Namenspartner Prof. Dr. Julius Reiter zufolge liebäugelt die Kanzlei seit langem mit einer Niederlassung im politischen Zentrum der Republik. Denn stärker als Wettbewerber wie Stoll & Sauer, Rogert & Ulbrich und Gansel, die sich ganz auf Massenklagen für Verbraucher spezialisiert haben, beeinflusst Baum Reiter Gesetzesvorhaben – teils durch Stellungnahmen in Gesetzgebungsverfahren, teils durch Verfassungsbeschwerden.
Schwerpunkte dabei sind die Themen Datenschutz, IT- und Arbeitsrecht, für die vor allem Reiter steht. Er ist alleiniger Geschäftsführer der vor Kurzem in eine Rechtsanwalts-GmbH umgewandelten Kanzlei, alle weiteren Anwälte sind Angestellte, einschließlich des Co-Namensgebers und ehemaligen FDP-Bundesinnenministers Gerhart Baum (88). Eine Spezialität der Kanzlei sind Verfassungsbeschwerden. Bekannte Mandate der Kanzlei neben Massenverfahren für Aktionäre sind etwa die Vertretung der Piloten-Gewerkschaft Cockpit im Streit über die Tarifeinheit sowie von Geschädigten der Loveparade-Katastrophe.
Neugestalter des Anwaltsberufs
„In Berlin werden in Politik, Forschung und Wirtschaft viele Entwicklungen zentral vorangetrieben, die unmittelbar auch unsere anwaltliche Tätigkeit betreffen“, sagt Reiter. Das betreffe etwa Themen wie Legal Tech, künstliche Intelligenz und automatisiertes Fahren. Seit 20 Jahren treten Anwälte der Kanzlei regelmäßig als juristische Sachverständige in Bundestagsausschüssen auf. Indem Baum Reiter nun auch räumlich an den Ort politischer Entscheidungen heranrückt, will sie laut Reiter „noch mehr zur Rechtsentwicklung beitragen, vor allem im Verbraucherschutz“.
Das Startteam in Berlin besteht aus zwei ehemaligen Gansel-Anwälten. Der neue Standortleiter Marko Martschewski war 15 Jahre in unterschiedlichen Positionen bei Gansel – einer der größten Klägerkanzleien – tätig, unter anderem als Head of Operations, Leiter der Teams Banking & Finance sowie Autokreditwiderrufe, sowie zeitweilig als Geschäftsführer. Mit Martschewski wechselte Jean Hubert. Martschewski will, wie schon bei Gansel, „zur Weiterentwicklung des digitalen Rechtsdienstleistungsmarktes beitragen“ – unter anderem über eine Kooperation mit dem Software-Start-up Iusta.