Die vier deutschen Hogan Lovells-Büros haben im abgelaufenen Geschäftsjahr den höchsten Umsatz seit der Fusion von Hogan & Hartson und Lovells 2010 eingefahren. Sie erwirtschafteten rund 160 Millionen Euro. Das sind gut 19 Millionen Euro und damit rund 13,6 Prozent mehr als 2014. Damit legte Hogan Lovells soweit bekannt so deutlich zu wie bis dato keine andere Großkanzlei, deren Geschäftsjahr zum Kalenderjahr endet. Weltweit legte die Kanzlei nur leicht zu, der Umsatz wuchs um 2,3 Prozent auf 1,82 Milliarden US-Dollar.
In Deutschland durchlebte die Kanzlei in puncto Geschäftsergebnis seit dem Zusammenschluss eher ein Wechselbad der Gefühle. 2010 war sie mit 143,7 Millionen Euro in die gemeinsame Zukunft gestartet. Nach einem zwischenzeitlichen Wachstum bis auf knapp 152 Millionen Euro musste sie 2014 ein deutliches Minus von 10 Millionen Euro hinnehmen – was allerdings darauf zurückging, dass die Kanzlei nach massiven Abgängen zur US-Kanzlei Morrison & Foerster im November 2013 ihr Berliner Büro geschlossen hatte. Darum bereinigt erzielten die verbliebenen Büros den gleichen Umsatz wie 2013.
Auch hinsichtlich ihrer Produktivität war Hogan Lovells bis dato seit ihrer Fusion nicht nennenswert vom Fleck gekommen. Zwar konnte sie trotz der Abgänge in Berlin ihren Umsatz pro Berufsträger (UBT) sogar leicht auf 469.000 Euro im Jahr 2014 steigern. Allerdings hatte sie bereits 2010 einen UBT von 461.000 Euro erzielt, seither bewegte sie sich nach diesem Kriterium in einer Spanne bis maximal 476.000 Euro. 2015 gelang ihr endlich ein deutlicher Sprung, der UBT kletterte deutlich um zwölf Prozent auf 524.000 Euro.
Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die Kanzlei ihr klares Umsatzplus mit annähernd gleich großem Team erzielte, die Zahl der Vollzeit tätigen Berufsträger (Full Time Equivalents, FTE) stieg zuletzt nur marginal um 5 auf 306. Deutlicher als im Vorjahr wuchs dagegen die Partnerschaft um drei auf 58 Partner. Die Kanzlei hatte Anfang 2015 zwei Partner aus den eigenen Reihen ernannt, zudem im Jahresverlauf den bekannten Private-Equity-Partner Dr. Matthias Jaletzke mit Team von Skadden Arps Slate Meagher & Flom geholt. Der Umsatz pro Equity-Partner liegt derzeit bei 2,8 Millionen Euro.
Transatlantische Kontakte zahlen sich stärker aus – interne Machtverhältnisse verschoben
Die deutsche Praxis profitierte zuletzt sichtbar von einigen hochkarätigen Mandaten, die ihr durch die transatlantische Fusion ermöglicht wurden. So führten etwa neue Kontakte zu Daimler zur Arbeit an der Übernahme das Kartenherstellers Here oder der Begleitung des US-Industriekonzerns General Electric am Verkauf seiner Gewerbeimmobilien im Wert von 24,7 Milliarden Euro. Auch die Abwehr einer großen Patentklage durch Ericsson für Apple ist auf die zunehmende Präsenz der IP-Gruppe in den Staaten zurückzuführen. „Darüber hinaus haben wir im vergangenen Jahr neue Wachstumsfelder in den Bereichen Fintechs, Drohnen, Internetsicherheit und Datenschutz erschlossen“, so Dr. Burkhart Goebel, Managing-Partner für Kontinentaleuropa.
In der Reihe deutscher Großkanzleien, die zum Jahresbeginn ihre Zahlen für das offenbar sehr geschäftsfreundliche Jahr 2015 bekanntgegeben haben, hat Hogan Lovells damit die bislang stärkste Umsatzsteigerung hingelegt. Heuking Kühn Lüer Wojtek setzte zuletzt 8,8 Prozent mehr um und kam auf gut 131 Millionen Euro. CMS Hasche Sigle steigerte den Umsatz um acht Prozent auf rund 286 Millionen Euro, Noerr um 6,8 Prozent.
Nicht ganz so erfreulich wie für die vier deutschen Büros entwickelte sich das weltweite Geschäft von Hogan Lovells. International verbuchte die Kanzlei einen Umsatzzuwachs um 2,3 Prozent auf 1,82 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahr war der Umsatz mit 3,6 Prozent auf 1,78 Milliarden US-Dollar noch etwas deutlicher gewachsen. Der Profit per Partner legte leicht um 2,2 Prozent auf 1,25 Millionen zu. Angaben zum durchschnittlichen Gewinn der deutschen Partner macht die Kanzlei nicht.
Die internen Machtverhältnisse haben sich im vergangenen Jahr aufgrund recht unterschiedlicher Umsatzentwicklungen deutlich verschoben. Dank einer sehr guten Entwicklung stehen die US-Büros derzeit für rund die Hälfte des weltweiten Umsatzes. 2014 zeichneten sie noch für rund 46 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich. London und die kontinentaleuropäischen Standorte kommen demgegenüber 2015 zusammen nur noch auf 43 Prozent (47 Prozent im Vorjahr). Allerdings legten die kontinentaleuropäischen Büros mit 12,6 Prozent deutlicher als London zu. Die Büros in Asien und im Mittleren Osten trugen erneut 7 Prozent bei.