Interview zum neuen SKW Schwarz-Management

„Anfangs gab es Skepsis“

Autor/en
  • Esra Laubach

Seit Jahresanfang ist Stefan Schicker CEO von SKW Schwarz. Gleichzeitig holte die vor allem im Medien-, IP- und IT-Recht bekannte Kanzlei auch einen Nicht-Juristen in ihre Managementteam. JUVE sprach mit Schicker darüber, welche Vorteile und Chancen eine solche Aufteilung bietet und wie die Akzeptanz in der Partnerschaft ausfällt.

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Stefan Schicker
Stefan Schicker

Das Management von SKW besteht aus einem Juristen als CEO und erstmals einem Nicht-Juristen als COO. Was wollen Sie damit erreichen?
Ursprünglich bestand unser Management aus zwei Anwälten. Ich habe zunächst in der Position des COO begonnen. Unser Ziel war es, die Prozesse in IT, Controlling, Finanzbuchhaltung, Marketing und Personalwesen bei SKW zu professionalisieren. Das funktioniert nicht so gut, wenn nur Anwälte dafür zuständig sind. Denn die arbeiten ja hauptsächlich juristisch und sind meist ausgelastet, sodass organisatorische Aufgaben oft hinten runterfallen. Wer COO ist, braucht technischen Verstand, organisatorisches Talent und vor allem Zeit, die Entwicklung der Kanzlei voranzutreiben – aber er braucht nicht unbedingt ein abgeschlossenes Jurastudium. Also haben wir die Kanzleisatzung entsprechend geändert. Arne Broer war mit seiner Managementerfahrung der Richtige für die Aufgabe als COO.

Wie ist die Akzeptanz eines Nicht-Juristen in der Partnerschaft?
Anfangs bestand eine gewisse Skepsis bei einigen Anwälten. Ein paar haben sich gefragt, wie das mit einem Nicht-Juristen funktionieren soll. Die ersten Erfolge zeigten sich dann noch aus unseren alten Positionen heraus: Wir haben etwa Projekte aufgestellt, um ein detailliertes Controlling zu entwickeln, wir haben die Buchhaltung überarbeitet und im Personalwesen Abläufe vereinheitlicht. Es haben sich also rasch erste Erfolge gezeigt, und so haben wir Vertrauen geschaffen. Mittlerweile herrscht auf breiter Basis eine große Akzeptanz.

Wie profitiert die Kanzlei nun von der Aufteilung?
Die strategische Entwicklung liegt bei uns beiden. Für die operative Umsetzung ist Arne Broer zuständig. Er leitet ein standortübergreifendes Team, das die Prozesse angleicht. Zum Beispiel haben wir die Stundenerfassung in einem System vereinheitlicht, damit das Controlling damit arbeiten kann. Auch in Marketing und IT sind wir dabei, die Prozesse stärker zu standardisieren. Als CEO koordiniere ich die strategische Ausrichtung der Kanzlei und der Fachbereiche, leite die Aktivitäten mit Blick auf Legal Tech und bin auch nach wie vor als Anwalt tätig.

SKW ist eine starke Marke, wenn es um Medien, IT und IP geht. Wie können die anderen Praxen da mitgezogen werden?
Die Hälfte unserer Anwälte arbeitet in IT, Medien und IP – das ist nun mal unser Schwerpunkt. Aber wir streben danach, dass alle Praxen voneinander profitieren. Wie das geht, zeigt sich am Beispiel Digitalisierung: Immobilien etwa enthalten immer häufiger technische Systeme wie Temperatursensoren oder Stromproduktionsanlagen. An der Stelle verzahnt sich dann unser Wissen um Technik, Datenschutz und IT mit dem klassischen Immobilienrecht.

Welche Managementaufgaben liegen noch vor Ihnen?
Wir arbeiten an unseren Vergütungsmodellen. Momentan haben wir – wie viele Marktteilnehmer – ein stundenbasiertes Modell. Das wird sich meiner Meinung nach verändern. Immer häufiger kommt die Frage nach Pauschalangeboten oder Kostenobergrenzen. Wir müssen also gut berechnen können, was unsere tatsächlichen Kosten sind. Dabei helfen uns die neuen Controllingstrukturen, mit denen wir genau berechnen können, welche Kosten anfallen, wie wir die Arbeit verteilen und welche juristischen digitalen Produkte wir unseren Mandanten anbieten können.

Sie haben auch eine Legal Tech GmbH gegründet…
Ja, dort beschäftigen wir uns mit der Digitalisierung von Rechtsdienstleistungen. Ziel ist exklusive Tools für unsere Mandanten zu entwickeln und zu vermarkten. Außerdem schulen wir unsere Mitarbeiter und bieten Seminare für unsere Mandanten an.

Wie weit sind Sie damit?
Wir haben schon Tools gebaut, aber noch nicht im großen Stil verkauft. Wir lernen ja selbst noch viel dazu. Und es geht nicht nur darum, ob ein Tool funktioniert, sondern vor allem ob wir damit einen Mehrwert für unsere Mandanten schaffen. Daneben stellt sich die Frage einer sinnvollen Bepreisung, über die wir derzeit mit unseren Kunden diskutieren: Man kann etwa für einen festen Preis ein Tool bauen, es dann aber für andere Mandanten weiterverwenden. Oder man legt einen Pay-Per-Use-Preis fest. Oder verkauft das Tool im Abo. Daran arbeiten wir jetzt noch intensiv. Es mögen kleine Schritte sein, aber auf lange Sicht ist es das, wohin eine moderne Kanzlei sich entwickeln muss.

Das Gespräch führte Esra Laubach.

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