Staatsanwaltschaft

Anstellung von Wulffs Ex-Frau bei Schindhelm im Visier

Autor/en
  • JUVE

Die Staatsanwaltschaft Hannover prüft das Anstellungsverhältnis der Ex-Ehefrau des jüngst zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff bei der Osnabrücker Kanzlei Schindhelm. Untersucht wird, ob deren bisherige formale Beschäftigung bei Schindhelm strafrechtlich relevant ist.

Teilen Sie unseren Beitrag

Christiane Wulff war nach der Scheidung von ihrem Mann Ende 2008 formal als wissenschaftliche Mitarbeiterin halbtags bei der Kanzlei angestellt.

Sie wurde aber nie für die Kanzlei tätig, sondern arbeitete für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), die im gleichen Haus wie Schindhelm sitzt und früher auch mit der Kanzlei offiziell verbunden war. Ihr Gehalt bekam Christiane Wulff von Schindhelm, die aber die Kosten an PwC weiterreichte.

„Wir haben in Sachen Christiane Wulff nichts zu verbergen, haben nun sogar von uns aus den Kontakt zur Staatsanwaltschaft gesucht“, sagte der Osnabrücker Schindhelm-Partner Prof. Heiko Hellwege.

Offenbar war nie geplant, dass Wulff für Schindhelm tätig wird, die seinerzeit keinen Bedarf für eine Halbtagskraft hatte. Vielmehr sollte eine mediale Berichterstattung über Wulffs Exfrau vermieden werden, weil sie weder im Interesse von PwC noch von Christiane Wulff war.

Die Vertraulichkeit ging so weit, dass noch nicht einmal alle Berufsträger bei Schindhelm eingeweiht waren. „Ich hatte keine Kenntnis davon, dass Christiane Wulff bei Schindhelm gearbeitet haben soll und habe davon aus der Presse erfahren“, sagte ein 2008 bei Schindhelm tätiger Anwalt.

Christiane Wulff war damals gerade vom damaligen Ministerpräsidenten geschieden worden. Anschließend hatte PwC-Vorstand Norbert Winkeljohann ihre Anstellung eingefädelt. Winkeljohann hatte mit den Wulffs bis zu deren Scheidung in derselben Straße in Osnabrück gewohnt und war mit ihnen gut bekannt.

Wulff hatte zuvor seit 1993 nicht mehr als Juristin gearbeitet. Bei PwC gehört unter anderem das Genossenschaftsrecht zu ihren Schwerpunkten, zudem die Gebiete Unternehmensnachfolge und Stiftungen.

Winkeljohann und Schindhelm-Partner Hellwege sind ebenfalls seit langer Zeit miteinander bekannt. Die Kanzlei Schindhelm ging aus der von Prof. Dr. Malte Schindhelm gegründeten Societäts-Treuhand-Gruppe  (STG) hervor, bei der einst Winkeljohann selbst Partner war. 1999 wurde die STG dann in den PwC-Verbund integriert. Einige Schindhelm-Berufsträger, darunter auch der Osnabrücker Geschäftsführer Hellwege und sein Hannoveraner Pendant Dr. Philipp Albrecht, wurden damit auch Partner bei PwC. 2005 lösten PwC und Schindhelm die Verflechtungen infolge verschärfter Vorschriften der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, die Unternehmensprüfung und -beratung unter einem Dach nur noch unter verschärften Bedingungen zuließen (mehr…).

Heute äußert sich PwC zu der damaligen Konstruktion des Arbeitsververhältnisses wie folgt: „Faktisch gab es keinen Grund, weshalb Frau Wulff nicht direkt bei PwC hätte eingestellt werden können.“ Seit Anfang dieses Monats ist Wulff nun auch offiziell in Diensten von PwC.

Schindhelm verstärkt Transaktions- und Arbeitsrecht

Schindhelm hat sich unterdessen in den vergangenen Wochen in Osnabrück gleich doppelt verstärkt. Wie erst jetzt bekannt wurde, stieg zum Februar Matthias Kirsch (35) als Partner ein. Der M&A-Experte war zuvor knapp sechs Jahre bei Linklaters in Düsseldorf tätig, zuletzt als Managing Associate. Dort begleitete er zahlreiche Transaktionen, unter anderem war er zuletzt Teil eines Teams, das den US-Konzern Johnson Controls beim Kauf wesentlicher Teile der Autozulieferer Keiper und Recaro sowie der Solinger Hammerstein-Gruppe betreute (mehr…).

Daneben stieg ebenfalls zum Februar Dr. Anja Branz (41) als angestellte Anwältin ein. Die Arbeitsrechtlerin war in den vergangenen sieben Jahren in Berlin bei der Deutschen Bahn tätig und hatte dort verschiedene Führungspositionen inne. Zuletzt war sie Leiterin für Arbeitsrecht, Tarifpolitik und Mitbestimmung bei der DB Dienstleistungen GmbH, einer Tochter der Bahn.

In Osnabrück arbeiten gut 20 Berufsträger für Schindhelm. Daneben ist die Kanzlei in Deutschland noch mit einem kleineren Büro in Hannover vertreten. Dort arbeiten gut ein halbes Dutzend Anwälte. (René Bender, Geertje Oldermann)

 

Artikel teilen

Gerne dürfen Sie unseren Artikel auf Ihrer Website und/oder auf Social Media zitieren und mit unserem Originaltext verlinken. Der Teaser auf Ihrer Seite darf die Überschrift und den ersten Absatz des Haupttextes enthalten. Weitere Rahmenbedingungen der Nutzung unserer Inhalte auf Ihrer Website entnehmen Sie bitte den AGB.

Für die Übernahme von Artikeln in Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen Nutzungsrechte über die PMG Presse-Monitor GmbH, Berlin. Telefon: 030/284930 oder www.presse-monitor.de.