Die DWS-Führung steht vor enormen Herausforderungen. Im Juni musste CEO Asoka Wöhrmann gehen, nachdem wenige Tage vor der Hauptversammlung 50 Beamte von Bundeskriminalamt, Finanzaufsicht und Staatsanwaltschaft zu einer Razzia wegen Greenwashing-Vorwürfen anrückten. Es geht um möglichen Anlagebetrug, Vermögensverwalter sollen Angaben zu Nachhaltigkeitskriterien beschönigt haben.
Den Stein hatte bereits im März des vergangenen Jahres die ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler ins Rollen gebracht. Fixler erhielt noch vor Ablauf ihrer Probezeit die Kündigung. Daraufhin alarmierte sie den damaligen Aufsichtsratschef Karl von Rohr über den Greenwashing-Verdacht. Von Rohr beauftragte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers damit, die Vorwürfe zu überprüfen. Die Ergebnisse der Untersuchung konnten die Anschuldigungen damals nicht belegen.
Nach der Razzia geht der Chef
Später im Jahr wurde die Finanzaufsicht BaFin auf den Fall aufmerksam, und die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC leitete Ermittlungen gegen den Mutterkonzern Deutsche Bank ein. Ende Mai dieses Jahres durchsuchten Ermittler dann schließlich die Zentralen von Deutscher Bank und DWS in Frankfurt. Nur wenige Tage darauf trat Wöhrmann zurück, sein Nachfolger als Vorsitzender der Geschäftsführung wurde Stefan Hoops.
Die interne Untersuchung führen in Deutschland nach JUVE-Informationen die Strafrechts-Boutique Feigen Graf, die die Kommunikation mit den Behörden steuert, und Hengeler Mueller. Hengeler übernimmt eine wichtige Rolle in der Sachverhaltsaufklärung, denn typischerweise stoßen bei der Prüfung umfangreicher Datenmassen wie der E-Mail-Kommunikation über mehrere Jahre Boutiquen an Kapazitätsgrenzen.
Bei Feigen Graf führen nach JUVE-Informationen Dr. Bernd Groß und der zum Jahresbeginn ernannte Partner Dr. Moritz Lange das Mandat. Feigen Graf begleitet die Deutsche Bank seit vielen Jahren in strafrechtlichen Verfahren. Groß etwa stand bereits 2012 dem damaligen Litigation-Chef des Instituts zur Seite, als dieser wegen Verdachts auf Umsatzsteuerhinterziehung inhaftiert wurde.
Hengeler und Sullivan im Tandem
Hengeler Mueller hatte in diesem Jahr auch AGI, die Investment-Tochter der Allianz, bei der Aufklärung eines Skandals und einem Vergleich mit US-Behörden beraten. Während dort ein Münchner Team um die Partner Prof. Dr. Jochen Vetter und Dr. Simon Link im Einsatz war, sind im DWS-Mandat dem Vernehmen die Compliance-Spezialisten Dr. Daniel Weiß und Dr. Lucina Berger aus dem Frankfurter Büro im Lead.
Während Feigen Graf und Hengeler in dem Mandat die inhaltliche Aufklärung der möglichen ESG-Verstöße für den Konzern vorantreiben, führt Sullivan & Cromwell in den USA die interne Untersuchung an. Auch im Allianz-Mandat gab es eine transatlantische Arbeitsteilung zwischen Hengeler und Sullivan.
Nach JUVE-Informationen steht ein Team um den Linklaters-Partner Prof. Dr. Hans-Ulrich Wilsing dem Aufsichtsrat der DWS zur Seite. Die Deutsche Bank setzte in der Vergangenheit regelmäßig auf Linklaters, etwa bei aktienrechtlichen Verfahren.
Deutsche Bank-Spitzenjuristin wechselt zu DWS
Mehrere Beteiligte haben zudem Zeugenbeistände mandatiert. In diesem Zusammenhang sind dem Vernehmen nach etwa die Frankfurter Strafrechtler Antje Klötzer-Assion, Dr. Friedrich Schultehinrichs (Schneider Schultehinrichs) und Serge Beck im Einsatz. Beck ist Compliance-Officer bei Schaeffler, vertritt aber auch als Einzelanwalt Mandanten.
Eine Spitzenjuristin der Deutschen Bank, mit der alle beteiligten Kanzleien vertraut sein dürften, wechselt demnächst zur Tochter DWS. Dr. Karen Kuder (49) begann ihre Karriere bei der Deutschen Bank im Jahr 2000, ab 2016 verantwortete sie das weltweite Bankaufsichtsrecht. 2018 wurde sie Chief Governance Officer, 2020 übernahm sie die Leitung der Rechtsabteilung. Ihre Nachfolge in diesem Amt steht noch nicht fest. Im DWS-Vorstand wird Kuder Chief Administrative Officer.
Ex-Nachhaltigkeitschefin verliert arbeitsrechtlich gegen DWS
Anfang 2023 wechselt zudem die Telekom-Managerin Angela Maragkopoulou als Chief Operating Officer (COO) in die DWS-Geschäftsführung. Bei der Deutschen Telekom verantwortet sie als CIO die Informationstechnik, unter anderem leitet sie den IT-Hub für künstliche Intelligenz und Robotik. Kuder und Maragkopoulou teilen sich die Aufgaben von Chief Administrative Officer Mark Cullen, der Ende des Jahres mit 67 in den Ruhestand geht.
Die Klage der kurzzeitigen Nachhaltigkeitschefin Fixler gegen ihren früheren Arbeitgeber blieb übrigens erfolglos. Im März dieses Jahres entschied das Arbeitsgericht in Frankfurt, dass ihre Kündigung rechtmäßig war (Az. 2Ca2178/21). Sie ließ sich von der Arbeitsrechtlerin Claudia von Gersdorff aus der Frankfurter Kanzlei Winterstein vertreten. DWS ließ sich vertreten von Prof. Dr. Georg Annuß. Damals war der bekannte Arbeitsrechtsspezialist Namenspartner von Staudacher Annuß. Im März wechselte Annuß in die Münchner Boutique Pusch Wahlig.
Wir haben den Artikel am 28. September aktualisiert und um weitere beteiligte Kanzleien ergänzt.