Anwenden lässt sich die Plattform von Notarity auf sämtliche notarielle Dienstleistungen mit Ausnahme von Testamenten und letztwilligen Verfügungen. Möglich ist dies, weil in Österreich die entsprechenden rechtlichen Vorgaben, insbesondere §90a Notariatsordnung, inzwischen dauerhaft eingeführt sind. „Seither werden digitale notarielle Dienste extrem gut angenommen“, berichtet Maria Thierrichter, Notarssubstitutin und Partnerin im Notariat Brix Mayer Hoheneck & Partner in Wien. Zunächst waren sie im Frühjahr 2020 befristet in Kraft getreten, um während der Corona-Pandemie die Rechtsdienstleistungen aufrecht zu erhalten.
Notarity wendet sich zum einen an die österreichischen Notare als Partner. Für sie liegt der Vorteil darin, dass sie notarielle Dienste unabhängig vom Ort abwickeln können. „Der Notar kommt digital zu Ihnen ins Homeoffice, egal wo Sie sich auf der Welt befinden“, beschreibt der Wiener Notar Dr. Christoph Lehner einen der Vorteile. Alexander Gugler, einer der Gründer und verantwortlich für die Finanzen des Start-ups, hat als Nutzer zum anderen Akteure in der Start-up-Szene und Immobilienentwickler im Blick.
Enger Markt
Das Unternehmen stellt als einen weiteren Vorteil heraus, dass die eigene Plattform Rechtsgeschäfte komplett abbilden könne – anders als etwa die Lösungen von A-Trust oder NTB Solutions. Diese gelten gleichzeitig als die wichtigsten Anbieter bestehender Tools. Andere Lösungen konzentrieren sich auf ein engeres Arbeitsfeld, etwa Realest8 als Spezialistin für Immobilientransaktionen.
Bei Notarity reicht das Spektrum im Immobilienrecht von Liegenschaftstransaktionen bis zu Eintragungen oder Löschungen von Dienstbarkeiten und Servituten. Im Gesellschaftsrecht lassen sich Gesellschaften gründen und umgestalten; auch Finanzierungsrunden sind möglich. Weiters lässt sich die Plattform im Familienrecht einsetzen.
Finanzierungsrunde gemeistert
Die ersten Nutzer berichten, dass die Oberfläche von Notarity schnell und intuitiv sei. Thierrichter von Brix Mayer Hoheneck & Partner begleitete die Gründer auch in der Testphase. Sie setzt die verschiedenen Plattformen regelmäßig im Gesellschaftsrecht ein und hält die Lösung des Start-ups für bedienungsfreundlich. So kam die Software auch bei der Finanzierungsrunde des Unternehmens selbst zum Einsatz.
In deren Zuge beteiligten sich Mark Kaslatter und Ben Ruschin, die beiden Gründer von Big Cheese Ventures, für einen mittleren sechsstelligen Betrag an Notarity und halten nun 15 Prozent des 2021 gegründeten Unternehmens. Dort sind inzwischen sieben Mitarbeiter beschäftigt. Neben Gugler gehören Jakobus Schuster als Chief Executive Officer, Sebastian Wodniansky als Chief Technology Officer und Max Pointer als Lead Developer zum Führungszirkel des Start-ups.
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