Korruptionsvorwürfe

VW- und T-Systems-Mitarbeiter setzen auf Taschke und Hild

Drei ehemalige Mitarbeiter und Berater von T-Systems und zwei Mitarbeiter von Volkswagen sollen versucht haben, einen Sponsoring-Vertrag für den VfL Wolfsburg mit einem Geschäft für T-Systems zu koppeln. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat Marktinformationen zufolge gegen die fünf Personen Anklage wegen Bestechung oder Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr erhoben.

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Jürgen Taschke
Jürgen Taschke

Bereits im Februar war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft wegen dieser Vorgänge ermittelt. Ins Rollen gebracht hatte das Verfahren Presseberichten zufolge die Deutsche Telekom, die selbst auf den geplanten Deal aufmerksam geworden war und die Behörden informiert hatte.

Die Beschuldigten sollen versucht haben, einen Auftrag von VW für T-Systems zu generieren, wenn im Gegenzug T-Systems den Wolfsburger Club weiter sponsert. Schlussendlich wurde der Sponsoring-Vertrag nicht verlängert. Gegen den Verein wird, wie es heißt, ebenso wenig ermittelt, wie gegen die Unternehmen.

So wie es derzeit aussieht, könnte das Verfahren vor allem eine juristische Auseinandersetzung darüber werden, ob eine solche Absprache tatsächlich den Tatbestand der Bestechung erfüllt. Die Anklagen sollen noch nicht zugestellt sein.

Vertreter ehemalige T-Systems-Mitarbeiter und Berater
Wicker Hanf (Frankfurt): Eckart Hild
Gercke Wollschläger (Köln): Dr. Björn Gercke
Ettrich Sturmfels (Frankfurt): Klaus Sturmfels

Vertreter VW-Mitarbeiter
DLA Piper (Frankfurt): Prof. Dr. Jürgen Taschke; Associate: Dr. Christian Schoop
Klinkert Zindel (Frankfurt): Dr. Marijon Kayßer

Berater Deutsche Telekom/T-Systems
Schiller & Kollegen (Frankfurt): Dr. Wolf Schiller
Prof. em. Dr. Klaus Lüderssen (Frankfurt)

Berater Volkswagen
Eisenmann Wahle Birk (Stuttgart): Dr. Eberhard Wahle
Prof. Dr. Gerhard Dannecker (Universität Heidelberg)

Staatsanwaltschaft Stuttgart
Thomas Böttger

Landgericht Stuttgart, Wirtschaftsstrafkammer
Hans-Jürgen Wenzler (Vorsitzender Richter)

Hintergrund: Alle Vertreter und Berater sind aus dem Markt bekannt. Wahle und Schiller, die hier auf Unternehmensseite zu finden sind, gehören beide zu den langjährig erfahrenen und etablierten Strafrechtlern hierzulande. Die Tatsache, dass beide Konzerne sich auch Rat von Hochschulprofessoren einholen – Lüderssen war früher an der Frankfurter Universität tätig – bestätigt die Vermutung, dass sich das Verfahren auch und vielleicht vor allem um die Frage drehen wird, ob das Verhalten tatsächlich strafbar war.

Die für die VW-Mitarbeiter tätigen Verteidiger sind im Markt ebenfalls feste Größen: Taschke, früher bei Clifford Chance tätig, vertrat Mitte der 1990er-Jahre den Namensgeber der sogenannten López-Affäre, den Manager José Ignacio López. Ihm war vorgeworfen worden, 1993 bei seinem Wechsel zu VW vertrauliche Dokumente von GM und der GM-Tochterfirma Adam Opel AG zu Volkswagen mitgenommen zu haben.

Auch Kayßer ist schon lange in Frankfurt engagiert. Jahrelang war sie bei Jones Day tätig. Sie gehört zu den Gründungspartnern von Klinkert Zindel, die seit 2010 am Markt ist (mehr…). Aus gemeinsamen Zeiten bei Jones Day kennen sich auch Kayßer und Hild, der in diesem Verfahren als Verteidiger im T-Systems-Umfeld agiert. Hild wechselte bereits 2005 von Jones Day zu Wicker Hanf (mehr…). Sturmfels, zwar ebenfalls sehr erfahren, gehört nicht zum engeren Kreis der Frankfurter Wirtschaftsverteidiger. Neben diesen langjährig etablierten Strafrechtlern hat sich mit Gercke ein Verteidiger der jüngeren Riege positioniert, der zuletzt vor allem mit seiner Beratung beim Bonner WCCB-Skandal auffiel (mehr…).

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