Der Vorstand muss nun versuchen, einerseits Geld für die Finanzierung des Konzerns einzuwerben und andererseits ein zukunftsfähiges Unternehmen aufzustellen. Ziel des Verfahrens sei es, das zu Jahresbeginn eingeleitete Sanierungsprogramm fortzusetzen. Parallel dazu gingen die Diskussionen mit Anleihegläubigern und Kreditgebern weiter, um die Unterstützung des laufenden Geschäfts sicherzustellen. Nach Informationen aus dem Unternehmen fehlen Senvion rund 100 Millionen Euro, um die Geschäfte weiterzuführen. Zwar gibt es wohl Angebote von Investoren, diesen Betrag bereitzustellen, aber nicht zu einigungsfähigen Bedingungen.
Der Windradhersteller beschäftigt weltweit rund 4.000 Mitarbeiter, davon mehr als die Hälfte in Deutschland. Erst 2017 hatte Senvion 730 Stellen gestrichen und die Schließung der Werke in Husum in Nordfriesland und im brandenburgischen Trampe sowie Powerblades in Bremerhaven angekündigt. Seitdem werden die Senvion-Windräder in Schleswig-Holstein und Indien konstruiert und in Bremerhaven sowie überwiegend im Ausland gefertigt. Senvion hat seit Jahren keine Gewinne erwirtschaftet, der Jahresabschluss für 2018 liegt noch nicht vor.
Auftragslage ist positiv
Der Mehrheitseigner, der US-Fonds Centerbridge, habe dem Unternehmen in den vergangenen neun Monaten 82 Millionen Euro bereitgestellt und wolle sich zudem an einer außergerichtlichen Sanierung beteiligen. Auch der Aufsichtsrat sowie wesentliche Kreditgeber und Anleihegläubiger unterstützen den Vorstand. Senvion verfügt über ein gut gefülltes Auftragsbuch.
Bislang beziehe sich der Antrag auf die Senvion GmbH und die Tochtergesellschaft Senvion Deutschland, hieß es in der Mitteilung weiter. Im Verlauf der Woche sollen weitere Konzerngesellschaften dazukommen. Centerbridge hatte den deutschen Senvion-Teil, damals RePower System, von der indischen Muttergesellschaft übernommen. Im Frühjahr 2016 gelang der Börsengang in den Prime Standard.
Berater Senvion
Kirkland & Ellis (München): Leo Plank, Dr. Bernd Meyer-Löwy, Sacha Lürken (alle Restrukturierung), Wolfgang Nardi (Finanzierung), Dr. Achim Herfs, William Burke, Tim Volkheimer (beide London; alle Kapitalmarktrecht); Associates: Dr. Josef Parzinger, Dr. Johannes Lappe (beide Restrukturierung), Dr. Alexander Längsfeld, Fabrice Hipp (beide Finanzierung)
Berater Banken
Cifford Chance: Dr. Stefan Sax (Frankfurt), John MacLennan (Restrukturierung), Michael Dakin (beide London), Dr. Florian Mahler (Düsseldorf; beide Finanzierung), Cristina Weidner (Restrukturierung; Frankfurt)
Berater Centerbridge
Latham & Watkins (Hamburg): Oliver Felsenstein (Private Equity), Dr. Frank Grell (Restrukturierung), Dr. Alexander Lentz (Kapitalmarktrecht; beide Frankfurt); Associate: Dr. Daniel Splittberger (Restrukturierung)
Berater Bondholder
Sidley Austin (München): Kolja von Bismarck (Restrukturierung)
White & Case: Keine Nennungen
Berater Senvion-Management
DLA Piper: Mike Danielewsky (Restrukturierung; Frankfurt), Dr. Benjamin Parameswaran (Corporate; Hamburg), Dr. Anja Köritz (Kapitalmarktrecht; Köln), Cristina Villafrade (Corporate; Hamburg), Florian Bruder (Finanzierung; München); Associate: Dr. Martin Kaltwasser (Restrukturierung; Frankfurt)
Berater BayernLB als Sicherheitentreuhänder
Shearman & Sterling (Frankfurt): Dr. Matthias Weissinger (Finanzierung)
Hintergrund: Die Berater sind aus dem Markt bekannt.
Die beiden Görg-Partner Hölzle und Bieg hatten schon als Duo und Sanierungsgeschäftsführer bei KTG Energie die Geschicke gelenkt. Hölzle bringt außerdem Branchenerfahrung als Insolvenzverwalter des Windenergieanlagenherstellers Ambau mit.
Kirkland hatte vor zwei Jahren schon eine milliardenschwere Refinanzierung von Senvion geleitet. Teil des Projekts war ein Green Bond nach New Yorker Recht, der einen schon früher emittierten High-Yield-Bond abgelöst hatte. Außerdem bekam Senvion einen revolvierenden Kredit und eine Bankengarantie. Hauptgläubiger sind auch im laufenden Insolvenzverfahren die Banken. Clifford vertritt mit einem Team aus deutschen, britischen und amerikanischen Anwälten insgesamt 16 Banken, darunter die Deutsche Bank, BNP Paribas, BayernLB und JP Morgan.
Centerbridge hatte die Senvion-Übernahme 2015 und den Börsengang 2016 noch mit Weil Gotshal & Manges über die Bühne gebracht. Nun setzt die Investorin offenbar auf Latham & Watkins. Die Kanzlei hatte kürzlich auch beraten, als sich Centerbridge um den Campingmobilhersteller Hymer bemühte.
White & Case und DLA Piper sind schon lange im Senvion-Umfeld tätig: DLA-Partner Parameswaran hat in den vergangenen Jahren immer wieder in diversen Vorstandsangelegenheiten und bei M&A-Transaktionen beraten, so etwa beim Verkauf an Centerbridge und beim Erwerb des Geschäftsbetriebes des indischen Windanlagenherstellers Kenersys India 2016. White & Case war jeweils Bankenseitig beim Börsengang und bei der Kreditrestrukturierung 2017 mandatiert.