Bereits im Vorfeld hatten Anwälte aus den Reihen von Düsseldorfer Großkanzleien sowie kleinerer Einheiten kritisiert, dass die Strukturen der Kammer und der Führungsstil des Präsidiums nicht zeitgemäß seien. Sie forderten unter anderem eine Verkleinerung des Präsidiums und mehr Transparenz der Vorstandsarbeit. Außerdem wollten sie die Aufwandsentschädigungen für Kammerfunktionäre auf den Prüfstand stellen.
Zur Wahl gestellt für den ‚Aufbruch 17‘ hatten sich nach JUVE-Informationen etwa der Transaktionsexperte Dr. Sönke Becker von Herbert Smith Freehills, der Steuerstrafrechtler Dr. Karl-Heinz Göpfert und die Insolvenzexpertin Sarah Wolf von PKF Fasselt Schlage, außerdem Anwälte von kleineren Einheiten. Sie konnten jedoch keinen der 15 zur Wahl stehenden Vorstandsposten ergattern. Für den 30-köpfigen Vorstand wiedergewählt wurde jedoch Kammerpräsident Herbert Schons, dessen Arbeit besonders im Zentrum der Kritik von ‚Aufbruch 17‘ stand. Die Initiative hatte Göpfert als Kammerpräsidenten favorisiert, der es nun nicht einmal in den Vorstand schaffte.
Dr. Sven-Joachim Otto, Partner bei PricewaterhouseCoopers Legal und einer der Initiatoren von ‚Aufbruch 17‘ nimmt die krachende Niederlage dennoch sportlich: „Immerhin haben wir durch unsere Initiative 800 Anwälte zur Teilnahme an der Kammerversammlung bewegen können, dadurch ist der Vorstand in großem Maße politisch legitimiert. Außerdem konnten wir Themen wie Complianceregeln und Einkaufsrichtlinien bereits im Vorfeld im Vorstand durchsetzen. Weitere Forderungen wollen wir jetzt mit dem neuen Vorstand konstruktiv diskutieren“.
Die Gegenseite, die nach Schätzungen von Otto mir rund 550 Anhängern vertreten war, hätte ihre Klientel einfach besser mobilisieren können. Kammerpräsident Schons kann sich nun jedenfalls gute Chancen ausrechnen für seine Wiederwahl bei der Präsidiumssitzung Anfang kommender Woche.
Aktualisierung vom 04.05.2017: Der neue Vorstand hat Herbert Schons am 2. Mai erwartungsgemäß erneut zum Präsidenten der Kammer gewählt.