Der Vertrag mit Müller läuft regulär noch bis 2020, er soll nun aber im Platz machen für eine „effizientere Konzernsteuerung in einer Phase hoher Veränderungsdynamik“ unter Diess. Auch Blessing wäre vertragsgemäß noch länger in seiner Position geblieben. Wie es heißt, sollen sowohl Müller als auch Blessing dem Unternehmen noch bis zum Ende ihrer Vertragszeit als Berater zur Verfügung stehen – bedeutet: sie werden auch bis dahin ihre Vergütung beziehen.
Warum VW die Änderungen in der Konzernstruktur und die „hohe Veränderungsdynamik“ nicht mit einem Vorstandschef Müller bewältigen will, lässt Raum für Spekulationen. Zuletzt war er scharf kritisiert worden, als er sich in einem Interview zu Gehaltsobergrenzen für Manager äußerte.
Nach JUVE-Informationen stehen noch Verhandlungen mit dem Aufsichtsrat der Porsche Holding darüber an, ob und wie Müller von seinem Vorstandsposten der Volkswagen-Dachgesellschaft abtritt.
Offene Rechtsprobleme
Nach wie vor kämpft der Wolfsburger Konzern an verschiedenen Fronten mit diversen Rechtsstreitigkeiten, von deren strafrechtlichen Komplexen auch die Führungsriege betroffen ist.
Sowohl der neue Frontmann Diess, als auch Müller, Blessing und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch sind Teil der staatsanwaltlichen Ermittlungen. Bei Müller, Diess und Pötsch geht es um Vorwürfe, die im Zusammenhang mit den Abgasmanipulationen stehen. Dazu gehören auch Verstöße gegen die Adhoc-Mitteilungspflicht.
Berater Matthias Müller
Kasper Knacke (Stuttgart): Dr. Frank Hahn (Arbeitsrecht) – aus dem Markt bekannt
Berater VW Aufsichtsrat
Gleiss Lutz (Stuttgart): Prof. Dr. Michael Arnold (Federführung), Dr. Vera Rothenburg, Dr. Adrian Bingel (alle Gesellschaftsrecht), Christian Arnold (Arbeitsrecht), Martin Hitzer (Gesellschaftsrecht; Düsseldorf)
Berater Porsche SE-Aufsichtsrat/VW-Vorstand
Linklaters (Düsseldorf): Dr. Ralph Wollburg – aus dem Markt bekannt
Hintergrund: Hahn ist einer der beiden Arbeitsrechtspartner aus der angesehenen Praxis der Stuttgarter Kanzlei Kasper Knacke. Er berät regelmäßig Führungskräfte in arbeits- und vertragsrechtlichen Fragen, wobei die Vertretung Müllers eines der prestigeträchtigsten Mandate sein dürfte. Soweit bekannt hat Hahn Müller im vergangenen Jahr erstmals beraten, als VW eine Gehaltsobergrenze für Manager beschloss.
Gleiss ist als Beraterin des VW-Aufsichtsrates zur Aufarbeitung der Dieselaffäre in gesellschafts- und arbeitsrechtlichen Fragen seit einiger Zeit gesetzt und beriet auch zu den Hauptversammlungen der vergangenen beiden Jahre und zum Vergleich mit den US-Behörden.
Auch Linklaters-Partner Wollburg ist bei VW vor allem für die Gesellschaft und den Vorstand schon länger mit den Abgasproblemen befasst. Außerdem hält er gute Kontakte in die Porsche SE.