Expansion

Schönherr hebt osteuropäische Anwälte ins Equity

Erstmals hat die österreichische Top-Kanzlei Schönherr Anwälte aus Zentral- und Südosteuropa in die Equity-Partnerschaft berufen. Insgesamt fünf Local Partner aus Prag, Belgrad und Bukarest stoßen damit zum Kreis der bislang 20 ausschließlich in Wien stationierten Equity-Partner.

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Schönherr-Managing Partner Dr. Christoph Lindinger ist überzeugt, dass eine „internationale Eigentümerstruktur entscheidend ist, um sich nachhaltig als zentraleuropäische Kanzlei weiterzuentwickeln“. Mit Equity-Partnern, die dauerhaft vor Ort sind, sei die Integration der Gesamtkanzlei einfacher. „So denken alle noch mehr als zuvor an den Erfolg der gesamten Sozietät“, sagt Lindinger.

Nicht nur Schönherr, auch die allermeisten anderen österreichischen Kanzleien taten sich bislang schwer, Equity-Partner außerhalb Österreichs zu beschäftigen. Die häufig seit mehr als zehn Jahren in Ost- und Südosteuropa sehr aktiven Kanzleien haben meist auf feste Allianzen vor Ort gesetzt, oder ein System mit lokalen Partnern installiert. Diese waren dann am Gewinn in ihrem jeweiligen Land beteiligt, hatten aber weder Anteile noch Gewinnansprüche gegen die gesamte Sozietät mit ihren meist Wiener Zentralen.

Bei Schönherr gab es daher bislang mit Markus Piuk nur einen Anwalt, der zwar formal Wiener Partner, aber seit Jahren vor allem in Rumänien und Bulgarien tätig ist und vor Ort wohnt.

Managing Partner Lindinger spricht daher von einem „Kulturthema“. Für Schönherr sei es „ein großer Schritt, sich so weit vorzuwagen“. Beispielsweise bewirke die Hereinnahme der neuen Partner auch, dass nun Englisch als Arbeitssprache etabliert werden müsse. „Wir können ja keine Partnerversammlung veranstalten, auf der ein Fünftel der Partner nichts versteht“, sagte Lindinger.

Allerdings ist Schönherr nicht die erste Kanzlei mit Equity-Partnern außerhalb Wiens. Bereits vor zehn Jahren hatte Wolf Theiss, die größte Kanzlei Österreichs, begonnen, Equity-Partner in Zentraleuropa zu ernennen. Sie kommt heute ebenfalls auf fünf Equity-Partner, in Belgrad, Budapest, Bukarest, Ljubljana und Prag.

Bei Schönherr treten nun die beiden Partner der Prager Niederlassung und ehemaligen Gleiss Lutz-Anwälte, Martin Kubánek (48) und Martin Nedelka (41), der Partnerschaft rückwirkend zum Februar 2010 bei. Slaven Moravčević (37) und Matija Vojnović (34) aus Belgrad sowie Sebastian Guţiu (34) aus Bukarest folgen ihnen per Februar 2011.

Alle neuen Partner werden bei Schönherr Teil der modifizierten Lockstep-Vergütung. Berufsrechtlich ist die Equity-Partnerschaft allerdings nicht ganz einfach. Nur die Anwälte aus Prag und Bukarest können als EU-Bürger direkt ins österreichische Firmenbuch eingetragen werden, während für die Belgrader Partner eine vertragliche Analogie gebildet werden muss. Letzteren Weg hat auch Wolf Theiss bislang bei allen Equity-Partnern gewählt. (Jörn Poppelbaum)

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