Der Gesellschafts- und Kapitalmarktrechtler Bosse war 2010 von Schelling & Partner als Equity-Partner zu Ernst & Young (EY) gewechselt, um deren Stuttgarter Büro zu leiten. Vier Jahre später hatte er von dem Berliner Partner Cornelius Grossmann die Leitung in Deutschland, Schweiz und Österreich (DACH) übernommen, der zunächst EMEIA-Chef und 2013 Global Law Leader wurde.
Die DACH-Region wird zum neuen Geschäftsjahr im Juli nun mit anderen Regionen in Europa zur neuen Einheit Europe West zusammengelegt. Sie umfasst nun auch Spanien, Portugal, Italien, Frankreich, Belgien und die Niederlande. Zudem zählen auch einige Maghreb-Staaten, die traditionell nach Frankreich berichteten, zur neuen Region.
Damit werden künftig über 1.000 Berufsträger in der Rechtsberatung Bosse unterstellt sein. Die Luxemburger Anwälte und Steuerexperten hingegen wurden der Financial-Service-Einheit zugeordnet, um dem starken europäischen Finanzplatz dort Rechnung zu tragen.
Integration für Expansion
Die Schaffung der Region Europe West ist ein Baustein der geplanten Wachstumsoffensive, im Zuge derer auch der Steuer- und der Rechtsbereich stärker verzahnt werden sollen. Die Mandantschaft fordere immer häufiger eine „nahtlose, grenzüberschreitende Betreuung in sämtlichen relevanten fachlichen Bereichen“, so die Big-Four-Gesellschaft. Gleichzeitig sollen den EY-Mitarbeitern durch die Neuorganisation länderübergreifende Wechsel und Projektarbeit erleichtert werden.
Der deutsche Anwalt Dr. Achim Grothaus (49), der zuletzt von New York aus weltweite Transformationsvorhaben managte, wird künftig den Bereich ‚Strategische Initiativen‘ auf Europe-West-Ebene leiten und neue Produkte und länderübergreifende Dienstleistungen entwickeln.
Zudem wird der Hamburger Assoziierte Partner Jan Schulz in der Region Verantwortung übernehmen. Der Rechtsanwalt und Steuerberater hat schon in der DACH-Region die Co-Leitung für die Legal Managed Services inne sowie für den Bereich Entity Compliance and Governance (ECG). Dieses Team, das er seit 2013 mit aufgebaut hat, ist für Reorganisationen und Vereinfachungen von Holdingstrukturen zuständig.
Aus dem Rechtsbereich von EY hat zum Juli auch der Private-Equity-Experte Dr. Jan Feigen weitere Aufgaben übernommen: Der 39-Jährige, der 2018 von Latham & Watkins zu EY Law wechselte, wurde zum Leiter Global Transaction Law ernannt.
Neue Aufgaben auch bei Tax
Im Steuerbereich war lange Jahre Partner Dr. Henrik Ahlers für die DACH-Region zuständig. Dieser hatte aber – auch zur Aufarbeitung des Wirecard-Skandals – zusammen mit dem Wirtschaftsprüfer Jean-Yves Jégourel die Geschäftsführung von EY Deutschland übernommen. Der Münchner Partner Alexander Reiter wurde neuer Steuerchef von EY Deutschland.
Auf Ebene der neuen Region Europe West wird das Tax-Team seit Juli von der Madrider Partnerin Rocio Reyero Folgado geleitet. An sie wird Bosse in seiner überregionalen Zuständigkeit auch berichten, denn der Legal-Bereich zählt bei EY als sogenannte Subservice Line zur Steuereinheit.
Ähnliche Aufstiege von deutschen Juristen innerhalb der Big-Four-Einheiten sah man zuletzt beispielsweise auch bei PwC Legal in den vergangenen Jahren: So übernahm Vorstandsmitglied Dr. Steffen Schniepp 2019 zusätzlich noch die Position des Global Head of Corporate/M&A.
Die Global Transformation Group von PwC Legal, die für weltweite Reorganisationsvorhaben zusammengestellt wurde, wird seit zwei Jahren von den beiden deutschen Partnern Dr. Simon Dürr und Dr. Frederic Mirza Khanian geleitet.