Corona-Umfrage

Bisher nur wenige Auswirkungen auf Associate-Gehälter

Die Mehrheit der Associates spürt bislang noch keine nennenswerten finanziellen Einbußen aufgrund der Corona-Krise: Das ist ein Ergebnis einer JUVE-Umfrage, in der mehr als 250 Associates im April ein aktuelles Stimmungsbild abgegeben haben. Rund 63 Prozent der Associates geben an, dass sich die Corona-Krise bislang „gar nicht“ beziehungsweise „nicht so stark“ auf ihr Gehalt auswirke.

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Wie geht es Ihnen in der Krise? Auf diese und weitere Fragen antworteten insgesamt mehr als 700 Teilnehmer in der Umfrage, davon über 250 Associates aus Großkanzleien, mittelgroßen und kleinen Sozietäten in Deutschland. Mehrere Fragen in der Umfrage bezogen sich auf das Thema Geld.

Mit 47 Prozent geben die meisten der befragten Associates an, dass die Corona-Krise gar keine Auswirkungen auf ihr Gehalt habe. 16 Prozent spüren laut der Umfrage „nicht so starke Auswirkungen“. Rund 17 Prozent bemerken laut Umfrage bereits jetzt starke Auswirkungen der Corona-Krise auf das Gehalt. Nur vier Prozent gaben an, dass ich die Krise sehr stark für sie auswirke.   

Kanzleien sparen beim Bonus

Von krisenbedingten Gehaltskürzungen berichten lediglich knapp fünf Prozent. Deutlich mehr Associates sind hingegen sind laut Umfrage schon von einem Stopp von Bonuszahlungen betroffen – und zwar 22 Prozent der Befragten. Zudem berichten einige, dass in ihrer Kanzlei „turnusmäßige Gehaltserhöhungen ausgesetzt“, „reguläre Gehaltsrunden verschoben“ oder „Gehaltskürzungen und Kurzarbeit erwogen“ würden.  

Insgesamt zeigen die Umfrageergebnisse dennoch: Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Associate-Gehälter sind derzeit noch moderat. Das Gehaltsnvieau ist ohnehin hoch, auch wenn größere Bewegungen und Gehaltssprünge 2020 schon vor Beginn der Corona-Pandemie weitgehend ausblieben. 

So gab es in der Gruppe der Kanzleien, die ihren Associates im ersten Berufsjahr mehr als 120.000 Euro bezahlen, nur moderate Veränderungen. Sullivan & Cromwell, die Berufsanfängern schon seit Jahren am meisten zahlt, führt die Riege der Top-Zahler mit 145.000 Euro Einstiegsgehalt auch weiterhin an. Knapp dahinter folgen Milbank, Skadden Arps Slate Meagher & Flom und Willkie Farr & Gallagher, die ihre Associates im ersten Jahr unverändert mit 140.000 Euro entlohnen.

Shearman & Sterling hatte zuletzt verglichen zum Vorjahr noch 5.000 Euro draufgelegt und bezahlt Berufseinsteigern jetzt 130.000 Euro pro Jahr. Auch bei Goodwin Procter verdienen Berufseinsteiger seit dem Jahreswechsel 130.000 Euro im ersten Jahr: Damit erhöhte die US-Kanzlei das Einstiegsgehalt um 10.000 Euro pro Jahr und stieg in die Gruppe der Top-Zahler auf. In der Riege der Kanzleien, die zwischen 100.000 und 120.000 Euro Einstiegsgehalt zahlen, gab es kaum Bewegung. 

Die Zurückhaltung der Kanzleien in puncto Gehaltserhöhungen war allerdings keine vorauseilende Reaktion auf eine erwartete Krise, sondern ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass schon vor Corona eine gewisse Schmerzgrenze erreicht war. 

Das immense Wettbieten um die höchsten Einstiegsgehälter, das sich viele Sozietäten in der Vergangenheit im Kampf um den besten Nachwuchs geliefert haben, dürfte aufgrund der Corona-Krise für längere Zeit eine Pause einlegen.

Geld ist längst nicht mehr alles

Schon vor der Corona-Pandemie hat sich der Kampf um die begehrten Nachwuchsjuristen vom früheren Hauptfaktor Geld zunehmend zu weicheren Aspekten wie Work-Life-Balance verlagert. Die Kanzleien setzen sich zunehmend mit den Wünschen der Bewerbergenerationen Y und Z auseinander – und die Nachwuchsjuristen wünschen sich vor allem eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Karriere mit Freizeit und Familie.

Dies zeigen die Ergebnisse der azur-Bewerberumfrage 2019: Für 32 Prozent der befragten Bewerber ist die Vereinbarkeit von Karriere und Familie bei der Arbeitgeberwahl entscheidend, nur für 13 Prozent ist das Gehalt ausschlaggebend. Und nur die allerwenigsten Umfrageteilnehmer bejahen etwa die Aussage „unter 100.000 Euro fange ich gar nicht erst an“.

Kein Wunder, dass sich immer mehr Großkanzleien mit Maßnahmen wie der Einführung der 40-Stunde-Woche, von Teilzeitpartnerschaften oder agilen Arbeitsmethoden überbieten. In dieser Hinsicht könnte sich die Corona-Krise als zusätzlicher Treiber erweisen und beispielsweise die Akzeptanz von Homeoffice langfristig steigern. Laut Corona-Umfrage arbeiten über 70 Prozent der befragten Associates aktuell ausschließlich im Homeoffice. (Silke Brünger)

Was junge Juristen aktuell bei rund 300 Arbeitgebern in Deutschland verdienen können, lesen Sie in den azur-Gehältertabellen: www.azur-online.de/geld.

Einblicke hinter die Kulissen der Top-Arbeitgeber in Deutschland mit den Ergebnissen der jüngsten azur Bewerber- und Associate-Umfragen finden Sie in der aktuellen Ausgabe von azur100 online unter https://www.azur-online.de/top-arbeitgeber-2020.

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