Kommentar 04/09

Nun hat mit Beiten Burkhardt auch eine deutsche Sozietät angesichts der Finanzkrise Sparmaßnahmen beschlossen. Wer ernsthaft vertrat, die Krise beträfe nur die london-zentrierten und auf Finanzierungen spezialisierten Kanzleien, kommt langsam in Argumentationsnöte. Denn auch hinter den Kulissen anderer Kanzleien rumort es hörbar.So wird der Ton bei der alljährlichen Gewinnverteilung in vielen Sozietäten scharf. In einer mittelgroßen deutschen Kanzlei werfen sich die Partner plötzlich vor, der jeweils andere habe wohl den Sozietätsvertrag missverstanden. Anwälte einer US-Kanzlei beklagen eine verdächtig geringe Auskunftsbereitschaft des internationalen Managements darüber, wie und wo Gelder angelegt worden sind. Und keineswegs nur bei Linklaters oder Allen & Overy müssen die Partner sich obendrein kritischen Blicken auf ihre Umsätze und Entnahmen stellen.

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Wer will bei alledem eigentlich im Moment noch Partner werden? Diese Frage drängt sich bei all den Krisenmeldungen zunehmend auf. In einigen Großkanzleien stehen demnächst Partnerernennungen an, in Sozietäten mit Kalendergeschäftsjahr sind sie gerade zum Jahreswechsel erfolgt. Allerhöchste Zeit, sich ganz genau mit den Finanzen der „eigenen“ Kanzlei zu beschäftigen. Nicht immer ist das Angebot einer Partnerschaft wie der begehrte Sechser im Lotto. Kanzleien werden sich daran gewöhnen müssen, dem Nachwuchs ehrlicher als bisher über ihre finanziellen Grundlagen Rechenschaft abzulegen – und ihre Stärken und Schwächen zu analysieren.

Je früher das passiert, desto besser. Mit dem Hinweis auf kostengünstigere Honorare, eine persönliche Beratung durch Partner und die Arbeit in kleineren Teams wollen viele kleinere oder mittelstandsorientierte Sozietäten gerade jetzt in etablierte Mandatsbeziehungen der Großen einbrechen. Tatsächlich scheinen die Mandanten auch gar nicht unwillig. Doch wer sein Haus nicht in Ordnung hält, wird von solchen Chancen kaum profitieren können. Beiten zumindest hat mit der Renovierung begonnen.

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