Wahlberechtigt waren insgesamt rund 2.800 Rechtsanwälte und 1.200 Konzipienten.
Nahezu einstimmig wurde Dr. Michael Rohregger zu einem von drei Präsidentenstellvertretern gewählt. Er hatte keinen Gegenkandidaten. Die beiden amtierenden Präsidentenstellvertreterinnen Dr. Brigitte Birnbaum (seit 1999) und Dr. Elisabeth Rech (seit 2006) wurden bereits 2014 für weitere vier Jahre gewählt.
Zudem gibt es mit Dr. Herbert Gartner einen neuen Präsidenten des Disziplinarausschusses. Er war seit 2009 einer von vier Vizepräsidenten und folgt auf Dr. Karl Engelhart, der nicht erneut kandidierte. Gartner hatte keinen Gegenkandidaten und konnte ebenfalls fast alle Stimmen auf sich vereinigen.
Damit bleibt es dabei, dass die Spitze der Wiener Kammer ausschließlich von Vertretern kleinerer Kanzleien gestellt wird. Lediglich im Ausschuss finden sich eine Reihe von Partnern verschiedener Großkanzleien wie Binder Grösswang, CMS Reich-Rohrwig Hainz oder Wolf Theiss.
Prochaska zog Kandidatur überraschend zurück
Lange sah es so aus, als würde sich an dem Kräfteverhältnis etwas ändern. Denn mit Dr. Stefan Prochaska, Namenspartner von PHH Prochaska Havranek und bis Ende März amtierender Vize-Präsident der Wiener RAK, hatte es monatelang nur einen Kandidaten gegeben. Mit seinem umfangreichen Wahlprogramm stand Prochaska für eine Modernisierung, galt als Vertreter der Interessen der großen Wirtschaftskanzleien. Doch Ende März zog er seine Kandidatur zurück und legte auch sein Amt als Präsidentenstellvertreter nieder.
Dem vorausgegangen war ein Streit zwischen ihm und Dr. Gabriel Lansky, mit dem er von 1997 bis 2001 Namenspartner einer gemeinsamen Kanzlei war. Seit Dezember 2014 überziehen sich beide als Parteivertreter im Fall des wegen Mordes angeklagten und mittlerweile verstorbenen ehemaligen kasachischen Botschafters Rachat Alijev mit schweren Vorwürfen, die teilweise sogar nach wie vor die Gerichte beschäftigen.
Favorit setzt sich durch
Der nun siegreiche Enzinger, Namenspartner von Lattenmayer Luks & Enzinger, ist Mitglied des Ausschusses der RAK Wien seit 1997 sowie langjähriger Vertreter der RAK Wien und der Österreichischen Rechtsanwaltskammer im Bundesjustizministerium. Seine Kandidatur war im Jänner 2015 bekannt geworden. Er galt fortan als Favorit. Sein Wahlprogramm zielte stark eine (Rück-)Besinnung auf anwaltliche Grundwerte. Gegenüber JUVE betonte er, „wirtschaftliche Interessen dürfen nicht über diesen Werten stehen.“
Sein einziger Gegenkandidat hatte sich erst kurz vor Ende der Frist für die Wahlvorschläge am 25. März in Stellung gebracht. Dr. Thomas Singer, Namenspartner von Singer-Musil Singer, brachte keinerlei Erfahrung in der Standesvertretung mit und warb mit einem „Blick von außen“. Seine Chancen waren im Vorfeld als äußerst gering eingestuft worden.
Der bisherige RAK-Präsident Dr. Michael Auer, hatte das Amt sei Mai 2008 inne. Er war nicht noch ein weiteres Mal angetreten.