Leiter des neuen Standorts ist der Transaktionsanwalt Dr. Thomas Ruhm. Als weitere Equity-Partner in der Londoner Partnerschaft schließen sich Fieldfisher die Schieds- und M&A-Spezialistin Dr. Alice Meissner, der IP- und IT-Rechtler Philipp Reinisch und der Einzelanwalt Prof. Dr. Leonhard Reis an. Auch Meissners Kanzleipartner aus ihrer vorigen Einheit, Bernhard Passin, kommt als Director mit zu Fieldfisher. Insgesamt zählt die neue Kanzlei in der Rotenturmstraße 17 Mitarbeitende. Weitere Zugänge auf Partner- und Anwaltsebene stehen bevor.
Fieldfisher setzt damit ihre europäische Expansion mit einem 26. Büro in der Donaumetropole fort. Für den Londoner Managing-Partner Robert Shooter ist Wien „ein wichtiges Wirtschaftszentrum und ein Tor nach Zentral- und Osteuropa“. Hinzu komme die Bedeutung der österreichischen Hauptstadt als Schiedsstandort: Ein Team vor Ort werde die bestehenden Schiedspraxen in London und Paris, aber auch in Deutschland, stärken.
International erfahren
Ruhm (46) kommt von SCWP Schindhelm, wo er seit 2014 in Wien Partner war und bereits immer wieder in internationalen Deals mit Fieldfisher zusammenarbeitete. Bis 2010 war Ruhm in der internationalen Großkanzlei DLA Piper Weiss-Tessbach tätig, unter anderem auch ein Jahr in London. Dazwischen gehörte er den Kanzleien Benn-Ibler und Weinrauch an. Bei Fieldfisher wird er in Wien für die Beratung zu Unternehmens- und Immobilientransaktionen zuständig sein.
Dr. Alice Meissner (45) und Bernhard Passin (42) hatten Anfang 2021 eine gemeinsame Kanzlei gegründet, die sich auf Transaktionen und Konfliktlösung ausrichtete, insbesondere für asiatische Mandanten; diese Ausrichtung wird Meissner beibehalten. Sie war zuvor, wie auch Ruhm, Partnerin bei SCWP Schindhelm und ist in Österreich und Deutschland als Anwältin zugelassen. Ihre Laufbahn startete sie 2010 bei Freshfields Bruckhaus Deringer in Deutschland im Bereich Corporate Litigation. Später wechselte sie zu Wolf Theiss und war dort in der transaktionellen Beratung und in der Konfliktlösung tätig.
Passin ist auf Prozessführung spezialisiert und war von Frühjahr 2010 an bei der Kanzlei Skribe tätig. Als Rechtsanwaltsanwärter arbeitete er vorher bei Binder Grösswang.
Philipp Reinisch (46) war zuletzt Salary-Partner bei SCWP Schindhelm in Wien. Er wird bei Fieldfisher in Wien vorwiegend für die Bereiche IP-/IT- und Datenschutzrecht zuständig sein.
Prof. Dr. Leonhard Reis (44) unterhält seit 2013 eine eigene Kanzlei, aktuell in Horn in Niederösterreich, und schließt sich nun ebenfalls Fieldfisher an. Er wird sich auf die Beratung von Private Clients, insbesondere aus Osteuropa und den CIS-Ländern, sowie im Immobiliensektor konzentrieren; auch das Arbeitsrecht soll bei ihm verankert sein.
Fünf Standorte in Deutschland
In Deutschland ist Fieldfisher bereits seit 2007 am Markt, inzwischen unterhält die Kanzlei fünf Standorte: Hamburg, Düsseldorf, München, Frankfurt und seit Anfang 2022 Berlin; dort startete damals die Massenklageneinheit Fieldfisher X.
Ende April 2022 beschäftigte die Kanzlei in Deutschland rund 100 Anwältinnen und Anwälte; darunter waren 32 Partner und 5 Partnerinnen. Zum 1. Mai 2023 ernannte die Kanzlei den Transaktionsanwalt Leif Herzog zum Partner am Düsseldorfer Standort.
Der Umsatz von Fieldfisher belief sich in Deutschland im Geschäftsjahr 2021/22 auf 35,6 Millionen Euro, ein Plus von rund einem Fünftel. Der Umsatz pro Jurist lag in Deutschland bei rund 421.000 Euro. Das entspricht grob den Zahlen von Binder Grösswang, Dorda und Fellner Wratzfeld & Partner hierzulande; SCWP Schindhelm lag in ihrem Geschäftsjahr 2020/21 bei 401.000 Euro.
Fieldfisher insgesamt sieht sich als europäische Kanzlei. Sie hat jedoch Wurzeln, die bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts in London zurückreichen. In ihrer Beratung hat sie heute Schwerpunkte in der Finanzindustrie, dem Energie- und Rohstoffsektor, der Pharma- und Gesundheitsbranche sowie in der Tech-Industrie.
Über 1.000 Juristinnen und Juristen
Im Geschäftsjahr 2021/22 kam die Kanzlei weltweit auf einen Umsatz von 330 Millionen britische Pfund (umgerechnet 379,5 Millionen Euro), ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt beschäftigt die Kanzlei inklusive Wien etwas mehr als 1.000 Juristinnen und Juristen an 26 Standorten in zwölf Ländern. Insgesamt zählt Fieldfisher gut 1.700 Mitarbeiter.
Der Gesamtumsatz der Kanzlei teilte sich in den zwölf Monaten zu Ende April 2022 recht gleichmäßig zwischen den Praxisgruppen auf: Corporate und Dispute Resolution sind die beiden größten mit einem Anteil von gut 15 Prozent. Vier weitere Praxisgruppen stehen für weitere 47 Prozent des Umsatzes. Wachstumstreiber waren die Praxisgruppen ‚Financial Markets and Products‘ mit einem Zuwachs von 28 Prozent und Corporate mit 20 Prozent.
Die Kanzlei unterhält mehrere alternative Rechtsdienstleister, darunter die Plattform Condor; sie verdreifachte 2021/22 ihren Umsatz. Der ‚Solutions Hub‘ in Belfast legte ebenfalls um 17 Prozent zu, dort sind 100 Mitarbeiter beschäftigt. Zu den alternativen Rechtsdienstleistern gehören auch Fieldfisher X, eine Einheit für Massenverfahren, und Roscoe Reid; diese Tochter ist eine Spezialkanzlei unter dem Fieldfisher-Dach, die individuelle Anspruchsteller in Verfahren gegen Großunternehmen und Organisationen vertritt.
Wettstreit belebt
Für den Wiener Markt ist der Start von Fieldfisher ein Einschnitt in doppelter Hinsicht: Zum ersten Mal seit über zehn Jahren geht überhaupt eine internationale Großkanzlei diesen Schritt. Das dürfte den Markt an sich schon beleben – im Wettstreit um Mandate und um Personal. Fieldfisher weist außerdem einen Umsatz auf, der sie auf Anhieb zu einem wichtigen Akteur machen kann und der es ihr zudem ermöglicht, in erheblichem Ausmaß zu investieren und Dienstleistungen zu digitalisieren.