Interview mit GoodIP

„Die Deutschen machen zu wenig aus ihren Patenten“

Wie verwertet man seine Patente? Und was haben US-Unternehmen den Deutschen voraus? Bastian July arbeitete fünf Jahre lang bei Osram im Bereich Lizenzen und IP Litigation bevor er 2017 GoodIP gründete. Das Münchner Start-up will die Schwarmintelligenz nutzen, um Patente transparenter zu machen und sie besser zu bewerten. Im Interview mit JUVE erklärt der Patentspezialist, was mittelständische Unternehmen besser bei der Verwertung ihrer Schutzrechte machen können und warum ausgerechnet die Deutschen ein Problem mit der Qualität haben.

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Bastian July
Bastian July

JUVE: Sind deutsche Unternehmen bei der Verwertung von Patenten gut aufgestellt?
Bastian July: Ich würde sagen: geht so. Wenn die klassische deutsche Patentabteilung den Markt analysiert, schaut sie bisher vor allem auf ihre direkten Wettbewerber. Aber diese Perspektive reicht heute nicht mehr. Denn die Digitalisierung und die Vernetzung von Produkten bringt es mit sich,  dass zunehmend neue Spieler in die angestammten Märkte drängen – Spieler, die häufig Patente gerade auf digitale Systeme und vernetzte Produkte besitzen. Gleichzeitig sollen deutsche Patent- oder Rechtsabteilungen Portfolios eher so verwerten, dass möglichst keine Kosten entstehen.

Was soll daran falsch sein?
Die Deutschen könnten beobachten, wie Unternehmen aus den USA oder auch Asien vorgehen – die setzen stärker auf Qualität.

Ausgerechnet die Deutschen haben ein Qualitätsproblem?
Die Portfolios deutscher Unternehmen sind durchaus von hoher Qualität. Aber die muss man eben auch auf die Straße bringen. Deutsche Unternehmen setzen etwa im Vergleich zu US-Unternehmen zu selten auf ihre wertvollen Schutzrechte – und lizenzieren diese kaum aus. Zudem müssen sie stärker in digitale Bereiche durch gezielte Patentkäufe vorstoßen.

Was bedeutet das für den deutschen Mittelstand?
Die Unternehmen stehen vor besonderen Herausforderungen. Bislang standen sie in der Regel vier bis fünf Wettbewerbern gegenüber, sie bauten ihre eigenen Portfolios da auf, wo ihnen technisch keiner etwas vormachen konnte – und sie kannten auch die Technik der Konkurrenz sehr genau. Aber all das bricht jetzt durch die Digitalisierung auf. Das stellt viele Mittelständler vor ein Problem, denn bei den Ressourcen können sie mit großen Konzernen kaum mithalten.

Wie funktioniert GoodIP?
Der Inhaber stellt bei uns ein Patent ein. Patent- und Technikexperten aus aller Welt analysieren das Potenzial – so kann der Inhaber das Verwertungspotential seiner Erfindung besser erkennen. Auf der anderen Seite können Unternehmen interessante Technologien identifizieren und gegebenenfalls zukaufen oder lizenzieren.

Bislang hat ein Patentinhaber seine Technologie ja durch die Patentanmeldung bekannt gemacht. Anschließend schlummerten die meisten Erfindungen in Akten vor sich hin. Warum sollte er sie nun ausgerechnet bei GoodIP publik machen?
Zeitgeist. Die digitalisierte Welt lebt vom Austausch. Unsere Kunden sind bereit, das Potential ihres Patents von der Außenwelt bewerten zu lassen. Allein haben sie ja nur die Meinung ihrer eigenen Experten. Wird ein Patent gut bewertet, haben die Patentinhaber eine konkrete Chance zur Verwertung und Vermarktung. Außerdem werden sie vielleicht auf gute Patente anderer Unternehmen oder Erfinder aufmerksam.

Gibt es bereits Erfolge bei der Verwertung von Patenten?
So weit sind wir noch nicht. Wir können erste Erfolge bei den Bewertungen des Patentpotentials vorweisen. Hier setzen sich die Leute schon intensiv mit den Patenten auseinander und sehen Chancen. Und wir erleben weltweit ein großes Interesse mitzumachen.

Das Gespräch führte Mathieu Klos.

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