools in den kommenden Jahren immer mehr in die Lage versetzt werden, juristische Standardfragen automatisiert zu beantworten.