Schifffahrtskrise

Rickmers bringt mit Gleiss Restrukturierung auf den Weg

Die Hamburger Rickmers Holding hat einen Plan zur Restrukturierung ihrer Finanzverbindlichkeiten auf den Weg gebracht. Das Schifffahrtsunternehmen leidet unter der seit Jahren andauernden Krise der Branche. Das nun ausgearbeitete Rettungskonzept sieht nicht nur die Unterstützung des bisherigen Alleingesellschafters Bertram Rickmers und der Gläubigerbanken vor, auch die Zustimmung der rund 1.000 Anleihegläubiger spielt eine entscheidende Rolle.

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Urszula Nartowska
Urszula Nartowska

Der Sanierungsplan regelt, dass Bertram Rickmers über 30 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen einbringt sowie seinen Anteil an der Holding von derzeit 100 Prozent auf 24,9 Prozent reduziert. 75,1 Prozent seiner Anteile soll der Hamburger Unternehmer an ein noch zu gründendes Luxemburger Transaktionsvehikel (LuxCo) übertragen, das durch eine Kapitalerhöhung diese neuen Aktien an der Rickmers Holding AG übernimmt.

Die LuxCo soll alle Anleiheverbindlichkeiten übernehmen und statt der Rickmers Holding Schuldnerin der Anleihe sowie eines Teils der Bankdarlehen werden. Die beiden Hauptgläubigerbanken sind die HSH Nordbank und die UniCredit, wobei die HSH laut ‚Hamburger Abendblatt‘ mit Forderungen in Höhe von rund 750 Millionen Euro die größte Gläubigerin der Gruppe ist. Laut dem Branchenmagazin ‚Hansa‘ stellen daneben die NordLB, Deutsche Bank und DNB Bank ASA die Finanzierung der Rickmers Gruppe.

Investorensuche durch gemeinsamen Vertreter

Ein von den Anleihegläubigern zu bestellender gemeinsamer Vertreter soll die LuxCo-Aktien innerhalb der nächsten drei Jahre an einen Investor verkaufen den Erlös nach einem definierten Verteilungsschlüssel an die HSH, die UniCredit und die Anleihegläubiger auszahlen, wobei die HSH laut Presseberichten für sich den Erstzugriff auf 54 Millionen Euro ausgehandelt hat.

Der Rickmers-Vorstand hat bereits einen gemeinsamen Vertreter vorgeschlagen. Diesem und dem Sanierungsplan sollen die Anleger zwischen dem 8. und 10. Mai in einer Abstimmung ohne Versammlung zustimmen. Sollte das notwendige Quorum von 50 Prozent nicht zustande kommen, will Rickmers am 1. Juni eine zweite Versammlung einberufen, bei der dann lediglich wertmäßig 25 Prozent der ausstehenden Schuldverschreibungen vertreten sein müssten. Sollte der Plan auch nach der zweiten Versammlung nicht die notwendige Zustimmung erhalten, will Rickmers unverzüglich die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen.

Wenn die Restrukturierung eingeleitet werden kann, will Rickmers die im Juni fällige Zinszahlung von rund 24,4 Millionen Euro aus eigenen Mitteln bezahlen. Insgesamt beläuft sich der Wert der Schuldverschreibungen auf über 275 Millionen Euro, ursprünglich war die Anleihe 2013 ausgegeben worden, mit einer jährlichen Verzinsung von 8,875 Prozent und einer Laufzeit von fünf Jahren.

Sven-Holger Undritz
Sven-Holger Undritz

Berater Rickmers
Gleiss Lutz: Dr. Urszula Nartowska (Gesellschaftsrecht/M&A; Hamburg), Dr. Matthias Tresselt (Restrukturierung; Stuttgart), Dr. Kai Birke (Bank- und Finanzrecht; alle Federführung), Dr. Stefan Mayer (beide Frankfurt), Dr. Johann Wagner (Hamburg; beide Steuerrecht), Dr. Andreas Spahlinger (Restrukturierung; Stuttgart)
Inhouse Recht (Hamburg): Kirsten Gronau (General Counsel), Markus Heischmann (Deputy General Counsel)
Arendt & Medernach (Luxemburg): Jan Neugebauer (Steuerrecht), Laurent Schummer (Corporate/Kapitalmarktrecht) – aus dem Markt bekannt
EY (Hamburg): Dr. Nils Sonntag (Tax Head Hamburg; Sanierungstragfähigkeitsgutachten) – aus dem Markt bekannt

Berater HSH Nordbank
White & Case (Hamburg): Sven-Holger Undritz, Riaz Janjuah (beide Restrukturierung) – aus dem Markt bekannt

Kristian Heiser
Kristian Heiser

Berater UniCredit
Watson Farley & Williams (Hamburg): Dr. Clemens Hillmer – aus dem Markt bekannt

Berater Bertram Rickmers
Möhrle Happ Luther (Hamburg): Dr. Tobias Möhrle – aus dem Markt bekannt

Designierter Gemeinsamer Vertreter
Raschke von Knobelsdorff Heiser (Hamburg): Dr. Kristian Heiser

Hintergrund: Die Hamburger Gleiss-Partnerin Nartowska hatte den Rickmers-Vorstand erst vor wenigen Wochen im Rahmen des Verkaufs der verlustbringenden Rickmers-Linie an die Bremer Reederei Zeaborn beraten. Die Transaktion begleitete damals vor allem Allen & Overy für das Hamburger Unternehmen. Soweit bekannt laufen bei Rickmers die Transaktions- und Restrukturierungsberatung bewusst getrennt voneinander. Nun zeichnete Gleiss mit einem standortübergreifenden Team umfassend für die finanzielle Restrukturierung der Gruppe verantwortlich, das heißt sie beriet zur Restrukturierung von Bank- und Anleiheverbindlichkeiten. Neben Nartowska, die den gesellschaftsrechtlichen Part übernahm, verantwortete der Stuttgarter Partner Tresselt die insolvenzrechtliche Seite und der Frankfurter Partner Birke die bank- und kapitalmarktrechtlichen Aspekte. Zudem betreut Gleiss ihre Mandantin im Zusammenhang mit der Restrukturierung laufend zu allen gesellschafts-, insolvenz- und  kapitalmarktrechtlichen sowie steuerlichen Fragen.

Als Stimmrechtsvertreter benannte Rickmers die Beratungsgesellschaft One Square Advisory. Die Gläubigerabstimmung ohne Versammlung betreut der Hamburger Notar Dr. Johannes Beil aus dem Notariat Bergstraße

Mit der Erstellung des Liquidationswertberichts war die Kanzlei Brinkmann & Partner beauftragt. JUVE-Informationen zufolge arbeiteten daran Dr. Christoph Morgen und Dr. Tobias Brinkmann.

Der Corporate-Anwalt Heiser wurde vom Rickmers-Vorstand gebeten, für das Amt des gemeinsamen Vertreters zu kandidieren und die Interessen der Anleihegläubiger zu vertreten. Dazu gründete die Hamburger Kanzlei eine Dienstleistungstochter, als deren Geschäftsführer Heiser agiert. Der ehemalige Freshfields Bruckhaus Deringer-Anwalt hatte Rickmers zuvor noch nicht beraten, bringt aber Erfahrung bei Refinanzierungen mit. So beriet Heiser etwa zuletzt im Herbst 2016 die HSV Fußball AG bei der Platzierung eines Schuldscheindarlehens im Gesamtvolumen von 40 Millionen Euro am Kapitalmarkt.

Mit der Plausibilisierung des Sanierungsgutachtenhat Heiser die Beratungsgesellschaft Nexpert beauftragt.

Bertram Rickmers wurde bereits beim Verkauf der Rickmers-Linie von der Hamburger MDP-Kanzlei Möhrle Happ Luther beraten.

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