Als Chief Strategy Officer gehörte Schneider bereits seit 2014 zum Management von Goodgame. Vorher war er acht Jahre lang bei Milbank Tweed Hadley & McCloy in Frankfurt. Die beiden Gründer des Spieleherstellers, Kai und Christian Wawrizinek, bleiben weiter Geschäftsführer, überlassen die operative Führung aber dem vierköpfigen Vorstand. Sie selbst wollen zukünftig stärker als Ideengeber fungieren. Auch die Rechtsabteilung ist von der Umstrukturierung betroffen und hat sich von sechs Köpfen auf vier verkleinert. Dr. Rainer Altfuldisch, der seit 2014 an Bord ist und seinerzeit von K&L Gates kam, leitet die Abteilung weiterhin als General Counsel.
Noch bis Juli beschäftigte Goodgame am Hamburger Standort mehr als 1.200 Mitarbeiter und gehörte damit zu den größten deutschen Spielesoftware-Unternehmen. Es hatte sich basierend auf dem Free-to-play-Prinzip auf Mobile- und Browser-Spiele spezialisiert und war seit seiner Gründung 2009 rasant gewachsen. Das lag nicht zuletzt am Erfolg ihres 2011 auf den Markt gebrachten Strategiespiels Empire, an dessen Erfolgszahlen das Unternehmen später aber nicht mehr anschließen konnte. Vor allem der Betrieb von eigenen Studios erwies sich als wirtschaftlich nicht rentabel.
Im August wurde publik, dass sich das Unternehmen künftig wieder konsequent auf Strategiespiele fokussieren wird und sich im Zuge dessen auch von den Mitarbeitern trennt, die anderen Bereichen zugeordnet waren. Im Zuge eines zeitlich befristeten Freiwilligenprogramms konnten Mitarbeiter die Gelegenheit nutzen, das Unternehmen zu verlassen. Zeitverträge wurden nicht verlängert, einem weiteren Teil gekündigt, sodass sich die Zahl der Abgänge im Moment auf 114 summiert.
Arbeitsrechtlich verließ sich der Spielehersteller einmal mehr auf den Berliner Arbeitsrechtler Dr. Rejko Herrmann von Vangard. Die Arbeitnehmerseite wurde von Prof. Dr. Andreas Borsutzky von der Kanzlei Dornheim in Hamburg beraten. Diese Kombination war bereits im Einsatz, als die Arbeitnehmer von Goodgame sich im Frühjahr mehrheitlich für eine alternative Arbeitnehmervertretung aussprachen. Verdi hatte im Dezember versucht, einen Betriebsrat zu etablieren, was die Mehrheit der Mitarbeiter aber abgelehnt hatte.