Kommentar zum Jahresrückblick

Wer bremst, verliert

Stillstand ist nie, aber so viel Bewegung wie im gerade ausklingenden Jahr ist auch nicht selbstverständlich im Rechtsmarkt. Die Branche erfindet sich neu – deshalb müssen Berater stärker als bisher die eigenen Strukturen überdenken.

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Das hohe Tempo, mit dem sich Kanzleien auf Veränderung ihrer Geschäftsmodelle einstellen müssen, war eine der eindrücklichsten Entwicklungen des vergangenen Jahres. Und auch für 2020 stehen bei vielen unübersehbar tiefgreifende Fragen auf der Agenda, die das Verständnis ihres Kerngeschäfts Rechtsberatung betreffen: Vokabeln wie Pricing Manager, Legal Operations, Projektjuristen und Digitalisierung sind aus Diskussionen über Kanzleimanagement kaum noch wegzudenken.

Dabei werden sich die Entwicklungen noch weiter beschleunigen. Kühlt sich die Konjunktur ab, werden noch mehr Unternehmen ihre internen Strukturen umso konsequenter entschlacken. Mandanten geben den Druck auch an ihre Rechtsberater weiter, eine logische Folge davon: Kanzleien sollen noch effizienter und preisgünstiger arbeiten. Und bei Mandatsausschreibungen heißt es dann noch öfter als bisher: „Wie sieht Ihr Projektmanagement aus?“ oder „Wie halten Sie es mit der Nutzung von Technologie?“

Überzeugende Antworten auf diese Fragen zu finden war vor allem eine Sache der Big-Four-Gesellschaften, die stark den Aufbau dieser Themen investierten. Das war 2019 ebenfalls unübersehbar. Kanzleien, die die Rechtsberatungsarme der großen WP-Gesellschaften lange als Randerscheinung abtaten, müssen nun zusehen, wie diese mit dem Rückenwind von Technologie- und Projektabteilungen Fahrt aufnehmen. Der Konkurrenzkampf um Transaktions- oder Restrukturierungsmandate wird 2020 noch intensiver werden.

Einige der führenden Kanzleien stellen sich darauf bereits intensiv ein. Die Zahl der Legaltech-Projekte von Kanzleien schoss 2019 regelrecht in die Höhe. Nicht alles davon wird sich durchsetzen, doch der Managing-Partner einer JUVE-Top-50-Kanzlei berichtete jüngst: „Es sind riesige Beträge, die wir hier schon investiert haben. Und dabei wird es nicht bleiben, wenn wir weiter vorne mitschwimmen wollen.“ Wo allerdings die Frage, ob und welche Maßnahmen sinnvoll sind, mit grundsätzlichen Diskussionen um längerfristige Investitionen und Ausschüttungsmodelle verschwimmt, riskieren Kanzleien unnötig ins Hintertreffen zu geraten. Die internen Entscheidungswege können im aktuellen Tempo der Marktentwicklung für Kanzleien ebenso zum Wettbewerbsfaktor werden.

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