M&A-Rainmaker Schmidt wird seine Zeit zwischen beiden Standorten aufteilen, der leitende Steuerpartner Geerling wechselt vom Main an die Isar. Die Kanzlei wird an exklusiver Adresse in den neu gestalteten Maximilianhöfen in der Maximilianstraße residieren. Im gleichen Gebäude hat auch das Private Equity-Haus Bain Capital sein Büro. Weil Gotshal ist neben zahlreichen deutschen die dreizehnte angelsächsische Kanzlei, die in den letzten zwei Jahren in München eröffnet hat.
Zum Stand der Partnersuche sagte Schmidt, München sei derzeit ein wirtschaftlich sehr schwieriger Platz. Man habe seit Juli mit sechs Kandidaten Schlussverhandlungen geführt. Jedoch sei in allen Fällen nicht genügend substanzielles eigenes Mandatsgeschäft vorhanden gewesen, das nicht an die bisherige Kanzlei gebunden gewesen sei. Man sei aber weiterhin an der Verpflichtung von namhaften Quereinsteigern interessiert, sofern die geschäftlichen Voraussetzungen gegeben seien.
Allerdings gilt Schmidt als starker Mann der deutschen Weil Gotshal-Praxis im Markt als sehr dominante und in der Zusammenarbeit anspruchsvolle Persönlichkeit. Beobachtern zufolge könnte auch dieser Aspekt die Partnersuche für den neuen Münchner Standort beeinflusst haben.
Das Münchner Weil Gotshal-Startteam ergänzen 13 Associates, darunter Schmidt zufolge vier Neuzugänge mit Senior Associate-Erfahrung: im Bereich Private Equity Olaf Benning von Shearman & Sterling und Andreas Schiele von Rödl & Partner, für M&A Dr. Friedrich Scheuffele von Weiss Walter Fischer-Zernin und Robert Abt von dem Investmenthaus Lazard. Mit ihnen bestehen laut Schmidt fest terminierte Absprachen über Partnerperspektiven. Hinzu kommen als weitere erfahrene Associates aus dem Frankfurter Weil Gotshal-Büro Sebastian Kost (Steuern), Dr. Joachim Distel (Corporate) und Oliver Rathje (Prozessführung).
Weil Gotshal, die mit einem Umsatz von 23 Millionen Euro in den aktuellen JUVE-Top 30 der umsatzstärksten deutschen Praxen erscheint, beriet im letzten Jahr in mehreren Transaktionen mit München-Bezug. So betreute man Saban Capital beim Pflichtangebot für ProSiebenSat.1 Media, Escada beim Einstieg des Private Equity-Investors HMD, ein Konsortium unter Lone Star-Führung bei einem Portfolio-Erwerb von der Münchner HVB Real Estate und den niederländischen Logistikanbieter IFCO Systems N.V. – mit Deutschland-Zentrale München – zu einer High-Yield-Anleihe.
Zu den strategischen Perspektiven des neuen Münchner Büros sagte Schmidt, schon jetzt erziele Weil Gotshal 25 Prozent ihres deutschen Umsatzes mit München-bezogenem Geschäft. In den ersten zwei Jahren wolle man am Ort auf 25 Anwälte wachsen.
Eine Grundauslastung bringt Schmidt zufolge zunächst schon die Arbeit für Lone Star und IFCO, außerdem sei die HypoVereinsbank ein wichtiger Mandant von Partner Geerling. Weil Gotshal suche außerdem die örtliche Nähe zu vorhandenen oder anvisierten Mandanten bei Private Equity, Distressed M&A sowie Restrukturierungen.
Als weiteren geschäftlichen Pluspunkt der neuen München-Präsenz nannte Schmidt, dass Weil Gotshal nun verstärkt die Vertretung mehrerer Parteien in Bietverfahren anstreben könne. Durch die zwei Kanzleistandorte seien getrennte Mandatsabwicklung und Chinese Wall-Strukturen gegenüber Mandanten künftig besser darzustellen.
Der bedeutende Aufschwung der deutschen Weil Gotshal-Praxis ist jüngeren Ursprungs und deutlich mit der Person Schmidts verbunden. Zum Jahresbeginn 2002 war der M&A-Star mit einem großen Team von Beiten Burkhardt in Frankfurt zu Weil Gotshal gewechselt und hat die deutsche Praxis der US-Kanzlei seither weit nach vorn gebracht.