Die Nachfrage nach Rechtsberatung im Telekommunikationssektor ist seit Jahren so stark gestiegen, dass manch ein Mandant bereits feststellt, dass es heute an unabhängigen Spezialisten mangele. Die große Nachfrage resultiert allerdings auch zum Teil aus der stetig wachsenden Mandantenzahl. Seit einigen Jahren bereits suchen etwa auch die deutschen Autohersteller nach TK-Anwälten. Sie beschäftigen sich mit dem Rechtsgebiet, weil ihre Produkte beginnen, über eigene SIM-Karten mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Zu den führenden Praxen in diesem internationalen Geschäft gehören Baker McKenzie, Freshfields Bruckhaus Deringer, aber auch GvW Graf von Westphalen, die hierzu schon seit vielen Jahren in ihrem Netzwerk europaweit einen dt. Branchenprimus berät.
Seit der TK-Novelle von 2021 unterfallen aber auch Anbieter TK-naher Dienste dem TK-Recht sowie dem speziellen TK-Datenschutz. Im Prinzip kann sich kein Software- und App-Anbieter davon frei machen, zumindest TK-rechtliche Compliance-Risiken zu bewerten, zu monitoren und gegebenenfalls auch ihre Sicht der Dinge juristisch zu verteidigen. Marktbekannt ist, dass Jones Day u.a. für Google im TK-Recht und Noerr seit langer Zeit Microsoft neben dem IT- auch im TK-Recht berät. Aber auch Bird & Bird, Freshfields Bruckhaus Deringer und Neuland helfen in enger Bindung an die eigene IT- und Datenschutzberatung großen und kleinen US-Unternehmen u.a. bei der Markteinführung ihrer Produkte.
Schnelle Netze für die Digitalisierung
Ein großer Treiber der Nachfrage nach tk-rechtlicher Beratung ist auch der Auf- und Ausbau von neuer Netzinfrastruktur. Keineswegs unbedeutend ist in dieser Hinsicht die Arbeit von Bird & Bird an der Seite von 450connet. Das Unternehmen entwickelt eine ausfallsichere Plattform zur Digitalisierung der kritischen Infrastrukturen in Deutschland. Auf der Basis eigener Frequenzen wird hier die Grundlage für sichere Kommunikation und Datenübertragung für Energie-, Wasser- und Verkehrsinfrastrukturen geschaffen. Strategische Projekte dieser Art nehmen auch in anderen Bereichen der Wirtschaft zu. Hogan Lovells etwa, die als eine von wenigen hier besprochenen Kanzleien über große patentrechtliche Erfahrung im Sektor verfügt, berät zu einem Kommunikationsnetz im Gesundheitssektor. Maßgeblich zur Nachfrage trägt aber auch der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur bei, wo neben den bei Infrastrukturfonds und den großen Netzbetreibern etablierten Transaktions- und Finanzierungspraxen auch Einheiten wie Greenberg Traurig, Pinsent Masons und Rödl & Partner etwa kommunale, bei den Stadtwerken angelehnte Glasfasergesellschaften dabei unterstützen, im geförderten Umfeld ihre Netze auszubauen und neue Gesellschaften für das TK-Geschäft aufzustellen.
Neues Funknetz für das Land
Funktionierende Glasfasernetze werden auch für das 5G-Funknetz gebraucht, das die großen Netzbetreiber gerade ausbauen. Eine zentrale Rolle nimmt dabei 1&1 ein, die auf Hochtouren den Aufbau eines eigenen 5G-Funknetzes vorantreibt, das sie zum vierten deutschen Mobilfunknetzbetreiber werden lässt. Die vielen Verträge, die 1&1 dazu mit der Festnetzschwester 1&1 Versatel sowie mit dem von Baker McKenzie beratenen japanischen E-Commerce-Unternehmen Rakuten schließen musste, verhandelte das Unternehmen mit Hengeler Mueller an seiner Seite. Dazu gehörte auch ein Vertrag, der es 1&1 ermöglicht, bis zum Start des eigenen Netzes als Mobile Virtual Network Operator (MVNO) das von Telefónica mitzunutzen, die sich dazu von Pinsent Masons beraten ließ. Beide Kanzleien sind die Aufsteiger im TK-Beratermarkt.