Qualtrics

Mit Shearman & Sterling gelingt SAP ein Milliarden-IPO

Nach mehrfacher Erhöhung des Ausgabepreises hat SAP seine US-Tochter Qualtrics erfolgreich an die Börse gebracht. Mit den Einnahmen will SAP hauptsächlich seine Schulden senken, aber auch die Dividende erhöhen. Während in Walldorf die Fäden zusammenliefen, wurde ein Großteil des Deals in den USA verhandelt.

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Thomas König
Thomas König

SAP hat einen Teil seiner Aktien der Marktforschungstochter Qualtrics an der US-Technologiebörse Nasdaq platziert. Mit dem Anteilsverkauf hat der Softwarekonzern rund zwei Milliarden Euro erlöst. Umgerechnet 500 Millionen Dollar davon würden Qualtrics als Liquidität zur Verfügung gestellt, rund 1,9 Milliarden flössen nach Walldorf, heißt es. Die Aktien von Qualtrics wurden im Börsengang für rund 30 Dollar verkauft, hinzu kamen 550 Millionen Dollar durch den zugesagten Einstieg des US-Finanzinvestors Silver Lake. Am Ende des ersten Handelstags schloss die Qualtrics-Aktie bei 45,50 Dollar mit einem Plus von knapp über 50 Prozent.

Im Jahr 2018 hatte SAP für rund 7,1 Milliarden Euro Qualtrics gekauft und behält auch nach dem Börsengang derzeit eine Mehrheitsbeteiligung. Mittlerweile setzt Qualtrics mit 3.300 Mitarbeitern 723 Millionen Dollar um. Die Aktie wird demnach mit einem überdurchschnittlich großen Vielfachen des Umsatzes bewertet.

Jochen Scholten
Jochen Scholten

SAP, Europas größter Softwarekonzern, sieht sich bestärkt, das zuletzt gebremste Wachstum in der Cloud stärker anzukurbeln. Mit der Preisfestlegung zu den Qualtrics-Aktien ginge es dem Konzern nicht nur darum, einen guten Preis für die SAP und ihre Anteilseigner zu finden. Man wolle auch die richtigen Investoren, die langfristig orientiert seien und nicht nach dem Ende der Lock-up-Periode gleich Kasse machen wollten.

Auf Bankenseite führten Morgan Stanley und JPMorgan das Konsortium an. Als weitere Institute ergänzten unter anderen Barclays, die Bank of America, die Deutsche Bank, Goldman Sachs, die HSBC und die Citigroup die Runde.

Berater Qualtrics
Goodwin Procter (Redwood City): Dr. Anthony McCusker, Dr. Bradley Weber (beide M&A), Dr. John Casnocha (Kapitalmarktrecht) –  aus dem Markt bekannt
Inhouse Recht (Provo): Dr. Blake Tierney (General Counsel)  –  aus dem Markt bekannt

Berater SAP
Shearman & Sterling (Menlo Park): Dr. Daniel Mitz (Federführung), Dr. Robert Cardone, Lona Nallengara, Dr. Richard Alsop, Dr. Kristina Trauger, Dr. Doreen Lilienfeld, Dr. Thomas König, Georg Thoma (alle M&A; beide Frankfurt)
Inhouse Recht: Jochen Scholten (Leiter Rechtsabteilung), Dr. Michael Plötner (Leiter Corporate/Kapitalmarktrecht; beide Walldorf), Dr. Mary Hanss (General Counsel SAP America; Paolo Alto), Volker Ahrens (Leiter Konzernversicherungen), Dr. Daniela Leyh (Corporate/Kapitalmarktrecht; beide Walldorf), Wendy Boufford (Assistant General Counsel SAP America; Paolo Alto) –  aus dem Markt bekannt

Berater Banken
Cooley (San Francisco): Dr. Dave Peinsipp, Dr. Charles Kim (San Diego), Dr. Andrew Williamson (alle Kapitalmarktrecht) –  aus dem Markt bekannt

Hintergrund: Die Kosten der Transaktion trägt nach Angaben der Börsenaufsicht Qualtrics. Dies bezieht sich auch auf eine Kanzlei von SAP.

M&A-Partner Mitz hatte SAP schon 2018 beim Kauf von Qualtrics unterstützt. Damals beriet er das Softwareunternehmen jedoch mit seiner damaligen Kanzlei Jones Day und einem deutschen Team um Ansgar Rempp, das den Kauf kartellrechtlich flankierte. Zu Shearman wechselte Mitz 2019. Er nahm die Kontakte zu dem DAX-Konzern mit, den er häufig im US-Recht berät.

Für den Qualtrics-IPO hat Shearman dann kontinentübergreifend zusammengearbeitet: Die beiden erfahrenen Frankfurter Corporate-Partner König und Thoma hatten seit Sommer 2020 die Führungsebene in der Konzernzentrale in Walldorf beraten. Dabei lag der Schwerpunkt im Konzernrecht und in Fragen der Governance, etwa zu den Aufgaben des Aufsichtsrates im Umfeld des Börsenganges. Mitarbeit kam auch aus dem weltweiten Legal-Team, das General Counsel Scholten von Walldorf aus führt und das rund 400 Mitarbeiter zählt.

Die kapitalmarktrechtliche Roadshow für den IPO von Qualtrics erfolgte in enger Abstimmung mit dem US-Rechtsteam, das seit 2008 von Syndika Hanss geführt wird.

Goodwin Procter, die in den USA eine anerkannte Kapitalmarktpraxis hat, stand schon an der Seite des Qualtrics-Managements, als SAP in das Unternehmen investierte. Hierzulande verlor das Frankfurter Büro der Kanzlei kürzlich zwei erfahrene Transaktionspartner, legte aber dafür den Grundstein für eine eigene Investmentfondspraxis.

Die US-Kanzlei Cooley, die 2019 ihr erstes kontinentaleuropäisches Büro in Brüssel eröffnete und hier die Banken beriet, hat in der IPO-Beratung einen Schwerpunkt im Tech- und Pharmasektor.

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