Görg-Partner betonen gerne, dass ein starkes Management nicht ihre Sache ist. Die für den Jahreswechsel angekündigte Aufnahme eines riesigen Teams aus Insolvenzspezialisten als Strategie-Coup der Partnerschaft zu interpretieren, wäre daher nicht richtig.
Signalwirkung hat der Schritt aber trotzdem.
Denn der Zugang von 20 norddeutschen Insolvenzspezialisten von Brinkmann & Partner und der siebenköpfigen Kanzlei Beck & Hölzle (mehr…) ist das erste Anzeichen dafür, dass nach Inkrafttreten der Insolvenzrechtsreform im März 2012 Bewegung in den Markt der Insolvenzkanzleien kommt.
Jahrelang bildete die oft willkürlich wirkende Bestellpraxis von Insolvenzrichtern ein dauerndes Ärgernis in der Szene. Das neue ESUG zielt nun auf eine Professionalisierung der Richter-Entscheidungen, indem es den Gläubigerwünschen viel höheres Gewicht einräumt als zuvor.
Insider prophezeien seither einen doppelten Konsolidierungsprozess: einerseits das Entstehen von größeren Einheiten, etwa durch Kanzleifusionen, um bei Banken und anderen Gläubigern eine stärkere Wahrnehmung aufzubauen. Andererseits vermuten die Experten, dass sich die bedeutendsten Insolvenzen künftig bei gerade mal zwei Dutzend überregionalen Verwaltern konzentrieren werden.
Der Weggang des Brinkmann-Teams seinerseits ist das Ergebnis einer strukturellen Neuaufstellung, mit der sich die angesehene Insolvenzkanzlei für den Markt fit macht. Görg steht jetzt vor der Aufgabe, die Neuzugänge so erfolgreich zu integrieren, wie es nach der Erweiterung um das Team von Dr. Jörg Nerlich im Jahr 2008 gelang.
Für viele kleinere Insolvenzkanzleien dürfte die Bewegung an der Marktspitze einem Weckruf gleichkommen. Sie werden sich jetzt noch stärker der Herausforderung stellen und an ihrer Aufstellung feilen müssen, um auf dem Radar von Gläubigergruppen zu bleiben, deren Macht mit dem ESUG gewachsen ist.