Auch sonst kommt die Deutsche Bank nicht aus den Negativschlagzeilen: Zuletzt dominierten der Streit im Aufsichtsrat und eine Vielzahl von Rechtsproblemen die Außenwahrnehmung der Bank. Über zwölf Milliarden Euro gab die Bank seit 2012 für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten aus. Daher wird die heutige Hauptversammlung insbesondere für Aufsichtsratschef Paul Achleitner kein Spaziergang.
Juristisch wird der Aufsichtsratschef bei der Hauptversammlung nach Marktinformationen maßgeblich von den eigenen Inhousejuristen sowie von Dr. Hans Diekmann von Allen & Overy beraten.
Der Partner betreut die Hauptversammlung seit 2014 und löste damals Hengeler Mueller-Partner Prof. Dr. Michael Hoffmann-Becking ab. Damit kam damals eine Kanzlei zum Zuge, die bislang in den Rechtsskandalen nicht beraten hatte. Zwischen dem früheren Shearman & Sterling-Partner Diekmann und Georg Thoma, lange Jahre die prägende Gestalt bei der US-Kanzlei hierzulande, bestanden zudem enge Kontakte.
Gerade der plötzliche Abgang von Georg Thoma, lange Zeit enger Vertrauter von Achleitner und im Aufsichtsrat für die Aufklärung der Rechtsskandale zuständig, wird wohl eines der heißen Themen auf der Hauptversammlung sein. Auf Druck seiner Kollegen trat Kontrolleur Thoma zurück, weil er es mit der akribischen Aufarbeitung von Skandalen übertrieben haben soll. „Das möchte ich schon hinterfragen, ob man da etwas übertrieben hat, um das Rad wieder zurückzudrehen oder ob tatsächlich Herr Thoma den Vorstand der Bank operativ behindert hat“, sagt etwa Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Kritische Sonderprüfungsanträge
Kritisch könnte für Achleitner auch die Abstimmung darüber werden, ob Schadensersatzansprüche gegen den Aufsichtsrat in der Libor-Affäre geprüft werden sollten. Einige Aktionäre fordern, dass er bei diesem Tagesordnungspunkt die Leitung der Hauptversammlung abgeben muss.
Eine Aktionärin hat vier Sonderprüfungen beantragt, die unter anderem überprüfen sollen, ob die Deutsche Bank im Libor-Skandal deshalb die höchste Strafe zahlen musste, weil Vorstände und Aufsichtsräte mit den Aufsichtsbehörden nur zögerlich zusammengearbeitet haben. In ihren Abschlussberichten haben die Behörden die mangelhafte Kooperation des Instituts scharf kritisiert.
Die Kritik der Aktionäre richtet sich gegen Achleitner selbst, aber auch gegen den früheren Vorstand um Co-Chef Anshu Jain, der im vergangenen Juni abgelöst worden war. Sie fordern, Regressansprüche zu prüfen. Zur internen Aufklärung der Libor-Affäre hat die Deutsche Bank JUVE-Recherchen zufolge ein internationales Team von Anwälten mandatiert. Hierzulande setzt Chefjurist Christof von Dryander auf Hengeler Mueller und deren britische Best-Friend-Kanzlei Slaughter and May, die der Bank auch in Großbritannien zur Seite steht. Für die Koordination des Teams ist der Frankfurter Hengeler-Partner Dr. Sven Schneider verantwortlich.
Einer Sonderprüfung ihres Risikokontrollsystems hat die Deutsche Bank bereits zugestimmt. Ein außergerichtlicher Vergleich mit der DSW sieht vor, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO als Sonderprüfer die Prozesse zur Rückstellungsbildung der Bank unter die Lupe nimmt. Für die Bank hat dem Vernehmen nach Linklaters-Partner Dr. Hans-Ulrich Wilsing das Verfahren begleitet, für den DSW war wieder Klaus Nieding aus der Kanzlei Nieding + Barth angetreten. Als Sonderprüfer wird nach JUVE-Informationen Wolfgang Otte eingesetzt. Der Jurist und Wirtschaftsprüfer ist Vize-Leiter der internen Sparte für Banken und Finanzdienstleister von BDO.
Fitschen dankt mit weißer Weste ab
Aber auch Vorstandschef John Cryan muss sich auf einen harten Tag vorbereiten. Er steht ebenfalls wegen der mageren Performance der Deutschen Bank in der Kritik und muss deshalb mit einem schlechten Abstimmungsergebnis rechnen. Vor einem Jahr hatten die Aktionäre die damalige Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen mit gerade einmal gut 60 Prozent entlastet – in der Folge musste Jain seinen Hut nehmen.
Co-Chef Fitschen blieb noch ein Jahr und dankt nun mit einer weißen Weste als Vorstand ab, nachdem auch die Causa Kirch vom Tisch ist. Er wird sich bei der Deutschen Bank in Zukunft auf die Betreuung von Firmenkunden in Europa und Asien konzentrieren. Der Kirch-Prozess endete vor Kurzem mit einem Freispruch. 900 Millionen Euro hatte der Vergleich mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch die Deutsche Bank vor knapp zwei Jahren gekostet. Beraten wurde sie dabei von Linklaters.
3,2 Millionen Euro holt sich die Bank von ihrem früheren Vorstandschef Rolf Breuer zurück. Weitere 90 Millionen bekommt die Bank von der Versicherung. Dabei hat SZA Schilling Zutt & Anschütz den Aufsichtsrat der Deutschen Bank beraten, DLA Piper war in der Sache für den Vorstand tätig.