An drängenden Themen mangelt es der Gesundheitsbranche bekanntlich nicht: Die Krankenhauslandschaft befindet sich im Umbruch, die Pflegekassen benötigen dringend Geld, ein Dekret von US-Präsident Trump bedroht das internationale Arzneimittel-Preisgefüge und mehrere Pharmaunternehmen klagen mit Clifford Chance gegen die EU-Abwasserrichtlinie. Derweil profitieren von der steigenden Bedeutung von Technologie-Partnerschaften und Lizenzkooperationen Einheiten wie Baker McKenzie, McDermott Will & Schulte oder Osborne Clarke.
Während sich viele Großkanzleien zunehmend auf hochprofitables Geschäft wie große Deals, grenzüberschreitende Compliance-Projekte und Massen-Produkthaftungsverfahren fokussieren, stoßen Boutiquen wie Novacos oder GNP Geiger Nitz Partner, aber auch Einzelkämpfer wie Nawroth oder Merx Pütz, in die Lücken, die sich mitunter in der regulatorischen Beratung oder auch in HWG-Verfahren auftun. Immer häufiger übernehmen Boutiquen bei Deals die regulatorische Due Diligence. Das Ergebnis: Die Beraterlandschaft wird größer und diverser.
Wie sehr die Grenzen zwischen Gesundheit, Schönheit, Lifestyle und Digitalisierung verwischen, zeigt ein Highlight-Deal: Taylor Wessing hat die US-Gesundheitsplattform Hims & Hers bei der Übernahme des in Deutschland gegründeten Telemedizinunternehmens Zava begleitet. An der Seite von Zava, die sich unter anderem auf digitale Rezepte für Abnehm- und Potenzmittel fokussiert haben, standen Latham & Watkins und GNP Geiger Nitz Partner. Eine weitere große Transaktion war die Übernahme des Tübinger mRNA-Spezialisten Curevac durch BioNTech. Hier standen mit Covington & Burling und Hengeler Mueller ebenfalls zwei Branchenspezialisten auf Käuferseite. Für den Kauf des chinesischen Biotech-Unternehmens Biotheus hatte BioNTech zuvor auf A&O Shearman gesetzt.
Viel los war auch im Krankenhaussektor: Nachdem das Kartellamt die Fusion zwischen den Unikliniken Heidelberg und Mannheim untersagt hatte, waren Luther und Dentons nach langem Ringen doch erfolgreich.
Den Verkauf der von der Insolvenz bedrohten Muldentalkliniken an Sana managten Forvis Mazars und Görg – zwei Einheiten, die ebenfalls regelmäßig bei Healthcare-Transaktionen zu sehen sind. Viel Beratungsbedarf ergibt sich auch im Zuge der Krankenhausreform, hier sind etwa Luther und Busse & Miessen besonders umtriebig. Insbesondere in Nordrhein-Westfalen gibt es zahlreiche Widerspruchs- und Klageverfahren. Hier sind Boutiquen wie Michels pmks oder PPP Dres. Pittrof Penner Reimer & Partner gefragt.
Bewegung im Kanzleimarkt
Einige Überraschungen hatten die Kanzleien selbst zu bieten: Nachdem die Beraterlandschaft im Gesundheitswesen bisher durch Stabilität geprägt war, hat sich das Personalkarussell 2025 munter gedreht. So ist die Traditionskanzlei Ehlers Ehlers & Partner auseinandergebrochen. Während der Namenspartner in eigener Einheit weitermacht, zog es einen Teil der Praxis zur Boutique Medlegal. Ein weiterer Teil ging zur US-Kanzlei Greenberg Traurig, der sich zuvor bereits ein Team von McDermott Will & Schulte angeschlossen hatte. Damit verfügt Greenberg Traurig auf einen Schlag über eine marktrelevante Praxis. Indes nimmt bei führenden Pharmapraxen von Großkanzleien, darunter Clifford Chance oder Baker McKenzie, der lange schwelende Generationswechsel Fahrt auf.
Die Bewertungen behandeln Kanzleien, die die Gesundheitsbranche in diversen Rechtsgebieten beraten. Im Fokus steht die regulatorische, sozial- und wettbewerbsrechtliche Arbeit für Arzneimittel- und Medizinproduktehersteller u. Leistungserbringer. Auch Transaktionen und Projekte sind in den Rankings abgebildet. Auch Patent-, Kartell- und Vergaberecht spielen eine Rolle. Spezialisten für Produkthaftung finden sich im Kapitel Konfliktlösung.