Manchmal geht es schneller als gedacht: Gerade erst geboren und schon in der Pubertät. Dieses Gefühl beschleicht nicht nur Eltern, sondern auch aktuell Patentexperten in Deutschland. Denn zwei Jahre nach seinem Start hat sich der neue europäische Patentgerichtshof, der Unified Patent Court (UPC), als attraktives Gericht und als echte Alternative zu nationalen Gerichten in Europa etabliert. Zugleich ist der UPC eine Konkurrenz zu asiatischen und US-Gerichten, indem er immer mehr Fälle anzieht – im Juni 2025 waren es bereits 946. Das Vertrauen von Mandanten in das Gericht wuchs schnell, weil die Richter große Motivation zeigen und Urteile mit anerkannt hoher Qualität fällen. Mit vielen ihrer Urteile und Anordnungen entwickeln die UPC-Richter eine komplexe, supranationale Zivilprozessordnung; sie definieren viele patentrechtliche Fragen auf europäischer Eben neu. Das übt eine hohe Anziehungskraft auf in Patentsachen versierte Richter aus. So zieht das UPC nicht nur Fälle, sondern auch sehr erfahrene Richter von deutschen Gerichten ab. Auf Kanzleiseite sind es vor allem deutsche Patentprozessteams, die die Beratung beim UPC dominieren. Laut dem aktuellen UPC Ranking von JUVE Patent waren in den ersten beiden Jahren die beiden Boutiquen
Unterdessen sinken die Fallzahlen bei den deutschen Landgerichten Düsseldorf, Hamburg, Mannheim und München. Einzelne Patentkammern wurden bereits geschlossen. Dennoch müssen die deutschen Landgerichte weiterhin genug erfahrene Richter ausbilden. Denn Patentprozesse bei den nationalen Gerichten sind weiterhin eine wichtige Option für viele, gerade mittelständische Unternehmen, wenn sie ihre Schutzrechte gegen Wettbewerber in Deutschland durchsetzen wollen. Anders als bei den UPC-Verfahren dominiert den nationalen Markt für Patent Litigation eine große Gruppe an Rechtsanwaltskanzleien. Sie haben meist starke Schwerpunkte in den Sektoren Mobilfunk, Pharma und Medizinprodukte. Besonders stark zeigte sich zuletzt die aktuelle JUVE Kanzlei des Jahres
Vielfältiges und komplexes Beratungsangebot
Diese Entwicklungen haben erhebliche Auswirkungen auf die Patentstrategien von Unternehmen in Deutschland. Sie haben mit dem UPC nun eine zusätzliche Option, müssen aber im Zusammenspiel mit ihren Beratern komplexe Entscheidungen darüber treffen, in welchem Forum sie künftig Patente durchsetzen wollen. Das beginnt bereits bei der Anmeldung. Reicht beispielsweise ein nationales Patent, um einen Produktmarkt gegenüber Wettbewerbern zu schützen? Oder braucht man ein Europäisches Patent oder sogar eines mit dem sogenannten ‚Unitary Effect‘, also Wirksamkeit in allen UPC-Mitgliedsstaaten? Die gute Nachricht: Die Dichte an versierten Beratern ist hoch, sowohl bei Patentanwälten als auch bei den auf Patentrecht spezialisierten Rechtsanwälten. Den richtigen Berater zu finden, wird dadurch für Unternehmen aber nicht einfacher. Spezialisierte Anwälte müssen sich nun in beiden Foren auskennen, den nationalen Gerichten und dem UPC – gerade wenn sie Prozesse begleiten wollen. Sie müssen zudem die Rechtsprechung anderer nationaler Jurisdiktionen verfolgen, etwa Frankreich oder Großbritannien. Das ist eine große Herausforderung, zumal die sinkenden nationalen Fallzahlen den Druck auf ihr Geschäft erhöhen. Der Kuchen wird für sie kleiner, und einige Kanzleien haben schon jetzt weniger Geschäft. Andererseits steigt die Zahl der Konkurrenten um die Beteiligung in UPC-Verfahren, wo die deutschen mit Kanzleien aus anderen europäischen Ländern um Mandate konkurrieren. Statt Klagen in mehreren Ländern, die unterschiedliche Kanzleien oder mehrere Büros einer internationalen Kanzlei betreuten, ist im UPC nun theoretisch nur noch ein Vertreter nötig. Dabei machen sich Patentanwälte und Rechtsanwälte auch gegenseitig Konkurrenz, da sie gleichberechtigt vertreten können. Der Trend zu gemischten Patentteams setzt sich weiter fort. Zuletzt baute etwa
Der UPC beeinflusst die Strategie der deutschen Kanzlei derzeit also ganz maßgeblich. Gleichzeitig müssen sie aber auch die Bedürfnisse der Mandanten im Blick habe, die auf nationaler Ebene prozessieren wollen. Der Rückschluss, dass seit dem UPC-Start internationale Teams im Vorteil sind, überzeugt nur einen Teil der Mandanten. So sind viele rein national aufgestellte Litigation-Kanzleien wie
Neue Kanzleien kommen nach Deutschland
Höhepunkt der neuen Konkurrenzsituation unter den europäischen Kanzleien ist der Markteintritt der führenden britischen Litigation-Boutique
Wechsel dieser Art sind auch deshalb möglich, weil Patentprozessexperten der Generation nach den führenden Anwälten wieder wechselwillig sind – häufig mit dem Wunsch, am UPC richtig durchzustarten. Der Rückgang bei nationaler Litigation erzeugt zudem Unsicherheiten und befördert die Wechselfreudigkeit.
Personalkarussell nimmt Fahrt auf
Dies trifft auch auf ein Team um fünf Equity-Partner von
Die aus UK stammende Kanzlei
Bei
Die Rankings erfassen Kanzleien, die zu Patenten und Gebrauchsmustern sowie Know-how-Schutz beraten. Hierbei engagieren sich sowohl Patent- als auch Rechtsanwälte. Kanzleien, die über angrenzende Kompetenzen verfügen, finden sich in den Kapiteln Kartellrecht, Konfliktlösung und Marken- und Wettbewerbsrecht.