Baker konterte mit einer eigenen Mitteilung. Danach entspricht es nicht den Tatsachen, dass die Kanzlei Kerres & Diwok sich von Baker trennt. Vielmehr sei Namenspartner Kerres durch einstimmigen Beschluss des weltweiten Policy Committee mit Wirkung zum 30. Juni aus der Kanzlei ausgeschlossen worden. Als Grund nannte der zweite Wiener Namenspartner Georg Diwok „Pflichtverletzungen, die den Verbleib bei Baker & McKenzie unmöglich machten“. Eine laufende Sonderprüfung werde zusätzlich Klarheit schaffen. Er selbst und die anderen österreichischen Partner würden bei Baker bleiben. „Die Kanzlei Kerres & Diwok scheidet nicht aus dem Baker & McKenzie-Verbund aus“, so Diwok. „Im Gegenteil, das Geschäftsmodell bei Baker & McKenzie macht weiter guten Sinn. Die Pressemitteilung von Dr. Kerres ist ohne mein Wissen veröffentlicht worden.“
Kerres seinerseits sagte auf Nachfrage, es gebe seitens Baker keine Vorwürfe gegen ihn. Er blieb dabei, dass er die Mitgliedschaft der GmbH, bestehend aus ihm und Diwok, gekündigt habe. „Der deutsche Managing Partner Günther Heckelmann hat so starken Einfluss auf die operative Arbeit in dem Wiener Anwaltsbüro Kerres & Diwok genommen, dass die Selbständigkeit für mich als Geschäftsführer nicht mehr in ausreichendem Maße gegeben war“, begründete Kerres. „Nach österreichischem Recht muss aber gerade diese Selbständigkeit für hiesige Anwälte gewährleistet sein.“ Die Rechtsanwaltskammer Wien prüfe in einem Verfahren die unzulässige Einflussnahme des Frankfurter Managements auf die Wiener Anwaltskanzlei Kerres & Diwok.
„Diesen Vorwurf weise ich klar zurück. Wir haben einen sehr kooperativen Führungsstil“, wehrte sich darauf Heckelmann. „Es gab keine einzige Entscheidung gegen den Willen der großen Mehrheit der Wiener Kollegen.“ Der Managing Partner nahm auch Stellung zum Kammerverfahren: „Es gibt dieses Verfahren. Dr. Kerres hat es eingeleitet, nachdem wir ihm schwere Verdachtsmomente vorgehalten hatten“, so Heckelmann. „Davon versucht er nun abzulenken. Wir haben nie gegen österreichisches Standesrecht verstoßen und werden dies selbstverständlich auch in Zukunft nicht tun.“
Angesichts dieser widersprüchlichen Aussagen, ist eines jedenfalls sicher: Christoph Kerres und Baker trennen sich – nicht im besten Einvernehmen.