Der operative Geschäftsbetrieb von Escada soll bis auf Weiteres fortgesetzt werden. Andere Gesellschaften der Gruppe sind Escada zufolge nicht betroffen. Escada SE ist aber die zentrale operative Einheit der Gruppe.
Ziel des Managements sei die Fortführung des Geschäftsbetriebs im Rahmen einer bereits eingeleiteten Restrukturierung, erklärte Escada. Zudem will das Unternehmen Verhandlungen über eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die betroffenen 180 Mitarbeiter in der Zentrale und in acht Geschäften in Deutschland aufnehmen. Nach JUVE-Informationen ist Allen & Overy seit einigen Monaten mit der Restrukturierung befasst, die vom Frankfurter Partner Prüfer verantwortet wird. Prüfer und Gerloff hatten Anfang 2019 das Sanierungsverfahren des Modeherstellers Gerry Weber übernommen, Gerloff als Generalbevollmächtigter und Allen & Overy als Restrukturierungsberater.
Insolvenzverwalter Gerloff verbindet mit Escada darüber hinaus eine eigene Geschichte: Das Insolvenzverfahren 2009 war seinerzeit das erste große überregionale Verfahren, das Gerloff übernahm, damals noch als Anwalt bei Ott & Kollegen. Außerdem war es der Auftakt für zahlreiche weitere Modeinsolvenzen, bei denen er in unterschiedlichen Rollen mitwirkte. Dazu gehörten neben Gerry Weber auch Rena Lange, Laurèl, Wöhrl und Hallhuber.
2009 verkaufte Gerloff Escada an die indische Unternehmerin Megha Mittal, die es wiederum im Herbst vergangenen Jahres an den US-Finanzinvestor Regent abgab. Damals hatte Regent-Chef Michael Reinstein angekündigt, das Geschäft „zu neuen Höhen zu führen“. Nun wird Regent, die beim Escada-Kauf von Morgan Lewis aus den USA beraten wurden, von einem deutschen Taylor Wessing-Team um den Münchner Restrukturierungsexperten Dr. Hendrik Boss unterstützt. Boss ist derzeit in eine weitere Mode-Restrukturierung involviert, nämlich die von Bogner. Dort ist er Teil des Teams, das die finanzierenden Banken berät.
Escada gehörte in den 1990er-Jahren zu den weltweit größten Marken für luxuriöse Damenmode und machte Umsätze in Milliardenhöhe. Bereits in den vergangenen Jahren litt das Unternehmen unter Umsatzrückgängen. Diese seien durch die Folgen der Corona-Pandemie noch einmal deutlich verstärkt worden, hieß es. Aktuelle Geschäftszahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht mehr. Die letzten bekannten Angaben stammen aus dem Jahr 2017. Damals schrieb das Unternehmen tiefrote Zahlen. (Christiane Schiffer; mit Material von dpa)