Weidmann war bereits bei der vorangegangenen Insolvenz von Sinn 2016 als Sachwalter bestellt worden. Der Insolvenzrechtler ist sehr erfahren mit Einzelhandelsinsolvenzen: Zu seinen bekanntesten Fällen zählt unter anderem die Karstadt-Gruppe, bei der Weidmann als Verwalter der Warenhausgruppe tätig war, nachdem sich Namenspartner Dr. Klaus-Hubert Görg Ende 2011 aus dem Mandat zurückzog. Beim Schutzschirmverfahren von Sinn wird Weidmann in seiner Funktion als Sachwalter von Christian Schulze unterstützt.
Die Position des Sanierungsgeschäftsführers übernahm Dr. Thomas Kluth. Der Namenspartner der auf Insolvenzrecht spezialisierten Düsseldorfer Kanzlei Kluth kennt Sinn ebenfalls gut, da er bereits beim Eigenverwaltungsverfahren 2016 als Chief Restructuring Officer in die Geschäftsführung einzog und operative Verantwortung übernahm. Unterstützt wird er dabei von Partner Max Hasenclever und Senior Manager Marcus Spangenberger.
Aus dem Markt bekannt ist, dass ein Team der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO für die Erstellung der Schutzschirmbescheinigung zuständig war.
Das Modehaus Sinn wurde 1850 gegründet und hat über die Jahre mehrere Eigentümer gehabt. Die Kette gehörte, damals noch unter dem Namen SinnLeffers, zwischen 2001 und 2005 zur Essener KarstadtQuelle AG, die sie an die Deutsche Industrie Holding (DIH) verkaufte. 2008 beantragte das Unternehmen erstmals Insolvenz. Das anschließende Verfahren wurde in Eigenverwaltung durchgeführt, wobei die Verfahrensform damals noch deutlich seltener Anwendung fand als heutzutage. Als Sachwalter wurde Horst Piepenburg von Piepenburg Gerling bestellt, Detlef Specovius von Schultze & Braun wurde in die Geschäftsführung berufen.
2013 kaufte die Unternehmerfamilie Wöhrl SinnLeffers, führte das Unternehmen jedoch nie gesellschaftsrechtlich mit der Modekette Wöhrl zusammen. Als diese 2016 in die Insolvenz ging, beantragte SinnLeffers wenige Tage später selbst eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Nach der Annahme des Insolvenzplans durch die Gläubiger, konnte das Verfahren 2017 aufgehoben werden. Seit Mitte 2018 firmiert das Unternehmen unter seinem heutigen Namen. Sinn betreibt derzeit 23 Filialen und beschäftigt rund 1.400 Mitarbeiter. Der Umsatz des Unternehmens lag im vergangenen Jahr bei 208 Millionen Euro. Laut eigenen Angaben hat Sinn unmittelbar vor dem aktuellen Schutzschirmverfahren in den Monaten März und April insgesamt rund 33 Millionen Euro verloren. Der Modehändler versuchte infolge der Einbußen, Kredite der KfW zu bekommen, jedoch lehnten die Banken die nötige Mithaftung ab.
Sinn ist damit, neben etwa Esprit und Hallhuber, ein weiteres Modeunternehmen, das infolge der Corona-Pandemie ein Insolvenzverfahren beantragt. Erst kürzlich hatte auch die auf Damenbekleidung spezialisierte Kette Appelrath Cüpper ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung begonnen. Als Sachwalter hat das Amtsgericht Köln Dr. Bero-Alexander Lau von White & Case bestellt. Zusätzlich unterstützt ein Düsseldorfer Team von Buchalik Brömmekamp das Unternehmen bei der Erstellung eines Sanierungskonzepts. Partner Dr. Jasper Stahlschmidt wurde zum Generalbevollmächtigten ernannt.