Die OfficeCentre GmbH ist über eine weitere deutsche Gesellschaft namens New Office Centre mit der in den Niederlanden ansässigen New Office Centre Beheer verbunden. Die niederländische Holding befindet sich samt ihrer niederländischen Tochter, die das Retail- und Onlinegeschäft in den Niederlanden betreibt, in einem eigenen, vom deutschen Insolvenzverfahren unabhängigen niederländischen Starug-Restrukturierungsverfahren.
Für die deutschen Gesellschaften macht sich Undritz mit seinem Team nun auf die Suche nach einem Investor. Teil des Teams sind unter anderem die Restrukturierungspartnerin Sylvia Fiebig, der Arbeitsrechtspartner Hendrik Röger sowie weitere Counsel und Associates von White & Case. Undritz betreute in der Vergangenheit unter anderem das Insolvenzverfahren Conenergy.
Übernahme im Corona-Sommer
Als Grund für die Insolvenz sowohl der deutschen als auch der niederländischen OfficeCentre-Gesellschaften verweisen die Eigentümer von Standard Investment auf die Corona-Pandemie. Die Investmentgesellschaft mit Sitz in Amsterdam hatte die niederländische Holding erst im Juni 2021 von zwei niederländischen Privatpersonen übernommen. Dem Kauf folgte im August unter anderem die Übernahme des belgischen Retailgeschäfts von Staples Solutions, der bis 2019 auch die deutschen und niederländischen Retail- und Onlinegeschäftsbereiche gehörten.
Staples Solutions, die mit 70.000 Mitarbeitern weltweit rund 19 Milliarden Euro umsetzen, verkaufte im Juni 2021 auch Teile ihres europäischen und insbesondere das deutsche Großkundengeschäfts an Lyreco. Der französische Spezialist für Büro- und Arbeitsplatzlösungen führt das Geschäft unter dem Namen Lyreco Advantage fort.
Hoch gepokert
Standard Investment ließ sich bei der Übernahme der OfficeCentre von den niederländischen Kanzleien Lexence and Maverick Advocaten beraten. Dem Vernehmen nach unterlag der Kauf wohl einer drastischen Fehleinschätzung zur Kundenfrequenz in den Läden. Der Umsatz lag massiv unter den Annahmen. Hinzu kam, dass die Kreditversicherer sich zurückzogen und so weiteren Liquiditätsbedarf gegenüber den Lieferanten auslösten. Dadurch wiederum kippten die investitionsintensiven Pläne, das IT-intensive Onlinegeschäft weiter auszubauen.
Für den Insolvenzantrag zogen die deutschen Gesellschaften dann die BRL Boege Rohde Luebbehuesen-Partner Stefan Denkhaus, Victor Freiherr von den Busche und Friedrich Kraft von Kaltenborn-Stachau hinzu, die zuerst den Weg in die Eigenverwaltung prüften, dann allerdings den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hamburg vorbereiten halfen. (mit Material von dpa)