Seit 2009 gehörte Alzchem zum Portfolio des luxemburgischen Beteiligungsfonds BluO, der einst auch in die Modekette Adler und den Energielieferant Goldgas investiert hatte. BluO, hinter dem der Unternehmener Peter Löw stand, hatte knapp 79 Millionen Euro für seine Alzchem-Beteiligung gezahlt.
Mittlerweile erwirtschaftet das oberbayerische Unternehmen rund 327 Millionen Euro im Jahr und beschäftigt gut 1.400 Mitarbeiter in Deutschland, Schweden, China und den USA. Löw wiederum managt seine Beteiligungen inzwischen über das Münchner Family Office Livia, das auch die Mehrheit an der börsennotierten Softmatic hielt.
Im Zuge einer Sachkapitalerhöhung bei Softmatic wurden nun sämtliche Alzchem-Aktien dort eingebracht. Parallel wurde eine Bezugsrechtskapitalerhöhung durchgeführt, von der die Livia ausgeschlossen wurde. So wurde gewährleistet, dass die anderen Aktionäre ihre Beteiligungsquote behielten. Insgesamt wurden rund 101 Millionen neue Aktien zu einem Gesamtbetrag von rund 233,3 Millionen Euro ausgegeben. Die Baader Bank begleitete die Emission der neuen Aktien.
Berater Alzchem Group
Gleiss Lutz (Frankfurt): Dr. Stephan Aubel (Federführung), Dr. Cornelius Götze (beide Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht), Dr. Thorsten Gayk (Gesellschaftsrecht; Hamburg); Associates: Jan-Rasmus Roßkamp, Alexander Gebhardt, Dr. Walter Andert, Marina Stoklasa (alle Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht)
Berater Alzchem AG
Inhouse Recht (Trostberg): Elmar Franzen (Leiter Recht) − aus dem Markt bekannt
Berater Livia
Imhouse Recht (München): Dr. Axel Koch (Senior Legal Counsel; Federführung), Dr. Caspar Schnurbein (General Counsel)
Inhouse Steuern (München): Mike Neuschel (Steuerberatung)
Berater übrige Alzchem-Aktionäre
Röper (München): Steve Röper
Berater Baader Bank
Inhouse Recht (Frankfurt): Kai Göhring (Head of Legal & Corporate Finance Execution) − aus dem Markt bekannt
Hintergrund: Gleiss Lutz war schon für den ersten IPO-Versuch von Alzchem vorgesehen und agierte beim jetzt gelungenen Start als sogenannter Transaction Counsel. Im Zuge der komplexen Manteltransaktion waren dabei nach Aussage von Beteiligten auch diverse gesellschaftsrechtliche Maßnahmen zu stemmen: Neben der Neugestaltung der Satzung waren eine wirtschaftliche Neugründung zur GmbH, eine Nachgründung der Aktiengesellschaft sowie der Abschluss eines Unternehmensvertrags notwendig. Dabei wurde das Frankfurter Gleiss-Team um den Hamburger Counsel Gayk ergänzt, der seinen Schwerpunkt auf Konzernrecht und die Begleitung von Strukturmaßnahmen gelegt hat.
Für die Gleiss-Anwälte war die Transaktion auch ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Mit Caspar Freiherr von Schnurbein, dem General Counsel von Livia, arbeitete die Sozietät schon zusammen, als dieser noch in gleicher Position bei der Modekette Adler tätig war, die 2011 an die Börse ging. Seinerzeit beriet Gleiss die Banken. Schnurbein ist inzwischen neben seiner Arbeit für Livia auch im Aufsichtsrat von Alzchem vertreten.
Einen Posten im Alzchem-Aufsichtsrat bekleidet auch Einzelanwalt Röper, der früher für die luxemburgische Beteiligungsgesellschaft BluO tätig war und nun die übrigen Alzchem-Aktionäre unterstützte. Dabei handelt es sich um Dr. Martin Vorderwülbecke und Markus Zöllner, die jeweils über ihre Beteiligungsgesellschaften agieren, sowie um den AlzChem-Vorstand Ulli Seibel. Vorderwülbecke und Zöllner berät Röper seit einigen Jahren im Gesellschaftsrecht und bei Transaktionen, auch dann, wenn sie gemeinsam über den deutsch-luxemburgischen Fonds 4K investieren. Im vergangenen Jahr hatte Röper den Fonds beispielsweise begleitet, als jener die slowenische Fluggesellschaft Adria Airways erwarb.
Bei der Baader Bank betreute nach JUVE-Informationen Kapitalmarktrechtler Göhring die jüngste Aktienemission, der 2015 von Morgan Stanley zur bayrischen Investmentbank gewechselt war.
Der Artikel wurde am 10.Oktober 2017 ergänzt.